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Libyen: Dramatische Szenen bei Evakuierung

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Die Evakuierung aus Libyen (hier: Ankunft eines verletzen Griechen in Athen) verläuft unter chaotischen Umständen.
Die Evakuierung aus Libyen (hier: Ankunft eines verletzen Griechen in Athen) verläuft unter chaotischen Umständen. © dpa

Tripolis/Ankara/Genf- Chaotische Szenen am Flughafen und Hafen von Tripolis: Hunterte Ausländer warten auf ihre Ausreise. Jetzt haben sich auch die Vereinten Nationen eingeschaltet:

Starker Wind und raue See haben am Freitag die internationalen Bemühungen um Evakuierungen aus Libyen behindert. Hunderte Amerikaner und andere Ausländer warteten im Hafen von Tripolis noch immer an Bord einer Fähre darauf, endlich das Land verlassen zu können. Türkische Militärmaschinen konnten wegen des Wetters nicht starten.

Insgesamt wollen mehrere zehntausend Ausländer Libyen so schnell wie möglich verlassen. Amerikaner, Türken und Chinesen wurden von ihren Heimatländern hauptsächlich per Schiff herausgeholt, während für die Europäer mehrheitlich Flugzeuge entsandt wurden. Die nordafrikanischen Arbeiter machten sich in überfüllten Kleinbussen auf den Weg zu den Grenzübergängen. Großbritannien erwog, seine Streitkräfte zur Rettung britischer Staatsbürger aus Libyen einzusetzen.

Zwei griechische Schiffe trotzten am Donnerstag dem starken Wellengang und brachten rund 4.500 chinesische Arbeiter von Libyen nach Kreta. Bis zu 15.000 weitere Chinesen sollen mit Fähren nach Kreta gebracht und von dort nach Hause geflogen werden.

In Rom trafen am Donnerstag die ersten UN-Mitarbeiter aus Libyen ein. Sie wurden mit einem italienischem Flugzeug ausgeflogen und berichteten von dramatischen Szenen in Tripolis. Andere erzählten vom Chaos am Flughafen der libyschen Hauptstadt, wo rund 10.000 Menschen ausharrten. “Der Flughafen ist wie ein Zoo“, sagte der Brite Ewan Black dem Sender BBC. “Da sind 10.000 Menschen und alle versuchen herauszukommen. Es ist absolut verrückt und praktisch ohne Kontrolle.“

China kündigt an, erstmals einen Kriegsschiff zum Schutz seiner Bürger zu entsenden. Die Fregatte “Xuzhou“ wurde angewiesen, ihre Anti-Piraten-Mission im Golf von Aden abzurechen und sich stattdessen auf den Weg nach Libyen zu machen, wie das Verteidigungsministerium nach chinesischen Medienberichten vom Freitag erklärte. Die Fregatte soll Schiffe schützen, die chinesische Staatsbürger aus Libyen in Sicherheit bringen.

Die türkische Regierung will ihre in Libyen festsitzenden Staatsbürger notfalls mit gezielten Militäreinsätzen aus dem Land herausholen. Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan habe den Generalstab in einer schriftlichen Direktive angewiesen, Spezialeinheiten auf diesen Einsatz vorzubereiten, berichtete die türkische Tageszeitung “Bugün“ am Freitag. Solche Einsätze blieben aber das letzte Mittel.

Die Türkei wolle weiter auf Diplomatie setzen, hieß es. Erdogan habe die Militärführung aber angewiesen, sich bereit zu halten. Spezialeinheiten sollen dann mit Booten und aus Hubschraubern nach Libyen eindringen. Schon jetzt sei klar, dass einige Gruppen von Türken in abgelegenen Gebieten mit den bisher angebotenen Möglichkeiten zur Ausreise nur schwer zu erreichen sein.

Der Menschenrechtsrat der Vereinten Nationen ist in Genf zu einer Sondersitzung über Libyen zusammengekommen. In einer von Ungarn und damit im Namen der Europäischen Union vorgelegten Resolution sollen die Machthaber gravierender Menschenrechtsverletzungen beschuldigt werden. Libyen gehört dem UN-Gremium aus 47 Staaten seit rund einem Jahr an. Es wäre das erste Mal, dass ein Mitgliedsland in einer Sondersitzung des Rates verurteilt wird.

Der Entwurf der Resolution sieht auch vor, dass Libyen aus dem Menschenrechtsrat ausgeschlossen wird. Dies könnte der Rat aber nur der UN-Vollversammlung empfehlen, die das wiederum mit Zweidrittelmehrheit beschließen müsste. Besonders die USA setzen sich dafür ein. Die Resolution fordert auch die Einsetzung einer internationalen und unabhängigen Untersuchungskommission, die nach Libyen reisen und die Lage vor Ort auf Menschenrechtsverletzungen untersuchen soll.

ap/dpa

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