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Polizei nutzt in Lützerath RWE-Laster – und muss dafür wohl bezahlen

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Von: Patrick Mayer

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RWE bestätigt, dass der Energiekonzern der Polizei in Lützerath einen LKW zum Transport von Festgenommenen zur Verfügung stellt. Das kostet die Behörden in NRW offenbar sogar etwas.

München/Lützerath - Es ist ein winziges Dorf zwischen Aachen und Mönchengladbach. Keine Dutzend Häuser. Im Südwesten Deutschlands würde man es wahrscheinlich als Weiher bezeichnen, und deshalb mit einem grünen statt eines gelben Ortsschildes versehen. Und dennoch ist Lützerath (Nordrhein-Westfalen) in diesen Tagen bundesweit ein Riesen-Thema.

Lützerath-Räumung: 800 Klimaaktivisten treffen auf Hunderte Polizisten

Das Szenario: Der kleine Ort soll dem Erdboden gleich gemacht werden, weil sich darunter größere Steinkohlevorkommen befinden. Diese möchte der Energiekonzern RWE großflächig abbauen, was Klimaaktivisten und Umweltschützern gar nicht gefällt.

Weswegen einzelne von ihnen sich in Lützerath an Häuser ketten, diese besetzen, sich festkleben oder mitten auf der Wiese Baumsitze bauen, von denen sie von der Polizei erstmal heruntergeholt werden müssen. Geschätzt 800 Klimaaktivisten sollen es zwischenzeitlich gewesen sein, als die Räumung lief. Auch die bekannte „Fridays for Future“-Aktivistin Luisa Neubauer war am Donnerstag (12. Januar) dabei. Und es war nicht ausgeschlossen, dass sich gewaltbereite Linksradikale unter die Demonstrierenden gemischt hatten.

Vereinzelt sollen sie sogar mit Gegenständen und Molotowcocktails auf die Beamten geworfen haben, es kam zu Tumulten und Rangeleien. Die Polizisten sollen zudem mit Feuerwerkskörpern beschossen worden sein, was Videos bei Twitter dokumentieren sollen. Die Polizei, über die Tage verteilt mit Hunderten Beamten im Einsatz, greift offenbar auch deshalb entsprechend hart durch.

Lützerath-Räumung: Polizei in NRW setzt etliche Klimaaktivisten fest

Etliche Demonstrantinnen und Demonstranten wurden festgesetzt. Die für diese Zwangsmaßnahmen, so der Jargon, offenbar ausgerechnet Unterstützung von dem Energiekonzern bekommt, der die Klimaaktivisten aus Lützerath weghaben will, damit sich seine riesigen Schaufelbagger direkt nebendran tief in die Erde graben können, um die Kohle zu fördern.

Denn: Bei Twitter kursieren Fotos von einem RWE-Laster, in den behelmte Polizisten festgesetzte Demonstranten regelrecht reinschieben. Eine Twitter-Userin fragte dazu: „Ich habe Fragen. Stellt RWE wirklich die Transporter? Und die Polizei nutzt diese inklusive Logo des Konzerns?“ Bei dem Fahrzeug soll es sich um einen Laster handeln, der besonders für das schwierige Gelände vor Ort geeignet ist, wird bei Twitter gemutmaßt. Überliefert ist: Die Straßen rund um den Kohleabbau haben oft tiefe Pfützen, sind verschlammt und meist nicht geteert. Zudem sind die Zufahrtswege oft holperig, uneben und teils sogar leicht hügelig.

Lützerath-Räumung: Energiekonzern RWE stellt Polizei offenbar einen LKW

Das Media Relations Team von RWE bestätigte am Mittwoch zumindest „Leistungen ausschließlich für Belange der Polizei“. Die dafür offenbar auch noch bezahlen muss. Denn: In dem offiziellen Tweet hieß es weiter: „Allgemein gilt: Für den Fall, dass Leistungen ausschließlich für Belange der Polizei getätigt werden und nicht auch für den geordneten Rückbau nötig sind, können die Kosten zur Erstattung weitergeleitet werden.“

Das Thema polarisiert ungebremst, auch die Haltung des Staates dazu. Im „heute journal“ des ZDF hatte die Aktivistin Dina Hamid zur Lützerath-Räumung erklärt: „Wir verteidigen hier die Klimaziele der Regierung vor der Regierung selbst. Die Gewalt geht von den Emissionen dieses Tagebaus aus.“ Kurz darauf lehnte wiederum Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) bei „Markus Lanz“, ebenfalls im ZDF, jede Gewalt gegen Beamte ab. Lützerath bleibt derweil im Fokus. Bundesweit. (pm)

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