Video zu China-Eklat: Bause stiehlt Seehofer die Show

Peking - Kurz vor dem Ende der Seehofer-Reise drohte ein Eklat. Hinter dem Rücken des Regierungschefs hat die Grünen-Politikerin Margarete Bause den Künstler Ai Weiwei getroffen.
Sie war dann mal weg, zunächst unbemerkt. Am Sonntagnachmittag war von Grünen-Fraktionschefin Margarete Bause im Hotel in Peking nichts zu sehen. Kein Wunder: Wie am Sonntagabend (Ortszeit) bekannt wurde, hat sich Bause heimlich mit dem chinesischen Künstler Ai Weiwei getroffen - es ist ein von Bause gesuchter Affront gegenüber der chinesischen Regierung.
Eine Stunde lang sprachen Bause und Ai Weiwei in dessen Atelier im Pekinger Künstlerviertel. Er schilderte ihr drastisch Fälle, in denen der Staat gegen Menschenrechtsaktivisten vorging, eine starb im Gefängnis. Ai Weiwei forderte Bause eindringlich auf, in den Polit-Gesprächen, vor allem am Montag bei Premierminister Li Keqiang, auf die Fälle einzugehen „Nur dann wird sich was ändern“, zitiert Bause ihn.
Sie hatte das Treffen vor der Delegation, auch vor Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU), strikt geheim gehalten. Vermutlich hätten Seehofers Leute und die Botschaft ihr aus diplomatischen Gründen von dem Treffen vor dem Li-Besuch abgeraten. Bause aber wollte genau dieses Gespräch: „Gerade weil wir die Freiheit haben, sind wir verpflichtet, den Mund aufzumachen. Es ist meine Verantwortung, mir nicht nur die Vorzeige-Unternehmen zeigen zu lassen. Es ist eine politische Reise.“
Seehofer erfuhr erst nachts per SMS von einem Beamten von der Aktion. Er betont zwar, das "ganz entspannt" zu sehen, wirft aber Bause vor, gegen "Anstandsregeln" verstoßen zu haben: "Man hätt's halt gern vorher gewusst." Auf der Reise geriet er mit Bause schon einmal aneinander. Sie warf ihm schlechte Vorbereitung seiner Gespräche vor. Er konterte, sie suche nur Konflikte: "Wo Bause ist, ist Streit." Sie sei nur "minutenlang nett".
Seehofer selbst hatte den Tag eher mit harmlosen Petitessen gefüllt. Er besuchte vormittags (mit Bause) die Große Mauer. Zur Überraschung der Journalisten weigerte er sich jedoch wenige Schritte vor dem Ziel, die Mauer zu betreten, um dort für Fotos bereitzustehen. Gedacht war das wohl als Geste, um klarzumachen, dass er sich nicht von Medien fremdbestimmen lassen will.
Auf das Reiseprogramm hatte der ungewöhnliche Schritt von Bause keine unmittelbare Auswirkung. Am Montagmorgen traf die bayerische Delegation plangemäß auf Li. Er ließ sich bei der Begrüßung nichts anmerken, betonte die guten Beziehungen Chinas zu Deutschland und schüttelte - auch Bause - mit freundlich-distanziertem Lächeln die Hand. "Es ist eine große Freude, mit Ihnen zusammenzutreffen", ließ er seinen Dolmetscher übermitteln.
Seehofer, Bause und der Rest der Delegation fliegen im Lauf des Tages nach Hause und werden spätabends in München erwartet.
Christian Deutschländer