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Neues Machtsymbol: China will auf Weltmeere

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Peking - Jetzt macht Chinas Militär kein Geheimnis mehr daraus: Die aufstrebende Großmacht baut einen eigenen Flugzeugträger. Als Trainingsschiff dient ein altes sowjetisches Modell.

Nicht ohne Stolz hat China erstmals offiziell sein Flugzeugträgerprogramm enthüllt. “Für ein Land ist es ein Zeichen seiner Macht und Fähigkeiten. Den Streitkräften dient ein Flugzeugträger der Abschreckung“, sagte der frühere General und leitende Forscher der chinesischen Vereinigung für Rüstungskontrolle, Xu Guangyu, der Nachrichtenagentur dpa in Peking. So wie China Atomwaffen besitze, sollte es auch einen Flugzeugträger haben, “um unsere potenziellen Rivalen abzuschrecken“.

Chinas gigantische Waffenshow

Künftig soll die Marine damit nicht nur Schifffahrtswege schützen und Territorialansprüche verteidigen. Auch will China im Pazifik ein Gegengewicht zur US-Militärpräsenz schaffen - und die Amerikaner letztendlich im Falle eines Konfliktes um Taiwan von einer Intervention abhalten. Zwar bekräftigt Peking immer wieder seine friedlichen Absichten. Doch die Sorgen der asiatischen Nachbarn über das immer selbstbewusster auftretende China wachsen.

In Kommentaren lassen chinesische Militärs offen, “ob der Flugzeugträger für offensive oder defensive Zwecke eingesetzt wird“. Das Misstrauen in der Region lässt sich aber kaum damit zerstreuen, dass Militärsprecher beteuern, die Offenlegung des Programms habe mit dem neu aufgeflammten Territorialstreit um die Spratly-Inseln und Rohstoffvorkommen im Südchinesischen Meer “nichts zu tun“.

“Die Verstärkung unserer Marine wird den Schutz all unserer Inseln verbessern, einschließlich Taiwan“, lässt Xu Guangyu aber keinen Zweifel an der Strategie. Der Flugzeugträger werde jedoch nur eingesetzt, “wenn unsere Souveränität verletzt wird“. China setze auf friedliche Lösungen. “Eine militärische Lösung ist immer die letzte Zuflucht.“ Die Nachbarn und auch die USA sollten sich aber besser an eines gewöhnen: “Es ist unausweichlich, dass die chinesische Marine auch stärker wird, wenn unser Land mächtiger wird.“

In den Staatsmedien wird argumentiert, dass China als einziges ständiges Mitglied im Weltsicherheitsrat noch keinen Flugzeugträger hat. Auch andere asiatische Staaten wie Indien oder Thailand seien längst voraus. Zudem sei die eigene Marine heute schon beim Kampf gegen Piraten am Horn von Afrika eingebunden.

Einer der Autoren des Weißbuchs für Verteidigung, Oberst Chen Zhou, sagt es so: “Zu einem Zeitpunkt, wo die Welt China auffordert, mehr internationale Verantwortung zu übernehmen, zeigt Chinas Fortschritt in der Entwicklung eines Flugzeugträgers seine Absichten, weltweit die Sicherheit auf den Meeren zu wahren und den Weltfrieden zu fördern“.

In der ersten Phase wird der 1998 von der Ukraine gekaufte Flugzeugträger “Warjag“ für Trainingszwecke in Schuss gebracht. Er liegt im Hafen der nordostchinesischen Hafenstadt Dalian. Nach einer Überholung soll das modernisierte Schiff bald in See stechen. Piloten sollen Starts und Landungen üben.

Während das Trainingsprogramm offengelegt wurde, schweigt sich Chinas Militär aber noch über den Bau des ersten eigenen Flugzeugträgers aus. Nach unbestätigten Berichten sollen ein,

möglicherweise sogar zwei konventionell angetriebene, mittelgroße Flugzeugträger in der Jiangnan Werft in Shanghai gebaut werden.

Das Ausbildungsprogramm könnte darauf hindeuten, dass der Bau in eine entscheidenden Phase getreten ist. Mit einem Flugzeugträger alleine ist es nicht getan, warnen Experten. Sein Einsatz ist eine äußerst komplexe Aufgabe. Flugzeugträger sind groß und unbeweglich, geben einfache Ziele ab. Deswegen können sie nur mit mehreren Kriegsschiffen zu ihrem Schutz in einer Flotte fahren.

Bevor die “Warjag“ lossegelt, soll sie aber noch einen chinesischen Namen bekommen: “Shilang“ - so hieß ein Admiral, der im 17. Jahrhundert Taiwan für die Ming-Dynastie zurückerobert hatte.

dpa

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