Kim Jong Un testet schon wieder Raketen - Experte rechnet mit weiteren Starts

Nordkorea hat wieder Raketen getestet. Südkorea berichtet von zwei abgefeuerten Raketen. Es war das zweite Mal innerhalb einer Woche - und einem Experten zufolge nicht das letzte Mal.
Seoul/Wonsan - Und er hat es offenbar schon wieder getan: Berichten aus Südkorea zufolge hat Kim Jong Un erneut Waffen getestet. Nordkorea habe von Wonsan an der Ostküste des Landes aus zwei ballistische Raketen abgefeuert, die etwa 250 Kilometer weit geflogen und dann ins Meer gestürzt seien, heißt es aus Seoul.
Das trage nicht zu einem Abbau der „Spannungen“ auf der koreanischen Halbinsel bei, warnte der südkoreanische Generalstab. Er forderte von Pjöngjang ein Ende solcher Raketentests. Von US-Präsident Donald Trump erntete der nordkoreanische Diktator jedoch mehr Lob als Kritik.
Die Berichte aus Südkorea lassen deshalb aufhorchen, weil Nordkorea erst in der vergangenen Woche Waffen getestet hatte: Am Donnerstag waren zwei Kurzstreckenraketen gestartet worden - in derselben Region, in der nun offenbar erneut Waffentests stattgefunden haben.
Nordkorea: Raketentests sind „Warnung“ an Südkorea
Abgefeuert worden waren die Raketen demnach am frühen Mittwochmorgen. Nordkorea darf eigentlich keine ballistischen Raketen kurzer, mittlerer und langer Reichweite abfeuern. Das verbieten UN-Resolutionen. Doch aus Pjöngjang hieß es am Mittwoch, es handele sich um eine „Warnung“ an Südkorea, das ein gemeinsames Militärmanöver mit den USA plant.
Im August wollen das südkoreanische und das amerikanische Militär gemeinsame Übungen abhalten. Diese Manöver finden jedes Jahr statt und sorgen in Nordkorea regelmäßig für wütende Reaktionen - so wie jetzt offenbar der Raketentest.
Experte rechnet mit weiteren nordkoreanischen Raketentests
Der Sicherheitsexperte Harry Kazianis vom Center for the National Interest in Washington rechnet mit weiteren nordkoreanischen Raketentests bis zu den geplanten Militärmanövern und darüber hinaus. Pjöngjang werde seine eigenen militärischen Fähigkeiten zur Schau stellen und die Spannungen langsam anwachsen lassen, wenn die Manöver nicht abgesagt würden, sagte er.
Die Frage sei nur, ob Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un es wagen werde, eine Langstreckenrakete zu testen, die auch US-Gebiet treffen könnte, sagte Kazianis.
Video: Nordkorea - offenbar erneut zwei Raketen abgefeuert
Nordkorea: Zweiter Raketentest innerhalb einer Woche
Der Raketentest vom vergangenen Donnerstag war international scharf kritisiert worden. So forderte das Auswärtige Amt Nordkorea auf, „jede Provokation“ zu unterlassen. Jeder ballistische Raketentest stelle einen „schwerwiegenden Verstoß“ gegen UN-Resolutionen dar.
US-Präsident Donald Trump sagte nach dem Raketentest vom 25. Juli, dieser sei keine Warnung an die USA gewesen, sondern Teil des Konflikts zwischen Nordkorea und Südkorea. „Sie haben ihre Streitigkeiten, die beiden haben ihre Streitigkeiten.“
Das sorgte in Südkorea für scharfe Kritik. Die Zeitung Korean Times schrieb am Dienstag, Trump würden nordkoreanische Raketentests offenbar nicht stören - solange es sich um Kurzstreckenraketen handle, die keine Gefahr für die USA darstellten.
Donald Trump betont trotz allem sein gutes Verhältnis zu Kim
Trump betont immer wieder, er habe ein sehr gutes Verhältnis zu Kim. Der US-Präsident und der nordkoreanische Machthaber hatten Ende Juni bei einem Treffen in der entmilitarisierten Zone zwischen beiden koreanischen Staaten eine Wiederaufnahme der Verhandlungen über eine atomare Abrüstung Nordkoreas vereinbart.
US-Minister Mike Pompeo zeigte sich ebenfalls optimistisch, dass die Atomgespräche zwischen Washington und Pjöngjang bald wieder aufgenommen werden. Trotz der jüngsten nordkoreanischen Waffentests hoffe er auf eine rasche Wiederaufnahme der Gespräche, sagte Pompeo am Rande einer Asien-Sicherheitskonferenz in Thailand, wie die Tagesschau berichtet.
Nordkoreas Raketentest: USA bereiten neue Gesprächsrunde vor
Demnach seien bereits Vorbereitungen für eine neue Gesprächsrunde getroffen, aber noch keine Daten festgelegt worden, so Pompeo. Er warte ab, ob der nordkoreanische Außenminister für das ASEAN-Forum nach Bangkok komme. Er sei zuversichtlich, ihn dann zu treffen. Das Außenministerium teilte mit, der US-Verhandlungsführer Stephen Biegun sei für Nordkorea-Gespräche in Bangkok, veröffentlichte jedoch seine Termine nicht.
US-Präsident Donald Trump hat unterdessen noch ganz andere Probleme. Im Fall des US-Rappers ASAP Rocky, dem in Schweden Körperverletzung vorgeworfen wird, ließ sich Trump auf Twitter über Skandinavier aus - das hatte Konsequenzen. Auch das Verhältnis zur Türkei war schon mal besser. Nach der jüngsten Reaktion von US-Präsident Trump hat Recep Tayyip Erdogan seinem amerikanischen Gegenüber nun gedroht.
Kim Jong-Un ist der jüngste Sohn des ehemaligen nordkoreanischen Machthabers Kim Jong Il, trotzdem wurde er zu seinem Nachfolger. Eine neue Biografie versucht seinem skrupellosen Wesen auf den Grund zu gehen.
afp/dpa/thh