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Völlig neue These: Politologe will echten Grund für Merkels Grenzöffnung 2015 kennen

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Letzte Hoffnung Merkel: Im September 2015 trägt ein in Budapest gestrandeter Flüchtling ein Bild der deutschen Kanzlerin  um den Hals.
Letzte Hoffnung Merkel: Im September 2015 trägt ein in Budapest gestrandeter Flüchtling ein Bild der deutschen Kanzlerin  um den Hals. © dpa

Für die einen war es ein Akt der Menschlichkeit, für die anderen eine Kurzschlussreaktion, dass Merkel 2015 die Grenzen für tausende Flüchtlinge öffnete. Ein Politologe überrascht mit einer neuen These.

Eine Entscheidung von Bundeskanzlerin Angela Merkel, die sie vor rund zweieinhalb Jahren traf, bewegt heute noch die Gemüter: Im September 2015 beschloss Merkel, dass Tausende in Budapest gestrandete Flüchtlinge nach Deutschland einreisen dürfen. In der Folge kamen so viele Flüchtlinge ins Land wie noch nie. Für die einen war Merkels Grenzöffnung ein humanitärer Akt, für andere hat die Kanzlerin versagt, indem sie unüberlegt eine Entscheidung traf, deren Folgen sie unterschätzte. 

Philip Manow, Politikwissenschaftler und Politikprofessor an der Universität Bremen, stellt jetzt in einem Gastbeitrag in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung eine ganz andere These auf, warum Merkel damals die Grenzen aufmachte. Manow behauptet: Merkel hatte Angst um Griechenland, in das die EU zuvor Milliarden investiert hatte, um es vor dem wirtschaftlichen Kollaps zu retten. 

Die Griechenland-Rettung „wäre rasch Makulatur geworden, wenn Griechenland aufgrund des Dominoeffekts der Grenzschließungen von Ungarn, über Serbien, das Kosovo und Bulgarien bis schließlich Mazedonien tatsächlich mit der Flüchtlingswelle alleine gelassen worden wäre“, schreibt Manow in der FAZ. Der marode Mittelmeer-Staat wäre ins Chaos gestürzt, so der Politologe, und Merkel hätte „an die Auflagen der Troika oder auch nur an die pünktliche Bedienung von Krediten nicht einmal mehr denken müssen.“ Für das Ansehen und die Politik deutsche Bundeskanzlerin wäre dies verheerend gewesen.

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Die Theorie klingt einleuchtend, aber: „Die deutsche Öffentlichkeit hat davon keine Ahnung und will auch offensichtlich keine haben“, so Manows gewagte These. „Hierzulande herrschen stattdessen entweder völlig kitschige Vorstellungen von Merkels Mutter-Teresa-Moment vor oder abstruse Remplacement-Theorien.“  

Auch bei den Groko-Verhandlungen sind die Nachwehen von Merkels damaliger Grenzöffnung noch ein Thema: Der Familiennachzug für Asylbewerber ist ein großer Streitpunkt. 

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