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Putin soll Krieg beenden: Prigoschin legt nach - und schlägt skurriles „Duell“ mit Nato-Staat vor

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Von: Florian Naumann

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Jewgeni Prigoschin äußert sich oft und gerne - aber eher selten in westlichen Medien. Das hat er nun offenbar getan. Und Zündstoff geliefert.

Helsinki/München - Fordert Jewgeni Prigoschin tatsächlich ein Ende des Ukraine-Kriegs von Wladimir Putin ein? Ausgerechnet gegenüber einem westlichen Medium hat der Wagner-Chef seine jüngsten Äußerungen bekräftigt - und zugleich mit dem skurrilen Vorschlag eines „Duells“ mit einer Auswahl einer Nato-Armee für Stirnrunzeln gesorgt.

Die Redaktion der größten finnischen Tageszeitung, Helsingin Sanomat, hatte Prigoschin nach eigenen Angaben über die Pressestelle seine Firma „Concord“ kontaktiert. Wenig später folgte offenbar über den Messengerdienst Telegram eine Antwort mit einiger Sprengkraft.

Putin unter Wagner-Druck? Prigoschin erneutert Forderung nach Ende des Ukraine-Kriegs

„Ausländische Medien haben das Wichtigste aus meinem Artikel aufgegriffen: Die Tatsache, dass der Sondereinsatz beendet werden muss“, bestätigte Prigoschin darin laut Helsingin Sanomat. In Russland firmiert der Angriffskrieg gegen die Ukraine weiter als „Spezialoperation“. Der vorläufige Schlusspunkt könnte Prigoschin zufolge die seit langem auch von Wagner angestrebte Eroberung Bachmuts sein, sowie ein Vormarsch in die Städte Kramatorsk und Slowjansk in der ostukrainischen Oblast Donezk - und „einige weitere große Eroberungen“.

Fordert Finnland zum Duell: Wagner-Boss Jewgeni Prigoschin.
Fordert Finnland zum Duell: Wagner-Boss Jewgeni Prigoschin. © Konkord Company Press Service/Imago

Glasklar wirkten die Einlassungen Prigoschins inhaltlich aber nicht. Er schlage nicht das Ende der „Spezialoperation“ vor, erklärte er dem Blatt zufolge weiter. Man könne aber ihr Ende ankündigen, damit die Russen das Erreichen der „gesetzten Ziele“ sehen und „mit dem Erreichten“ zufrieden sein können.

Dafür sei ein Zielpunkt wichtig - Hauptaufgabe und Ergebnis des Einsatzes seien bislang unklar geblieben, betonte der Söldner-Chef dem Bericht zufolge. Als solche nannte Prigoschin die „Entmilitarisierung“ der Ukraine und das Töten eines großen Teils der gegnerischen Soldaten. Die Ukraine sei zwar mit westlichen Waffen „gefüllt“. Zugleich sei aber die „Vernichtung einer kampffähigen Bevölkerung“ ein gutes Ergebnis für „jeden Krieg“. Neben der Kritik an Putin bemühte sich Prigoschin offenbar auch um demonstrative Loyalität: Er sei nicht „hoffnungslos“, sondern bereit, „bis zum Ende weiterzumachen“.

Prigoschin schlägt Duell mit Finnlands Armee vor: „Bis zum Tod“

Helsingin Sanomat bedachte Prigoschin auch mit einer ungewöhnlichen Anfrage - und erhielt eine ebensolche Antwort. Das Blatt erkundigte sich nach einer Einschätzung zur Schlagkräftigkeit der finnischen Armee. Prigoschin wollte offenbar aus der Ferne kein Urteil fällen. Er schlug stattdessen eine Art „Duell“ mit den Streitkräften des neuen Nato-Mitglieds vor. Nur so sei eine Bewertung möglich.

Die Zeitung solle der finnischen Regierung den Vorschlag unterbreiten, 500 „gut ausgerüstete“ finnischen Soldaten an einen von ihm benannten Ort zu schicken, erklärte Prigoschin angeblich. Mit 500 Wagner-Söldnern solle dann ein Kampf „bis zum Tod“ geführt werden: „Wir treffen uns und messen, welche Seite stärker ist.“

Ob es sich um Söldner-Humor oder eine Art „Angebot“ handelte, blieb unklar. Ebenso wie die Antwort auf die Frage, ob die Äußerungen von Prigoschin selbst stammen, wie das Blatt einräumte. Sie seien in einem eher groben Stil abgefasst gewesen und wichen von Russlands offiziellem Regierungskurs ab. Mit früheren Einlassungen des Söldner-Chefs stimmten sie aber durchaus überein, analysierte Helsingin Sanomat in seinem Bericht vom Dienstag (18. April).

In Finnland wuchsen zuletzt Sorgen vor Russlands Handeln. Skandinavische Zeitungen deckten eine russische Mission in der Ostsee auf, wie unter anderem kreiszeitung.de berichtete. Auf dem bislang demilitarisierten, strategisch wichtigen finnischen Archipel Åland gibt es Rufe nach militärischem Schutz vor Ort. (fn)

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