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Putin soll Schmutzkampagne gegen Prigoschin vorbereiten 

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Von: Nadja Zinsmeister

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Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin soll durch ein Angebot an die Ukraine den russischen Präsidenten verärgert haben. Jetzt soll Putin eine Kampagne gegen ihn vorbereiten.

Moskau - Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin könnte durch ein Angebot an die Ukraine den Ärger des Kremls auf sich gezogen haben. Der Washington Post liegen nach eigenen Angaben durchgesickerte US-Informationen vor, laut denen Prigoschin ukrainischen Beamten angeboten haben soll, Standorte von russischen Stellungen preiszugeben. Im Gegenzug habe er den Rückzug der ukrainischen Soldaten aus der Stadt Bachmut gefordert. Der Chef der Söldner-Truppe Wagner versucht seit Monaten erbittert, Bachmut in der Ostukraine einzunehmen.

Schmutzkampagne gegen Prigoschin geplant: Wagner-Chef wollte offenbar Putins Truppen verraten

In einem Artikel vom 15. Mai schreibt die Washington Post, dass Prigoschin das Angebot bereits im Januar gemacht habe. Nun seien die Informationen an die Öffentlichkeit gelangt. Zwei ukrainische Beamten hätten gegenüber der Zeitung bestätigt, dass der Wagner-Chef mehrmals mit der ukrainischen Geheimdienstdirektion HUR in Kontakt getreten sei. Er habe den Tausch von Informationen über Russland gegen die Einnahme Bachmuts des Öfteren angeboten, Kiew sei jedoch misstrauisch gewesen und sei nicht auf das Angebot eingegangen. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj wollte sich unterdessen nicht zu den angeblichen Gesprächen äußern.

Gruppe Wagner - Jewgeni Prigoschin
Wagner-Boss Jewgeni Prigoschin kritisiert immer wieder Schwachstellen in der russischen Armee. (Archivbild) © dpa

Jewgeni Prigoschin selbst warf der Washington Post gefälschte Informationen vor und dass er zuvor bereits vor einem Versuch der Diskreditierung gewarnt wurde. Laut Informationen des Institute for the Study of War (ISW) wies auch Kreml-Sprecher Dmitri Peskow die Anschuldigungen am Montag zurück und erklärte, die Information sehe „nach einem weiteren Schwindel aus“. 

Prigoschin offenbar in Kontakt mit der Ukraine - Tauschangebot könnte Putin verärgert haben

Prigoschins Versuch, mit dem ukrainischen Geheimdienst zusammenzuarbeiten, könnte laut dem ISW als Teil seines Machtkampfs mit dem russischen Verteidigungsministerium gedeutet werden - und nicht als einen Angriff auf Putin persönlich. Ganz im Gegenteil: „Das ISW kam am 12. März zu der Einschätzung, dass Prigoschin mit dem russischen Verteidigungsministerium um die Gunst Putins konkurriert, Putin aber ungewollt mit seinen militärisch-politischen Ambitionen beunruhigt hat.“

Wladimir Putin und sein Sprecher Dmitri Peskow. (Archivfoto)
Wladimir Putin und sein Sprecher Dmitri Peskow. (Archivfoto) © ITAR-TASS/Imago

Der Wagner-Chef könnte demnach mit dem Angebot versucht haben, sich durch einen schnelleren „Sieg“ in Bachmut in ein besseres Licht zu rücken und gleichzeitig dem Ansehen der russischen Militär-Führungskräfte zu schaden. Die durchgesickerten Dokumente würden unterdessen darauf hinweisen, dass Kiew davon ausgeht, dass der Kreml über Prigoschins heimliches Schaffen informiert ist.

Kampf um Putins Gunst: Kreml soll Schmutzkampagne gegen Prigoschin vorbereiten 

Da Prigoschin und seine Söldner-Truppe jedoch von hoher Bedeutung an der Front im Ukraine-Krieg sind, wird er laut Einschätzungen des ISW erstmal nicht bestraft oder abgesetzt werden. Stattdessen würden im Kreml Vorbereitungen laufen, den Wagner-Chef als Verräter öffentlich zu verunglimpfen. „Ungenannte Kreml-Quellen enthüllten, dass die russische Präsidialverwaltung eine Informationsoperation vorbereitet, um Prigoschin öffentlich zu diskreditieren, merkten aber an, dass der Kreml Prigoschin wahrscheinlich nicht drohen wird, solange die Wagner-Truppen an der Front sind“, heißt es in der Analyse weiter.

Prigoschin hat durch seine Rolle als Chef der Wagner-Gruppe eine besondere Rolle inne, die ihn vor direkter Bestrafung des Kremls schützt. Da Wagner ein privates Unternehmen ist und Prigoschin kein offizielles Regierungsmitglied ist, kann er auch innerhalb des Unternehmens nicht als Chef abgesetzt werden. Zudem ist sein Einsatz in Bachmut in der Ukraine aktuell zu bedeutsam, um ihn im Krieg abzusetzen. Jewgeni Prigoschin spielt unterdessen bereits Wochen und Monaten immer wieder mit seiner Position und kritisiert den Kreml öffentlich. Zuletzt attackierte er aufgrund der ukrainischen Offensive nahe Bachmut den russischen Verteidigungsminister. (nz)

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