Putins „Geisterzug“ rollt durch Russland - Fotograf flüchtet nach Aufnahme aus dem Land
Putin setzt seit Beginn des Ukraine-Kriegs vermehrt auf seinen geheimen Zug. Für einen Fotografen wurde das Interesse zur Gefahr.
Moskau – Um den Präsidenten von Russland ranken sich so einige Mythen. Nicht zuletzt, weil er sich möglichst sorgfältig von der Öffentlichkeit abschottet, schlagen Berichte über Putins Luxus-Palast am Schwarzen Meer oder seine Gesundheit immer wieder große Wellen. Spätestens seit Beginn des Ukraine-Kriegs sorgt auch der mysteriöse Zug des Kriegstreibers für Aufmerksamkeit. Für einen Trainspotter wurde das Interesse an dem Gefährt zur Gefahr.
„Normalsterbliche reisen nicht mit einem solchen Zug“, schrieb Mikhail Korotkow, als er im November 2018 zum ersten Mal ein Bild des sogenannten Geisterzugs veröffentlichte. Sein Kommentar, der zusammen mit dem Foto immer noch auf einer archivierten Version der Website Rutrain zu sehen ist, macht seine Haltung gegenüber Wladimir Putin mehr als deutlich: „Hinter den zugezogenen Vorhängen an den Fenstern der Waggons dieses Zuges liegen Dunkelheit und Verfall.“ Den Präsidenten selbst bezeichnet er als „die schrecklichste Person in diesem Land.“

Putins Paranoia im Ukraine-Krieg: Präsident nutzt vermehrt geheimen Zug
Trotzdem war der Moment der Aufnahme für Korotkow ein glücklicher, wie er sich im Gespräch mit der Washington Post erinnert. Jahrelang hatte er versucht, Putins Zug zu erwischen. Berichten von russischen Investigativmedien zufolge gibt es ein geheimes Netzwerk aus Schienen und Bahnhöfen nur für den Präsidenten, der bereits vor dem Einmarsch in die Ukraine zunehmend paranoid geworden sein soll. Mittlerweile soll er den Zug immer häufiger nutzen.
Russland im Ukraine-Krieg: Putins Umfeld droht Zug-Enthusiasten
Dennoch dauerte es einige Jahre, bis Putins Umfeld auf den Zug-Enthusiasten aufmerksam wurde. Im Mai 2021, nachdem Korotkow bereits mehrere Aufnahmen des Geisterzugs veröffentlicht hatte, erhielt er seltsame Nachrichten auf seinem Youtube-Kanal: Wortgenaue Transkripte von privaten Nachrichten zwischen ihm und einem Freund. Für ihn eine eindeutige Warnung, wie er der Washington Post erzählt. „Ich sagte meinen Eltern, dass mein Leben in Gefahr war.“
Schließlich wurde die Angst zu groß. Zusammen mit etlichen Männern, die nach der Ankündigung der Teilmobilmachung aus Russland flohen, verließ Korotkow das Land. Er lebt nun im Exil. Seine stimmten nicht mit denen von Russland überein, sagt er. Auf seinem Youtube-Kanal lädt er nun Reisevideos hoch, statt Zugaufnahmen. (vbu)