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Quebec: Mutmaßlicher Täter wohl Rassist und Trump-Fan

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Der mutmaßliche Täter Alexandre B. © Facebook

Quebec - Der mutmaßliche Moschee-Attentäter in Kanada muss sich wegen sechsfachen Mordes verantworten. Der mutmaßliche Täter stellte sich der Polizei überraschenderweise selbst.

Wie die kanadische Polizei am Montag mitteilte, wird dem Mann zudem Mordversuch in fünf weiteren Fällen vorgeworfen. Bei dem ersten tödlichen Anschlag auf eine Moschee in Québec hatte es am Sonntagabend sechs Tote und acht Verletzte gegeben. Der kanadische Premierminister Justin Trudeau sprach von einem "Terroranschlag".

Der 27-Jährige werde weiter verhört, teilte die Polizei mit. Je nach Beweislage sei eine Anklage wegen "Terrorismus" und Gefährdung der nationalen Sicherheit möglich. Bei dem mutmaßlichen Täter handelte es sich um einen Politikstudenten der Universität Laval, der sich selbst der Polizei stellte. Der Campus der Hochschule ist nur einige hundert Meter von der Moschee entfernt.

Genauen Hintergründe blieben zunächst unklar

Der Verdächtige wurde am Montag einem Untersuchungsrichter vorgeführt. Die genauen Hintergründe der Tat blieben jedoch zunächst weiter unklar. Der Mann soll Sympathien für nationalistisches und rassistisches Gedankengut gezeigt haben. Medienberichten zufolge äußerte er kürzlich im Onlinenetzwerk Facebook Sympathie für US-Präsident Donald Trump. Auch habe er sich zu der französischen Rechtspopulistin Marine Le Pen bekannt.

Die Polizei hatte kurz nach der Tat zunächst einen kanadischen Studenten marokkanischer Herkunft beim Verlassen der Moschee festgenommen. Sie ließ ihn später aber wieder auf freien Fuß. Er wird nach Angaben der Behörden nur noch als Zeuge angesehen.

Bei allen sechs Todesopfern im Alter zwischen 39 und 60 Jahren handelte es sich nach Angaben des muslimischen Kulturzentrums um binationale Kanadier mit Wurzeln in Marokko, Algerien, Tunesien und Guinea. Fünf der Verletzten schwebten am Montag weiter in Lebensgefahr. Auf sie bezogen sich die fünf Anklagen wegen versuchten Mordes.

Angela Merkel nennt Attacke eine „verachtenswerte Tat“

Wie Augenzeugen berichteten, wurde das Kulturzentrum am Sonntag zum Ende des Abendgebets angegriffen. Etwa 50 Menschen hielten sich zu diesem Zeitpunkt in der Einrichtung auf, die auch Große Moschee genannt wird.

Premierminister Trudeau verurteilte das "terroristische Attentat auf Muslime in einem Gotteshaus". Muslimische Kanadier seien ein wichtiger Teil der Gesellschaft. "Wir werden auf Gewalt nicht mit Gewalt antworten. Angesichts von Angst und Hass werden wir mit Mitgefühl und Liebe antworten", sagte der Regierungschef im Parlament.

Québec lehne "diese barbarische Gewalt" ab, erklärte auch der Regierungschef der Provinz Québec, Philippe Couillard. Er rief zur Solidarität mit "allen Einwohnern Québecs muslimischen Glaubens" auf. Vor der Moschee gab es eine spontane Kundgebung.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) nannte die Attacke eine "verachtenswerte Tat". Das "grausame Attentat auf betende Muslime" verurteilte auch Bundesaußenminister Sigmar Gabriel (SPD). Frankreichs Präsident François Hollande sprach von einem Anschlag auf "den Geist des Friedens und der Offenheit" in Québec. US-Präsident Donald Trump sprach Trudeau und dem kanadischen Volk in einem Anruf sein Beileid aus.

Antimuslimische Organisationen distanzieren sich von der Tat

Auch die höchste sunnitische Autorität, die Al-Ashar-Institution in Kairo, verurteilte die "abscheuliche" Attacke. Derlei Angriffe führten zur Verbreitung von "Entzweiung, Hass und Rassismus" und schafften den Nährboden für "Terrorismus und Extremismus". Die ägyptische Regierung und das Nachbarland Jordanien zeigten sich ebenfalls entsetzt.

Nationalistische und antimuslimische Organisationen in Québec distanzierten sich von dem Anschlag. "Gewalt ist für uns keine Lösung", erklärten die Gruppierung Fédération des Québécois de souche und die Organisation Atalante Québec. Auch die islamfeindliche Vereinigung La Meute verurteilte am Montag "jegliche Gewaltanwendung". Die rechten Gruppen hatten zuvor Trudeaus Einwanderungspolitik immer wieder kritisiert.

AFP

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