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Unruhig, stotternd, Notizen in Riesen-Schrift: Bluthund-Treffen mit Putin wirft Fragen auf

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Von: Franziska Schwarz

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Der russische Präsident Wladimir Putin (links) hält am 13. März 2023 ein persönliches Treffen mit dem Chef der Tschetschenischen Republik, Ramsan Kadyrow, im Kreml ab.
Wladimir Putin und Ramsan Kadyrow treffen sich zum Plausch im Kreml. © Mikhail Klimentyev/Kremlin Pool/Imago

Der Tschetschenen-Machthaber Ramsan Kadyrow hat einen Termin im Kreml – bewältigt ihn aber nur mit Zettelwirtschaft und gewissem Stammeln.

Moskau – Wer gerne zwei Despoten beim „Plausch“ zusehen will, kann sich folgenden kurzen Clip antun: Eine Aufnahme vom jüngsten Treffen Wladimir Putins und Ramsan Kadyrows im Kreml. Sie wurde offenbar zuerst auf kremlin.ru veröffentlicht und warf im Westen bei einigen die Frage auf: Lässt sich hieraus irgendetwas ablesen?

Der russische Präsident fragt nach dem Befinden, sein tschetschenischer Kollege fummelt bei der Antwort mit nicht wirklich ruhigen Händen in Notizen, deren Schrift auffällig groß ist. BBC-Mitarbeiter Francis Starr kommentierte überdies Kadyrows schlechte russische Aussprache und die Menge der Füllwörter, die er benutzte:

Über das Verhältnis der beiden Machthaber, geschweige denn das weitere Militärgeschehen in der Ukraine verrät der Clip nichts. Der Kreml nannte das Treffen vom 13. März ein „Arbeitstreffen“, bei dem es auch um die „militärische Spezialoperation“ gehen würde – anders darf der Ukraine-Krieg in Russland unter Strafe nicht genannt werden.

„Putins Bluthund“ Ramsan Kadyrow führt wohl ein Luxusleben

Kadyrow gilt als enger Verbündeter Putins; wer ihn deshalb zum ersten Mal „Putins Bluthund“ genannt hat, ist nicht bekannt. Aber der „Spitzname“ hat sich festgesetzt. Russland setzt beim Überfall auf die Ukraine auch auf Einheiten aus Tschetschenien. Sie gehören formal zu Polizei und Nationalgarde, folgen aber faktisch vor allem Kadyrows Kommando.

Menschenrechtler werfen Kadyrow vor, mit Putins Segen in der russischen Teilrepublik Tschetschenien mit diktatorischer Macht zu regieren und seine Gegner foltern und ermorden zu lassen. Kadyrow selbst hingegen soll ein Luxusleben führen, Autos und Uhren sammeln und unter anderem Besitzer von gut 100 Pferden sein, berichtete Der Standard. – und das mit einem Jahresgehalt von vorgeblich 60.000 Euro. Beobachter allerdings schätzen Kadyrows tatsächliche Einnahmen deutlich höher.

Kadyrow posiert im Ukraine-Krieg mit Prigoschin

Im Februar machte ein Foto die Runde, das Kadyrow zusammen mit Wagner-Finanzier Jewgeni Prigoschin zeigte. Kadyrow lobte die Wagner-Söldner damals öffentlichkeitswirksam für ihre Angriffe in der Ukraine – und erklärte weiter, dass er eine eigene professionelle Söldnertruppe aufbauen wolle. Sobald er einmal kein staatliches Amt mehr habe. Sowohl Prigoschin als auch Kadyrow gelten als Putin-loyal und gleichzeitig als scharfe Kritiker der russischen Militärführung. (frs)

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