De Maizière hatte entschieden, dass Bonn erster Dienstsitz bleibt. Allerdings sollen so viele Mitarbeiter wie möglich an die Spree wechseln. Als Ausgleich sollen zusätzliche Bundeswehrposten auf die Bonner Hardthöhe verlagert werden, so dass dort keine Arbeitsplätze verloren gehen. Das Ministerium hat derzeit gut 3000 Beschäftigte, davon rund 500 in Berlin. Die Zahl soll auf 2000 reduziert werden.
Sachsens Regierungschef Stanislaw Tillich (CDU) hat die Auswirkungen der Bundeswehrreform auf den Freistaat mit Erleichterung zur Kenntnis genommen. “Alle wichtigen sächsischen Bundeswehrstandorte werden erhalten. Das ist eine gute Nachricht für unseren Freistaat“, sagte Tillich. Die Entscheidung trage dem bereits 2004 von Sachsen geleisteten Beitrag zum Umbau der Bundeswehr Rechnung und würdige zugleich die Leistungen der hier stationierten Soldatinnen und Soldaten sowie der zivilen Mitarbeiter.
“Besonders erfreulich ist, dass damit alle großen sächsischen Standorte eine Zukunft haben“, sagte Tillich. Das sei ein wichtiges Signal für ganz Sachsen. “Im Ergebnis trägt unser Freistaat erneut dazu bei, effizientere Strukturen der Bundeswehr zu schaffen, aber diesmal ohne schmerzhafte Einschnitte.“
Nach den am Mittwoch veröffentlichten Plänen wird in Sachsen von derzeit zehn Bundeswehrstandorten nur einer geschlossen - das Munitionslager Mockrehna bei Torgau. Betroffen sind 41 Zivilbeschäftigte und 4 Soldaten.
Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck hat zufrieden auf die Entscheidung des Verteidigungsministeriums reagiert, alle Bundeswehrstandorte in seinem Land zu erhalten. “Wir sind erleichtert, deutlich erleichtert“, sagte der SPD-Politiker am Mittwoch in Potsdam. Dafür hätten sich viele - auch parteiübergreifend - eingesetzt. “Die Struktur ist so, wie wir sie jetzt als Ergebnis vorfinden, verkraftbar.“
Das Verteidigungsministerium habe erkannt, dass Militärstandorte besonders in Ostdeutschland eine große Bedeutung für ihr oft strukturschwaches Umland haben. Zudem spielten die Streitkräfte speziell in Brandenburg eine wichtige Rolle für den Katastrophenschutz, sagte Platzeck.
Thüringens Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht (CDU) hält die Standortentscheidungen der Bundeswehr in Thüringen für akzeptabel. Der Freistaat komme relativ gut weg, erklärte die Regierungschefin am Mittwoch in Erfurt. “Auch wenn Thüringen insgesamt vergleichsweise wenig Federn lassen musste, sind doch der Standortabbau in Mühlhausen sowie die Schließung des Truppenübungsplatzes in Ohrdruf bitter.“
Dass Thüringen nicht ganz ungeschoren davon kommen würde, sei jedoch klar gewesen. Die Regierungschefin sieht allerdings bei den Standortentscheidungen den Bund in der Pflicht zu Ausgleichsmaßnahmen. Sie kündigte dazu für die bevorstehende Ministerpräsidentenkonferenz in Lübeck Gespräche mit ihren Amtskollegen an.
Mit Kritik hat Thüringens stellvertretender Ministerpräsident Christoph Matschie (SPD) auf den Stellenabbau bei der Bundeswehr in Thüringen reagiert. Er falle höher aus als in allen anderen neuen Bundesländern, sagte er am Mittwoch in Erfurt. Während in Thüringen fast jeder dritte Dienstposten abgebaut werde, sei Brandenburg nur mit 16 Prozent, Sachsen-Anhalt mit 21 Prozent, Sachsen mit 20 Prozent und Mecklenburg-Vorpommern mit rund 25 Prozent betroffen. “Bei aller Notwendigkeit der Verkleinerung der Bundeswehr müssen die Lasten etwa gleich verteilt sein.“ Matschie forderte de Maizière auf, sein Konzept in Bezug auf Thüringen noch einmal zu überprüfen.
Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Peter Harry Carstensen sieht in den Entscheidungen zur Verkleinerung der Bundeswehr in seinem Land schmerzhafte Einschnitte. “Wir mussten damit rechnen, dass Schleswig-Holstein durch die Reform der Bundeswehr hart getroffen wird, zumal unser Land bisher die höchste Stationierungsdichte hatte“, erklärte der CDU-Politiker am Mittwoch. Das Land stehe vor tiefgreifenden Veränderungen. Die Folgen müssten jetzt gemeinsam mit dem Bund und den Kommunen gestaltet werden. Mit künftig 5,4 Dienstposten je 1000 Einwohner werde die Bundeswehrdichte immer noch mehr als das Doppelte des Bundesdurchschnitts betragen.
“Es ist gut, dass Kräfte in Schleswig-Holstein bleiben, die für den Katastrophenschutz gebraucht werden“, sagte Carstensen zum Erhalt des Spezialpionierbataillons in Husum. “Unsere Argumente sind in Berlin gehört und berücksichtigt worden.“ Auch Befürchtungen, das Land könne in Zukunft ohne Kräfte des Heeres dastehen, hätten sich nicht bestätigt. Sehr zufrieden sei er mit der Perspektive für Jagel, wo die Luftwaffe dauerhaft mit Aufklärungs-Tornados und unbemannten Flugkörpern (Drohnen) präsent sein werde. Jetzt müsse der Bund Wege zur Konversion der vom Abbau betroffenen Standorte öffnen, also für eine künftige zivile Nutzung.
Geschockte Gesichter, versteinerte Mienen: Die Nachricht über den kompletten Abzug der Bundeswehr hat die Menschen im baden-württembergischen Sigmaringen kalt erwischt. Dass die Graf-Stauffenberg-Kaserne im Zuge der Bundeswehrreform Federn lassen müsste, war klar. Aber dass es so schlimm kommen würde und die Bundeswehr alle 1860 Soldaten abzieht, ist ein echter Schock. Sigmaringen gehört damit bundesweit zu den Top 5 der am härtesten betroffenen Kommunen.
dapd/dpa