Lieferengpässe in Russland im Ukraine-Krieg: Rüstungsbetriebe lassen Verträge mit Putin platzen
Westliche Sanktionen wirken deutlich auf die russische Rüstungsindustrie. Unternehmen müssen reihenweise Lieferverträge platzen lassen.
Westliche Sanktionen wirken so stark auf die russische Rüstungsindustrie, dass deren Unternehmen reihenweise Lieferverträge platzen lassen. Eine neue Datenrecherche der im Exil erscheinenden russischen Zeitung „Novaya Gazeta Europe“ zeigt nun: Bereits die 2014 implementierten Strafen gegen Russland haben zu großen Problemen in der Branche geführt. Das zeigt sich in mehr als 400 juristischen Verfahren gegen Verantwortliche in der Rüstungsindustrie, die die Zeitung ausgewertet hat. Die Zahl der Verfahren steigt seit der Invasion der Ukraine 2022 rasch an.

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Dieser Artikel liegt IPPEN.MEDIA im Zuge einer Kooperation mit dem Security.Table Professional Briefing vor – zuerst veröffentlicht hatte ihn Security.Table am 19. September 2023.
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Vor allem fehlen Halbleiter, Chips und Präzisionswerkzeuge aus dem Westen. Hinzu kommen hausgemachte Probleme: Korruption und fehlendes Personal. Wie bereits früher im Security.Table berichtet, gelingt es den russischen Herstellern auch nicht, Panzerstahl von nötiger Qualität und Quantität herzustellen, weil entsprechende Stahlschmelzverfahren im Land kaum vorhanden sind. Laut der russischen Wirtschaftszeitung Kommersant erschwert nun sogar auch China den Import von Teilen für Drohnen nach Russland, wie etwa Wärmebildkameras. Allerdings hätten russische Händler Vorräte angehäuft. Künftig will China außerdem eine Zusage, dass die Drohnen nicht für militärische Ziele verwendet werden.
Am stärksten wirken sich die Sanktionen auf die Flugzeugbranche, den Schiffsbau, Satellitenhersteller, Panzerfabriken und Reparaturbetriebe aus. Auf die Probleme reagiert die russische Führung mit Druck und Strafandrohungen. Das und die Ausweitung von Arbeitszeiten auf je sechs Tage die Woche mit bis zu elf Stunden Arbeitszeit führt zu weiterer Abwanderung von Arbeitskräften – trotz sehr hoher Löhne und hoher Budgets, die der Staat der Branche zukommen lässt. Manch ein Zulieferbetrieb setzt nun Häftlinge ein, um fehlende Arbeitskräfte zu ersetzen.
Insbesondere die USA verschärfen nun noch einmal die Sanktionen und gehen gegen Unternehmen unter anderem in der Türkei, in Finnland, Frankreich und Estland vor. Über sie konnte Russland Chips und andere elektronische Teile beziehen. Das britische Verteidigungsministerium geht trotz allem davon aus, dass Russland für den kommenden Winter gezielt einen Raketenvorrat aufgebaut hat, um wieder kritische Infrastruktur in der Ukraine angreifen zu können. vf