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Ex-Agent in Berlin vom Fahrrad aus erschossen: War es eine russische Geheim-Armee?

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In Berlin wurde auf offener Straße ein georgischer Ex-Agent umgebracht (Symbolbild). © dpa / Matthias Balk (Symbolbild)

In Berlin ist ein georgischer Ex-Agent ermordet worden. Nun gibt es offenbar Indizien für die Verstrickung des russischen Militärgeheimdienstes.

Berlin - Vor wenigen Wochen ist in Berlin auf offener Straße ein georgischer Ex-Agent umgebracht worden. Immer wieder gibt es Spekulationen, dass es sich um einen Auftragsmord handeln könnte. Die Generalstaatsanwaltschaft ermittelt, weil es sich um einen Auftragsmord handeln soll. Das berichtet die Bild und präsentiert eine Person, bei der es sich um den Mörder handeln könnte.

Berlin: Mord an Ex-Agent in - Täter stand offenbar im Fokus Russlands

Die Tat wurde offenbar heimtückisch begangen: Ein Mann hatte sich mit einem Fahrrad an einen Passanten angenähert und ihn mit drei Schüssen niedergestreckt. Davon trafen zwei in den Kopf. Das Opfer stand offenbar seit Längerem im Fokus Russlands. Laut Angaben der Bild hatte er im Tschetschenien-Krieg gegen Russland gekämpft. 2015 sei er einem Anschlag entgangen, dabei allerdings verletzt worden. Daraufhin floh er offenbar erst in die Ukraine und anschließend nach Deutschland. 

Weil Russland ihn als islamistisch-terroristischen Gefährder bezeichnet hatte, wurde er laut Bild von deutschen Behörden beobachtet. Er sei später von der Gefährderliste genommen worden. Nur einen Monat danach soll der Mann, mit einem gefälschten Pass ein Visum beantragt haben. Der Pass läuft wohl auf den Namen Vadim Andreevich Sokolov, er soll 49 Jahre alt sein und im sibirischen Irkutsk geboren worden sein.

Recherchen des "Spiegel" mit den Investigativnetzwerken Bellingcat und The Insider zufolge war der Tatverdächtige vermutlich mit einer falschen Identität nach Deutschland eingereist. Gekommen war er offenbar über Frankreich.

Mord an Ex-Agent in Berlin: Falscher Pass weist auf Verstrickung hin

Weiter gab „Sokolov“ St. Petersburg als seinen Wohnsitz an. Im nationalen russischen Passregister sei jedoch niemand mit den genannten Personalien gemeldet. In ganz Russland finde sich weder in der Passdatenbank noch im Führerscheinregister ein Eintrag, der mit den gemachten Angaben - Name, Geburtsdatum, Geburtsort - übereinstimme.

Das Dokument weise jedoch eine Verbindung zum russischen Militärgeheimdienst Glawnoje Raswedywatelnoje Uprawlenije (GRU), einer Einheit im Moskauer Innenministerium, auf.

Dafür gebe es offenbar verschiedene Indizien: Zum einen sei er auf einen Namen ausgestellt, den es laut den Recherchen der Bild in Sankt Petersburg nicht gebe. Zum anderen handele es sich um einen nicht-biometrischen Pass - der werde in der Form allerdings seit 2009 nicht mehr ausgestellt. Hinzu kommt: Die ausstellende Behörde soll offenbar auch anderen GRU-Agenten falsche Dokumente ausgestellt haben, die diese nutzten, um 2018 einen Mord in Großbritannien zu begehen.

Mord an Ex-Agent in Berlin: Wurde der Täter extra angeheuert?

Die Bild (Artikel hinter der Bezahlschranke) spricht nun davon, dass Insider aus Sicherheitskreisen davon ausgehen, der Mord sei durch „russische Kräfte in Berlin“ vorbereitet worden. Sie sollen in Verbindung mit der russischen Botschaft stehen. Der Kreml dementierte jegliche Verwicklung in den Vorfall.

„Der Killer reiste demnach nur an, um die Tat selbst zu begehen“, zitiert die Bild aber einen Insider.

Offenbar gebe es aber ebenfalls Indizien dafür, dass es sich bei dem möglichen Mörder nicht um einen regulären GRU-Agenten handele. Wegen der auffälligen Tätowierungen sei er zu leicht zu identifizieren.

Nach Angaben der georgischen Bürgerrechtsorganisation EMC handelt es sich bei dem Opfer um Selimchan Changoschwili, der im zweiten Tschetschenien-Krieg (1999-2009) gegen die Russen kämpfte. Laut der "Frankfurter Allgemeinen" kam er Ende 2016 als Asylbewerber nach Deutschland, nachdem er mehrfach Mordanschläge überlebt hatte.

Auch im Fall des ehemaligen Militäroberst Sergei Wiktorowitsch Skripal, der in Großbritannien vergiftet worden war, war der russische Militärgeheimdienst involviert. 2018 vermutete die Bundesregierung, dass der Geheimdienst die treibende Kraft hinter Cyberattacken war.

dg

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