Fake-Putin beweist: Die Situation in Russland „ist außer Kontrolle“
Künstliche Intelligenz (KI) kann längst als Kriegswaffe gelten – nicht nur, wenn es um Drohnenlenkung geht. Im Ukraine-Krieg gab es jetzt einen neuen Vorfall.
Moskau – Der Kreml beklagt im Ukraine-Krieg einen „Deepfake“. Offenbar wurde eine Ansprache von Wladimir Putin gefälscht. Ihr Thema war die unübersichtliche Lage in Belgorod, einem Grenzgebiet zur Ukraine. Der Fake-Kremlchef forderte die Menschen auf, ihre Häuser zu räumen. Sprecher Dmitri Peskow sprach bei dem Vorfall vom Montag (5. Juni) von einem „Werk von Hackern“. Das berichtete unter anderem das US-Nachrichtenportal Newsweek.
Deepfakes sind realistisch wirkende Medienhinhalte. In der Ansprache sei die künstlich erzeugte Stimme Putins zu hören gewesen. Der Kreml teilte mit, dass gefälschte „dringliche Mitteilung“ Putins in mehreren Radio- und Fernsehsendern der russischen Grenzgebiete ausgestrahlt wurde. Laut Radio Mir, einem der gehackten Sender, dauerte der Vorfall etwa 40 Minuten. Niemand bekannte sich dem Kreml zufolge bislang zu der Tat.
Ukraine-Krieg: KI als Waffe – Deepfake zu Selenskyj
Mehrere Fachleute ordneten den Putin-Deepfake gegenüber den Medien ein. „Gefälschte Posts, die angeblich von echten Persönlichkeiten stammen, stellen in einer von KI beeinflussten Welt ein zunehmendes Risiko dar“, sagte etwa Oberst Philip Ingram, ein ehemaliger britischer Militärgeheimdienstoffizier und Nato-Planer, zu Politico Europe. KI ist die Abkürzung für Künstliche Intelligenz. In der Kriegspropaganda seien Deepfakes eine „erwartbare“ Waffe, befand er – „aber sie können sehr überzeugend sein.“

Deepfakes im Ukraine-Krieg: Experte sieht Situation für Putin „außer Kontrolle“
Jason Jay Smart, politischer Berater für postsowjetische Politik, wiederum äußerte im Gespräch mit Newsweek, die Ansicht, der Belgorod-Deepfake deute auf wachsenden Widerstand gegen Putin hin. „Die angeblichen Deepfakes von Putin sind ein Hinweis darauf, dass es in Russland derzeit zu Partisanenkriegen kommt“, glaubte er. „Die Situation ist außer Kontrolle: Putin kontrolliert nicht mehr das Territorium Russlands, die innenpolitischen Verhältnisse und nicht einmal das, was im Fernsehen erscheint.“
Es ist nicht die erste falsche Putin-Rede gewesen. „Wir haben Frieden mit der Ukraine erzielt“, wurde dem Kremlchef im Internet bereits in den Mund gelegt. Auch Wolodymyr Selenskyj wurde schon Opfer eines Deepfakes-Clips. So soll der ukrainische Präsident zu Beginn zu Kriegsbeginn seine Soldaten aufgefordert haben, die Waffen niederzulegen. Das Video zur Selenskyj-Kapitulation im Ukraine-Krieg war aber eine Fälschung. (frs)