CSU-Spitze wütend über Guttenbergs Verhalten

Hamburg - Die Anzeichen für ein politisches Comeback von Karl-Theodor zu Guttenberg verdichten sich - doch in der CSU wächst der Widerstand gegen den einstigen Hoffnungsträger. Dass missfällt Seehofer und Co.
CSU-Chef Horst Seehofer missfällt vor allem die Art, wie sich der Ex-Verteidigungsminister ins Rampenlicht zurückdrängt. Selbst in seiner oberfränkischen Heimat bröckelt der Rückhalt.
Guttenbergs Rückkehr wirkt wie inszeniert: Der medienwirksame erste öffentliche Auftritt in Kanada, dann die Einstellung der Ermittlungen durch die Staatsanwaltschaft und die zeitgleiche Veröffentlichung eines Interviews. Darin kritisierte Guttenberg den Zustand der CSU: Wenn diese sich noch als Volkspartei bezeichne, wirke dies “nur noch wie die Verhöhnung früherer Träume“.
Guttenberg: Der "Top Gun"-Minister a.D.
Seehofer ist über die Aussage extrem ungehalten: “Wenn er jetzt den Kurs der CSU kritisiert, darf ich ihn daran erinnern, dass er bis vor acht Monaten Bezirksvorsitzender dieser CSU war (...). Da habe ich nichts vernommen davon, dass der Charakter der CSU als Volkspartei gefährdet sei“, sagte der CSU-Vorsitzende dem “Spiegel“. Er fügte an: “Ich erkenne an dem Auftritt von Karl-Theodor zu Guttenberg und an dem Interview viel von seiner Persönlichkeitsstruktur wieder. Diese Art und Weise, andere herabzusetzen, um sich selbst zu erhöhen, geht so aber nicht.“
Auch Bundesverbraucherministerin Ilse Aigner (CSU) äußerte sich kritisch über Guttenberg, genauso wie CSU-Generalsekretär Alexander Dobrindt. Guttenberg habe in einer schwierigen Situation von “seiner politischen Heimat, der CSU“, Unterstützung und Solidarität erfahren, sagte Dobrindt der “Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ (F.A.S). “Ich hätte mir schon gewünscht, dass er das jetzt in seinen ersten Erklärungen etwas mehr berücksichtigt.“
Rückhalt im Wahlkreis schwindet
Selbst führende Politiker aus Guttenbergs früherem Wahlkreis Kulmbach gehen mittlerweile auf Distanz: Der Kulmbacher CSU-Kreisvorsitzende Henry Schramm sagte der “F.A.S.“: “Es ist gut, wenn man denjenigen, von dem man getragen wird, auch mag.“ Schramm wollte sich noch nicht festlegen, ob man Guttenberg im Wahlkreis erneut als Kandidaten für die Bundestagswahl aufstellen sollte.
Über die Nominierung müssen drei CSU-Kreisverbände entscheiden. Der Vorsitzende des CSU-Kreisverbands Lichtenfels, Christian Meißner, sagte dem “Focus“, mit Guttenberg sei vereinbart, dass er bis zum nächsten Frühjahr Bescheid gibt, ob er wieder kandidieren möchte. Meißner warb dafür: “Guttenberg würde uns im Wahlkampf extrem helfen.“ Er könne wirken wie “Penizillin gegen die Politikverdrossenheit“.
Auftritt in Talkshow geplant
Nach “Focus“-Informationen forciert Guttenberg sein politisches Comeback mehr als bislang bekannt. Gegenüber CSU-Politikern, die ihn in den USA besucht hätten, habe Guttenberg durchblicken lassen, dass er an einer zeitnahen Rückkehr in die Politik arbeite. Seitdem habe Guttenberg die Kontakte zur Partei erheblich intensiviert. Zudem plane er nach Auskunft von Vertrauten auch einen Auftritt im deutschen Fernsehen, hieß es weiter.
Guttenberg war im März als Minister zurückgetreten und hatte sein Bundestagsmandat und seine Parteiämter aufgegeben, nachdem bekannt geworden war, dass er weite Teile seiner Doktorarbeit abgeschrieben hatte. Die Staatsanwaltschaft Hof hat die Ermittlungen gegen Guttenberg gegen Geldauflage von 20.000 Euro vor wenigen Tagen eingestellt.
Laut “F.A.S.“ hatte die Staatsanwaltschaft Guttenbergs Anwalt frühzeitig darüber informiert, dass sie nach Beendigung des Verfahrens eine Pressemitteilung veröffentlichen werde. Beendet werden konnte das Verfahren allerdings erst, nachdem das auferlegte Bußgeld gezahlt worden war. Auf diese Weise konnte der ehemalige Minister mitbestimmen, wann die Einstellung seines Strafverfahrens bekannt wurde.
dapd