Spielzeug für Gotteskrieger: Taliban präsentieren eigenen Sportwagen in Video
Es soll das erste Auto sein, das in Afghanistan entwickelt und produziert wird. Doch was kann der „Mada 9“ der Taliban wirklich?
Kabul - Sportwagen gelten weltweit vor allem unter Männern immer noch als beliebtes Spielzeug. Ob als Konkurrenz zu SUVs oder einfach als Ausdruck der eigenen Potenz - ein Sportwagen ist oft das Kleinod des Mannes. Das gilt für Andrew Tate, der vor kurzem Greta Thunberg mit seiner Sammlung hoch-getunter PS-Boliden zu imponieren versuchte, genauso wie für die Taliban.
Die radikalen Islamisten hatten vergangenes Jahr erneut die Kontrolle über Afghanistan übernommen. Kaum war die Macht etabliert, wurde Frauen der Zugang zu Universitäten verboten, die Steinigung von Ehebrecherinnen wieder eingeführt und nahezu alle Regeln der freien Meinungsäußerung eingeschränkt. Nun verkündete das Terror-Regime, unter die Autobauer zu gehen und präsentierte in einem holprigen Werbevideo das erste Auto, das jemals in Afghanistan entwickelt und gebaut worden sei: der „Mada 9“.

Taliban präsentieren Sportwagen „Mada 9“ in Kabul
Wie es sich für echte Männer gehört, ist der „Mada 9“ ein Sportwagen mit nur zwei Sitzen und einem tiefliegenden Chassis. Die Optik erinnert an ein Modell des italienischen Herstellers Bugatti. 30 Ingenieure sollen an seiner Entwicklung beteiligt gewesen sein, darunter Mitarbeiter der afghanischen Firma Entop mit Sitz in Kabul. Laut internationaler Medien soll das Fahrzeug sogar schon erste Testfahrten absolviert haben.
Auf den Videos, die von den Taliban unter anderem via Twitter verbreitet werden, bewegt sich das Auto allerdings nicht vom Fleck. Ob es das kann, und wenn ja, wie schnell, darüber wird unter internationalen Fachleuten wild spekuliert. Während manche die Existenz des Sportwagens überhaupt infrage stellen und das Modell in den Videos als Attrappe identifizieren, mutmaßen andere über die tatsächliche Motorleistung des angeblichen Supersportwagens.
Enttäuschende Motorleistung beim Sportwagen der Taliban vermutet
Denn unter der Haube des „Mada 9“ soll nicht viel mehr stecken als ein popeliger Toyota Corolla Motor. Der käme selbst in seiner größten Ausführung nur mit vier Zylindern daher und einer - für Sportwagen - mickrigen Leistung von 169 PS bei einer 2,0 Liter-Maschine. Kein Vergleich also zur Variante des italienischen Bruders Bugatti, der seine Flitzer gerne mal mit einer 8 Liter-Maschine ausstattet, die mehr als doppelt so viel PS produziert.
Doch für die Taliban ist der Vergleich mit dem italienischen Modell offenbar nicht weiter relevant. Sie bewerben ihren Sportwagen als Beweis für die Fortschrittlichkeit Afghanistans und wollen ihn demnächst auch auf internationalen Automessen einer weltweiten Kundschaft verkaufen. Die Verkündung des Männertraums fand übrigens zeitlich zu einer weiteren Einschränkung der Rechte von Frauen in dem Land aus. Am 10. Januar gaben die Taliban in Kabul nämlich ebenfalls bekannt, den Besitzern aller Schönheitssalons für Frauen zehn Tage Zeit, ihre Geschäfte zu schließen. (Daniel Dillmann)