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„Ethnische Säuberungen“ in Berg-Karabach: Mehrere Tote im Konflikt zwischen Armenien und Aserbaidschan

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Aserbaidschan startet „Anti-Terroreinsätze“ in Berg-Karabach. Die Spannungen um die stark verminte Region hatten zuletzt stark zugenommen.

Update vom 19. September, 18:43 Uhr: Aserbaidschan ist offenbar bereit, die Militäroperation in Bergkarabach zu beenden und sich mit Vertretern der armenischen Bevölkerung zu treffen. Allerdings müssten zufolge des Amts vom aserbaidschanischen Präsidenten Ilham Aliyev zunächst „eine Reihe von Bedingungen“ erfüllt werden.

Voraussetzung für ein Ende der „antiterroristischen Aktivitäten“ in Bergkarabach sei laut des Amtes die Abgabe der Waffen der „illegalen bewaffneten Formationen“ ihre Waffen abgeben, hieß es. Darüber hinaus müsse das illegale Regime in Bergkarabach abtreten, sonst gebe es ein keinen Grund.

Das aserbaidschanische Präsidentenamt erklärte des Weiteren, dass das „illegale Regime“ in Bergkarabach aufgelöst werden müssen, ansonsten würde es zu einer Fortsetung der „antiterroristischen Maßnahmen“ kommen. 

Berg-Karabach: Mehrere Tote im Konflikt zwischen Aserbaidschan und Armenien

Update vom 19. September, 16.10 Uhr: Bei dem aserbaidschanischen Militäreinsatz in der Region Berg-Karabach sind nach Angaben vor Ort mehrere Zivilisten getötet worden. „Den bisherigen Informationen zufolge haben die aserbaidschanischen Angriffe mindestens zwei Tote, darunter ein Kind, und elf Verletzte, darunter acht Kinder, verursacht“, schrieb der Menschenrechtsbeauftragte der international nicht anerkannten Republik, Gegam Stepanjan, am Dienstag auf X (vormals Twitter).

Armeniens Regierungschef Nikol Paschinjan erklärte indes, keinerlei Soldaten vor Ort zu haben. Paschinjan sprach von einem „Einsatz mit Bodentruppen“ Aserbaidschans, der das Ziel habe, „ethnische Säuberung“ gegen die armenische Bevölkerung in der Region zu betreiben. In einer Fernsehansprache sagte Paschinjan weiter, die Lage an der armenisch-aserbaidschanischen Grenze sei derzeit „stabil“.

Internationale Reaktionen folgten am Dienstagnachmittag. Außenministerin Annalena Baerbock hat die Regierung in Baku am Rande der UN-Versammlung zum sofortigen Stopp der Angriffe aufgefordert. Aserbaidschan müsse „den Beschuss sofort einstellen und an den Verhandlungstisch zurückkehren“. EU-Ratspräsident Charles Michel forderte von Aserbaidschan, sein „militärisches Vorgehen“ umgehend einzustellen und „ehrlichen Dialog zwischen Baku und den Armeniern in Berg-Karabach“ zu ermöglichen.

Konflikt in Berg-Karabach
Geparkte aserbaidschanische Panzer bei Kalbajar. (Archiv) © Emrah Gurel/AP/dpa

Aserbaidschan beginnt Militäreinsatz zur Rückholung von Berg-Karabach

Erstmeldung vom 19. September:

Baku/Eriwan - Die frühere Sowjetrepublik Aserbaidschan hat im Südkaukasus eine neue Militäroperation zur Eroberung der Konfliktregion Berg-Karabach gestartet. Das Verteidigungsministerium in Baku sprach am Dienstag zur Begründung von „Anti-Terroreinsätzen lokalen Charakters zur Wiederherstellung der verfassungsmäßigen Ordnung“ in der Region. Berg-Karabach liegt auf aserbaidschanischem Gebiet, wird aber mehrheitlich von Armeniern bewohnt.

Militäreinsatz gestartet: Aserbaidschan eröffnet Kampf um Berg-Karabach – Mehrere Tote

Die Einsätze richteten sich gegen Kräfte aus Armenien, teilte das Verteidigungsministerium in Baku mit. Die Türkei und Russland seien über das Vorgehen informiert worden. In Stepanakert, der Hauptstadt der zwischen beiden Ländern seit Jahrzehnten umstrittenen Region, waren nach Angaben eines Reporters der Nachrichtenagentur AFP Explosionen zu hören.

Zuvor wurden aserbaidschanischen Angaben zufolge sechs Menschen bei Minenexplosionen getötet. Aserbaidschanische Sicherheitskräfte hatten mitgeteilt, zwei Zivilisten seien auf einer Straße in Richtung der Stadt Schuscha im aserbaidschanisch kontrollierten Teil Berg-Karabachs durch eine von armenischen „Sabotagegruppen“ gelegte Mine getötet worden. Vier Polizisten kamen später auf dem Weg zum Explosionsort bei einer weiteren Minenexplosion ums Leben.

Schwelender Konflikt: Aserbaidschan und Armenien streiten seit Jahrzehnten um Berg-Karabach

Das muslimische Aserbaidschan und das christlich-orthodoxe Armenien streiten seit dem Zerfall der Sowjetunion um Berg-Karabach und lieferten sich bereits zwei Kriege um das Gebiet. Aserbaidschan wird in dem Konflikt von der Türkei unterstützt, während Russland als traditionelle Schutzmacht Armeniens an Einfluss verliert. Berg-Karabach gehört völkerrechtlich zu Aserbaidschan, in dem Gebiet leben aber überwiegend Armenier. Nach sechswöchigen Kämpfen im Jahr 2020 mit mehr als 6.500 Toten hatte Russland ein Waffenstillstandsabkommen vermittelt, das Armenien zur Aufgabe großer Gebiete zwang.

Seitdem gibt es aber immer wieder tödliche Auseinandersetzungen an der armenisch-aserbaidschanischen Grenze. In den vergangenen Monaten hatten die Spannungen um das stark verminte Berg-Karabach wieder deutlich zugenommen. (dpa/afp)

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