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In München auf freiem Fuß: Türkei soll „Terrorkämpfer“ nach Deutschland abgeschoben haben

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Die Türkei greift durch: Das Land soll schon mehr als 100 mutmaßliche „Terrorkämpfer“ abgeschoben haben.
Die Türkei greift durch: Das Land soll schon mehr als 100 mutmaßliche „Terrorkämpfer“ abgeschoben haben. © dpa / Christoph Soeder

Die Türkei schiebt mutmaßliche Terrorkämpfer in deren Heimatländer ab. Nun wurde ein junger Mann nach München ausgeflogen. Hier befindet er sich auf freiem Fuß.

München/Istanbul - Die Türkei soll erneut einen angeblichen Terroristen nach Deutschland abgeschoben haben. Einem Bericht der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu vom späten Donnerstagabend zufolge handelt es sich unter Berufung auf das Innenministerium um einen „Terroristenkämpfer“ mit deutscher Staatsbürgerschaft. Nähere Auskünfte zu den konkreten Vorwürfen gab das Ministerium zunächst nicht.

Nach Angaben der Generalstaatsanwaltschaft München landete der junge Mann am Donnerstagabend in der bayerischen Landeshauptstadt. Dort wurde er demnach von Polizisten befragt, befindet sich nun aber auf freiem Fuß. Nach Angaben eines Sprechers läuft zwar ein Ermittlungsverfahren. Es lägen allerdings im Moment keine Erkenntnisse vor, dass es sich tatsächlich um einen Terrorkämpfer handle.

Terrorkämpfer nach Deutschland abgeschoben? Kein Haftbefehl gegen jungen Mann

Ein Haftbefehl gegen den Mann, der 18 oder 19 Jahre alt sein soll, liegt demnach nicht vor. Nach Angaben aus Sicherheitskreisen war er in der Türkei beim Versuch festgenommen worden, unerlaubt die Grenze nach Syrien zu überqueren. Er habe dort seit dem 7. Dezember in Abschiebehaft gesessen. Der junge Mann ist in Deutschland geboren und deutscher Staatsbürger.

Die Türkei schiebt seit Wochen Menschen mit angeblichen Verbindungen zu Terrororganisationen in ihre Heimatländer ab. Sie hatte am 9. Oktober in Nordsyrien nahe der Grenze zur Türkei eine Militäroffensive gegen die Kurdenmiliz YPG begonnen, die sie als Terrororganisation betrachtet. Dabei waren offiziellen Angaben zufolge auch 287 Anhänger der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) festgenommen worden, darunter Frauen und Kinder. Die YPG hatte zahlreiche IS-Kämpfer und Angehörige in Haft gehalten.

Terrorkämpfer nach Deutschland abgeschoben? Türkei macht offenbar ernst

Insgesamt hat die Türkei einem Anadolu-Bericht vom Freitag zufolge mittlerweile 110 ausländische „Terroristenkämpfer“ abgeschoben. Deutsche stellen demnach mit 21 die größte Gruppe, gefolgt von 13 Franzosen. Allerdings fließen in die Zahlen auch die der mitreisenden Kinder ein.

Die kurdische Verwaltung in Nordsyrien hat derweil fünf mutmaßliche IS-Kämpfer aus Bosnien-Herzegowina in ihre Heimat abgeschoben. Ein Gericht in Sarajevo verhängte am Freitag Untersuchungshaft gegen die fünf Männer; das berichtete das Nachrichtenportal klix.ba. Zuvor waren sie in Gefängnissen der Kurden im Norden Syriens gewesen. In Bosnien werden sie nun des Terrorismus beschuldigt. In dem Balkanland mit einer mehrheitlich muslimischen Bevölkerung ist die Mitgliedschaft im IS als Terrorstraftat definiert. Delinquenten drohen langjährige Gefängnisstrafen.

Derweil plant die Bundesregierung bei Abschiebungen nach Syrien eine wichtige Änderung. Der in seine libanesische Heimat ausgewiesene Chef des Miri-Clans arbeitet offenbar wieder an seiner Rückkehr nach Deutschland. Ein islamistischer Gefährder ist aus Deutschland in seine Heimat Irak abgeschoben worden - der 18-Jährige soll einen Selbstmordanschlag vorbereitet haben.

Mit harter Hand geht der türkische Staatschef Recep Tayyip Erdogan gegen Demonstranten vor - auch Tränengas wird eingesetzt. Derweil droht in der Heimat eine Geld-Krise - an der auch Donald Trump seine Aktien hat. Der Präsident bereitet Europa wegen der zehntausenden Flüchtlinge aus Syrien auf eine neue Migrationswelle vor.

dpa

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