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„Bürgerliche Mehrheit“: ARD-Experte zerpflückt Gaulands Regierungsträume

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Der AfD-Fraktionsvorsitzende Alexander Gauland sieht nach der Wahl in Thüringen eine Mehrheit  für CDU und AfD. Die Zahlen geben das allerdings nicht her.
Der AfD-Fraktionsvorsitzende Alexander Gauland sieht nach der Wahl in Thüringen eine Mehrheit  für CDU und AfD. Die Zahlen geben das allerdings nicht her. © picture alliance/dpa / Gregor Fischer

Thüringen-Wahl: Während Alexander Gauland eine „bürgerliche Mehrheit“ aus AfD und CDU in Thüringen sieht, hat ARD-Wahlexperte Jörg Schönenborn schlechte Nachrichten für ihn.

Erfurt - Die AfD kann bei der Landtagswahl in Thüringen einen Erfolg verbuchen: Nach dem vorläufigen Endergebnis liegt die Partei mit Spitzenkandidat Björn Höcke bei 23,4 Prozent und ist damit hinter der Linken zweitstärkste Kraft. Trotzdem lässt ARD Wahlexperte Jörg Schönenborn im Fernsehen Alexander Gaulands Regierungsträume platzen.

AfD-Mann Gauland gab sich nach der Wahl in Thüringen in der ARD betont selbstbewusst: „Deutlich wird, dass wir inzwischen die neue bürgerliche Volkspartei sind und da es eine bürgerliche Mehrheit gibt, könnten wir mit der CDU regieren. Wenn sie den Mumm hätte, ihre linken Funktionäre in die Schranken zu weisen.“ Gemeint damit: Die CDU.

Nach Thüringen-Wahl: Schönenborn geht nicht auf Gaulands Spekulationen ein

Allerdings geben das die Zahlen gar nicht her. Nach den bisher für Thüringen verfügbaren Daten sei für AfD und CDU keine Mehrheit in Sicht, sagte Schönenborn laut Welt. „Man muss über diese Koalition also nicht ausführlicher sprechen“, zitiert Spiegel Online den Wahlexperten nach Gaulands Aussage.

Nachdem Gauland über eine Regierungsbeteiligung spekuliert hatte, präsentierte Schönenborn, was nach dem vorläufigen Endergebniss tatsächlich möglich wäre. Das Szenario des AfD-Fraktionschefs war nicht dabei. Denn auch gemeinsam hätten die beiden Parteien, die Gauland als bürgerlich bezeichnete, keine Mehrheit. Sie kämen lediglich auf 45,2 Prozent, nachdem der bei weitem größte Teil der Wahlbezirke bereits ausgezählt war.

Wahl in Thüringen: CDU-Spitzenkandidat Mohring weiterhin gegen Koalition mit AfD

Hinzu kommt, dass der CDU-Spitzenkandidat für Thüringen, Mike Mohring, eine Koalition mit der AfD - ebenso wie mit der Linken - vor der Wahl kategorisch ausgeschlossen hat und auch nach der Stimmenabgabe dazu steht. 

Schönenborn präsentiert in der ARD nur zwei mögliche Koalitionen: Zum einen „r2g2“, also ein Bündnis von Linken, SPD, Grünen und der FDP sowie eine Koalition von Linken und CDU.

AfD-Mann Höcke nach Thüringen-Wahl: CDU hechelt dem „rot-grün-bunten Zeitgeist“ hinterher

AfD-Spitzenkandidat Höcke sagte dem Fernsehsender Phoenix über eine Zusammenarbeit mit den Christdemokraten nach der Wahl in Thüringen: „Die CDU muss sich entscheiden: Will sie weiter, wie in den letzten Jahrzehnten, dem rot-grün-bunten Zeitgeist hinterherhecheln oder zu ihren konservativen Wurzeln zurückkehren.“ Ziemlich eindeutig reagierte derweil die Presse auf das Abschneiden der AfD bei der Wahl in Thüringen.

Die Berichterstattung über die AfD hatte während der Landtagswahlen in Sachsen und Brandenburg für Wirbel gesorgt. Moderatorin Wiebke Binder hatte die Rechtspopulisten in der Wahlsendung zur bürgerlichen Partei erklärt und dadurch viel Kritik auf sich gezogen. Der MDR sah sich zu einer Reaktion genötigt. „Unter dem enormen Stress einer Live-Sendung bei einer solchen Doppelwahl mit ständig neuen Ergebnissen und wechselnden Konstellationen kann es zu Missverständnissen kommen und können Unschärfen passieren.“

Annegret Kramp-Karrenbauer könnte nach dem schwachen Ergebnis der Thüringen-Wahl unterdessen sogar eine Revolute drohen - während Angela Merkel nur zusieht, kommentiert der Münchner Merkur*.

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