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Ukraine-Krieg: Experte erklärt die zwei zerstörerischsten Waffen Russlands - und Putins großen Frust

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Von: Anna-Katharina Ahnefeld

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Politikwissenschaftler Dr. Frank Sauer spricht im Ippen-Interview über Putins Atomwaffen-Drohung und den möglichen Einsatz von Vakuumbomben.

München/Kiew – Bomben auf ukrainische Städte: Russland führt seine Invasion im Ukraine-Krieg weiter fort. Die Ukraine* hat den Vorwurf erhoben, dass russische Truppen bei Angriffen eine sogenannte Vakuumbombe verwendet hätten. „Sie haben heute eine Vakuumbombe eingesetzt, was nach der Genfer Konvention verboten ist“, sagte die ukrainische Botschafterin in den USA Anfang der Woche. Die Information lässt sich aktuell nicht verifizieren.

Die Ippen-Zentralredaktion hat mit Dr. Frank Sauer von der Universität für Politikwissenschaft München und Experte für Internationale Politik und Sicherheit über den Ukraine-Krieg* gesprochen. Der Politikwissenschaftler ist spezialisiert auf Militärwaffensysteme und klärt im Interview über den kriegsverbrecherischen Einsatz von Vakuumbomben in urbanen Gebieten auf.

Ippen-Interview mit Sicherheitsexperte Dr. Frank Sauer zu russischen Waffen im Ukraine-Krieg.
Ippen-Interview mit Sicherheitsexperte Dr. Frank Sauer zu russischen Waffen im Ukraine-Krieg. © Screenshot

Ukraine-Krieg: Waffen-Experte Sauer über Möglichkeit des russischen Einsatzes von Atombomben

Zu der Möglichkeit des russischen Einsatzes von Atomwaffen antwortet Sauer: „Das ist alles Teil des politischen Signalisierens Putins. Putin hat im Prinzip, für den Westen klar ersichtlich, auf sein Nuklearwaffenarsenal gezeigt und gesagt, vergesst bitte nicht, die habe ich auch noch.

Der Sinn davon sei, den Westen von weiteren Sanktionen und Waffenlieferungen an die Ukraine abbringen zu wollen.

Ukraine-Krieg: Waffensystem-Experte spricht über Putins Frustration – „Sache läuft nicht wie gedacht“

Das Vorgehen Putins sei als eine Art „Abschreckungssignal“ zu verstehen, führt Dr. Frank Sauer im Ippen-Interview aus. Jedoch: „Es spricht auch von der Frustration Putins*, die inzwischen ganz erheblich ist, weil die Sache nicht so läuft, wie gedacht“, analysiert der Politikwissenschaftler über die Entwicklungen im Ukraine-Krieg.

(Osteuropa-Expertin im Interview: Korrespondentin Aleksandra Fedorska spricht über Russlands Präsident Wladimir Putin, die dramatische Grenz-Situation und europäische Einigkeit.)

Ob Russland* tatsächlich Vakuumbomben im Ukraine-Krieg eingesetzt hat, kann laut Sauer zum jetzigen Zeitpunkt nicht bestätigt werden. Der Waffenexperte hält es jedoch für plausibel, dass diese Waffe bereits zum Einsatz gekommen ist. Sicher sei, dass diese Waffensysteme bereits auf ukrainischen Boden gesichtet worden seien. Gegenüber IPPEN.MEDIA erläutert er die zerstörerische Wirkung von Vakuumbomben. „Konkret denke ich da an diesen Mehrfachraketenwerfer TOS-1, der eben Raketen mit thermobarischen Sprengköpfen verschießt“, sagt Dr. Sauer.

Ukraine Aktuell: Einsatz von Vakuumbomben – „nahezu zwangsläufig ein Kriegsverbrechen“

„Diese Waffen funktionieren anders als konventioneller Sprengstoff. Man muss es sich vorstellen wie eine gigantische Verpuffung, die enorme Hitze und eine sehr starke Druckwelle erzeugt“, illustriert der Politikwissenschaftler der Bundeswehr-Universität. Dieser Vorgang habe demnach eine „schreckliche Auswirkung auf alle nicht-gepanzerten Ziele“. Wie Menschen oder zivile Infrastruktur.

Der Mehrfachraketenwerfer TOS-1 Buratino bei einer Übung in einem Militärgebiet in Russland.
Der Mehrfachraketenwerfer TOS-1 Buratino bei einer Übung in einem Militärgebiet in Russland. © Rogulin Dmitry/dpa

Eingesetzt in urbanem Gelände, seien „solche Waffen nahezu zwangsläufig ein Kriegsverbrechen“. Aufgrund der Flächenwirkung sei es unmöglich, gezielt nur gegen militärisch legitime Ziele vorzugehen. Bedeutet: Entscheidet man sich, die sogenannten Vakuumbomben einzusetzen, nimmt man wissentlich den Verlust ziviler Opfer in Kauf. „Es ist wirklich der Gipfel der Verantwortungslosigkeit, mit so etwas auf Stadtgebiete zu schießen“, sagt Sauer. (aka) *Merkur.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.

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