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3700 km/h schnell: Ukraine-Offizier plaudert geheime Luftabwehrrakete aus

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Unablässig bombardiert Russland ukrainische Großstädte und Getreidelager mit Marschflugkörpern sowie Drohnen. Großbritannien hat Kiew in einer geheimen Aktion wohl neue Luftabwehrraketen geliefert.

München/Reni/Odessa – Russland schreckte im Ukraine-Krieg zuletzt nicht mal mehr davor zurück, die ukrainischen Donau-Hafen Ismajil sowie Reni direkt an der Grenze zu Rumänien mit Langstrecken-Drohnen und Raketen anzugreifen, was in Bukarest heftige Proteste der Regierung des Nato-Mitglieds nach sich zog.

Luftabwehr der Ukraine: Britische Raketen gegen russische Angriffe im Einsatz

Die Ukrainer versuchen sich und ihre Städte seit Monaten zunehmend mit amerikanischen Patriot-Flugabwehrsystemen, deutschen Gepard-Flugabwehrpanzern oder der Komponente Iris-T von einem Rüstungshersteller aus Überlingen am Bodensee zu schützen. Zwischen Lwiw im Westen, Odessa am Schwarzen Meer, der Hauptstadt Kiew sowie den Millionenstädten Dnipro und Charkiw im Osten wurde so ein recht dichtes System aus verschiedenen Luftabwehrsystemen aufgebaut.

Eines blieb dabei bisher wohl geheim - bis jetzt. Denn nun hat ein namentlich nicht genannter Offizier der Streitkräfte der Ukraine dem englischen Nachrichtenmagazin Times ausgeplaudert, dass angeblich auch britische AIM-132-ASRAAM-Raketen zur Flugabwehr im Einsatz sind - obwohl diese eigentlich für den Luftkampf zwischen Kampfjets vorgesehen sind.

Mit einem hochsensiblen Infrarotsuchkopf ausgestattet: eine ASRAAM-Kurzstreckenrakete. (Archivfoto)
Mit einem hochsensiblen Infrarotsuchkopf ausgestattet: eine ASRAAM-Kurzstreckenrakete. (Archivfoto) © IMAGO / StockTrek Images

Aber: Laut dem ukrainischen Portal Defense Express kann die ASRAAM wegen der hohen Energie ihrer Triebwerke angeblich auch als Boden-Luft-Rakete eingesetzt werden. Das war bisher nicht bekannt. So wurde die Rakete, die 1998 bei der britischen Royal Air Force in Dienst gestellt wurde, offenbar für diese Aufgabe modifiziert, wozu es keine Bestätigung aus London gibt. Derweil veröffentlichte Defense Express ein Foto von einem Supacat HMT-Truck, der just jene ASRAAM-Raketen auf einer Abschussrampe am Heck aufmunitioniert hat.

Luftabwehr der Ukraine: Modifizierte britische AIM-132-ASRAAM-Raketen ist darunter

Woher das Foto stammt, wird nicht erwähnt. Klar erkennbar sind die Raketen jedoch anhand ihres Infrarot-Zielsuchkopfs an der Front, der aussieht wie eine riesige Linse. Ansonsten kommt die Rakete mit einer Länge von 2,9 Metern, einem Durchmesser von 16,6 Zentimetern sowie einem Startgewicht von 88 Kilogramm eher moderat daher. Die technischen Details lassen sich nur erraten.

So hält wohl eine von der Tragfläche abgehende Strebe, Pylon genannt, die Raketen samt Triebwerk. Offenbar wird die Rakete über besagte Pylon durch einen elektrischen und/oder mechanischen Impuls gezündet. Über den Abschussvorgang kann bislang jedoch nur gemutmaßt werden, da aus Großbritannien - wohl wegen der Geheimhaltung - keinerlei Informationen dazu vorliegen, während die russische Armee in der Ukraine weiter schwere Verluste hinnehmen muss.

Hilfe für die Ukraine Die britische AIM-132 ASRAAM kann nun wohl auch als Boden-Luft-Rakete eingesetzt werden.
Hilfe für die Ukraine Die britische AIM-132 ASRAAM kann nun wohl auch als Boden-Luft-Rakete eingesetzt werden. © Screenshot Defense Express

Luftabwehr der Ukraine: Britische AIM-132-ASRAAM-Rakete ist bis zu 3700 km/h schnell

Für die Auslösung des Gefechtskopfes ist in der Luft in der Regel neben einem Kontaktzünder ein Lasersensor zuständig. Die Navigation während der Flugphase übernimmt ein Navigationssystem aus Sensoren, dem kurz vor dem Start der Rakete von der Trägerplattform die aktuelle Position und der Kurs des Zieles übermittelt wird. Das passiert wohl über beschriebenen Pylon. Überliefert ist dagegen: Im Zielgebiet aktiviert die Rakete eigenständig und automatisch ihren Infrarotsucher, um das Ziel zu orten und bestenfalls auszuschalten.

Die AIM-132 ASRAAM-Rakete, die als effektiv gilt, beschleunigt dafür im Flug mit Schallgeschwindigkeiten von bis zu Mach 3, umgerechnet rund 3700 km/h. Die Version der Luft-Luft-Rakete hat verschiedenen Angaben zufolge eine Reichweite von 15 bis 25 Kilometern. Für das improvisierte Flugabwehr-Raketensystem als Boden-Luft-Komponente schätzt Defense Express die Reichweite auf etwa zehn Kilometer ein - in diesem Fall im Steigflug. Über Abschussraten russischer Geschosse durch die Rakete ist nichts bekannt. (pm)

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