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Putin-Scherge Medwedew sieht drei Szenarien für Kriegs-Ende: Weltkrieg und Ukraine-Aufteilung als Optionen

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Von: Marcus Giebel

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Dimitri Medwedew prognostiziert das Ende der Ukraine. Der Vertraute von Wladimir Putin skizziert drei Szenarien. Nur eines davon wäre für Russland gut genug.

Moskau – Das Ende der Ukraine wird kommen. Früher oder später. Davon ist Dimitri Medwedew überzeugt. Zumindest das Ende der Ukraine als eigenständiger Staat. Die Daseinsberechtigung hat der seit dem Ausbruch des Ukraine-Kriegs immer radikaler auftretende Gefolgsmann Wladimir Putins dem Nachbarland bereits häufiger abgesprochen. Nun erklärt Medwedew via Telegram, wie er sich die Zukunft Europas nach dem Ende der Kämpfe vorstellt.

Die Ukraine ist für ihn demnach ein „sterbender Staat“, dem ein in die Länge gezogenes oder ein schnelles Ende drohe. Hier spricht Medwedew einerseits vom „Weg der relativ langsamen Erosion der ukrainischen Staatlichkeit mit einem allmählichen Verlust der verbliebenen Elemente staatlicher Souveränität“, die Alternative sei „der Weg des sofortigen Zusammenbruchs mit der gleichzeitigen Vernichtung aller Zeichen von Staatlichkeit“.

Medwedew hetzt via Telegram gegen Ukraine: Vergiftetes Angebot an den Westen

Müßig zu erwähnen, dass der 57-Jährige damit auch dem Westen als wichtigstem Verbündeten der Ukraine aufzeigen will, dass dessen Hilfe das Leid in den Kriegsgebieten nur verlängern würde. Also am Ausgang des Ukraine-Konflikts nichts ändern wird. Obendrein beinhaltet Medwedews Botschaft die obligatorische Warnung, dass ein neuer Konflikt in Europa oder der Welt heraufbeschworen werden könnte. Und der könnte demnach Jahrzehnte dauern.

Zudem reicht er den Staaten der EU quasi über die Köpfe der ukrainischen Staatsführung hinweg die Hand. Mit dem vergifteten Angebot, über das Schicksal des vom Krieg zerstörten Landes zu entscheiden. Drei Szenarien nennt der stellvertretende Leiter des Sicherheitsrates von Russland, der als einer der engsten Verbündeten von Kreml-Chef Wladimir Putin gilt.

In jedem davon geht es darum, dass sich die westlichen Gebiete einigen EU-Staaten anschließen, während die Regionen im Osten fortan zu Russland gehören. Die Ukraine wird also aufgeteilt, verschwindet letztlich von der Landkarte, wie es sich der einstige Präsident von Putins Gnaden und spätere Ministerpräsident schon mehrmals ausgemalt hat.

Dimitri Medwedes in Anzug und mit Sonnenbrille
Will die Ukraine aufteilen: Russlands Ex-Präsident Dimitri Medwedew macht der EU via Telegram ein vergiftetes Angebot. © IMAGO / ITAR-TASS

Medwedews Szenarien für die Ukraine: In zwei von drei Fällen droht demnach ein Weltkrieg

Szenario eins beinhaltet zwischen diesen neuen EU-Gebieten und dem nach Westen erweiterten russischen Territorium einen Streifen „Niemandsland“ – so nennt es Medwedew. Diese „verbleibenden herrenlosen Gebiete“ würden sich zum Nachfolger der Ukraine erklären, die Gebiete von Russland zurückfordern und in die EU sowie in die Nato aufgenommen werden wollen, „was mittelfristig auch geschieht“. In der Folge würde laut Medwedew der bewaffnete Konflikt wieder entflammen, es drohe der Übergang in den Dritten Weltkrieg.

Im zweiten Szenario sei das Risiko einer Wiederaufnahme des Konflikts oder einer Eskalation bis hin zu einem Weltkrieg „moderat“. Hier teilen einige EU-Staaten und Russland das komplette ukrainische Gebiet unter sich auf. In einem europäischen Land entstehe eine ukrainische Exilregierung, zudem würden angemessene Garantien vereinbart, um den Konflikt beizulegen. Allerdings gebe es „fortgesetzte terroristische Aktivitäten ukrainischer Nazis, die sich über die EU-Staaten, die westukrainisches Land erhalten haben, verstreut wiederfinden“.

Schließlich gibt es noch das dritte Szenario, Medwedews Favorit. Wie in Szenario eins verbleiben „herrenlose Regionen“ zwischen den von einigen EU-Staaten und Russland übernommenen Gebieten. Nur fordert die dort lebende Bevölkerung „die Selbstbestimmung durch den Beitritt zur Russischen Föderation“. Diesem Antrag werde stattgegeben, der Konflikt könne „mit ausreichenden Garantien, dass er auf lange Sicht nicht wieder aufflammt“, beigelegt werden.

Medwedew und die Ukraine: Hofft er auf Kriegsmüdigkeit im Westen?

Weitere Optionen sieht Medwedew nicht, schiebt nach: „Und das ist jedem klar, auch wenn manche im Westen das nicht wahrhaben wollen.“ Zwar könnte das zweite Szenario „vorübergehend“ als Lösung angesehen werden, doch auf lange Sicht gelte dies nur für Szenario drei.

Ob Medwedew wirklich hofft, den Westen so an den Verhandlungstisch zu bekommen? Indem die Ukraine einfach ignoriert wird? Viele führende Politiker Europas hatten bereits mehrmals betont, die Ukraine allein entscheide, wann sie bereit sei, Gespräche über die Zukunft der Kriegsgebiete aufzunehmen.

Womöglich erhofft sich Medwedew eher, Zwietracht zu säen. Da die EU lange nicht mehr so einig scheint, wie noch zu Beginn der Invasion. Auch die zunehmende Kriegsmüdigkeit unter den Bürgern im Westen könnte für ihn zur Waffe werden.

Ein Panzer feuert auf verschneitem Gebiet
Im Einsatz für Wladimir Putin: Tausende russische Panzer bombardieren seit Beginn der Invasion Gebiete in der Ukraine. © IMAGO / ITAR-TASS

Medwedew sieht keine Zukunft mit Selenskyj: „Neonazistische Herrschaft muss beseitigt werden“

Seine Warnung vor einem lange andauernden und zermürbenden Krieg jedenfalls wiederholte Medwedew auch bei einem Besuch in Vietnam vor Reportern. „Dieser Konflikt wird lange dauern, vielleicht Jahrzehnte. Das ist die neue Realität, neue Lebensumstände“, zitiert ihn die russische Nachrichtenagentur TASS.

So wie Kiew einen Frieden mit Putin für utopisch hält, sieht Medwedew bei einem Verbleib der Regierung des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj an der Macht kaum Chancen auf ein Ende der Auseinandersetzungen. „Dann hätten wir, sagen wir mal, drei Jahre Waffenstillstand, danach zwei Jahre des Konflikts und anschließend beginnt alles wieder von vorn.“

Für ihn sei ganz klar: „Das Wesen der neonazistischen Herrschaft in Kiew muss beseitigt werden.“ Von dieser Ansicht rückt er also kein Stück ab – trotz all der Rückschläge seit Ausbruch des Kriegs, dessen Verlauf sich Medwedew und Putin ganz anders vorgestellt haben. (mg)

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