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„Dann steht alles in Ruinen“: Putin-Freund Medwedew droht dem Westen mit „Vergeltung“

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Von: Bedrettin Bölükbasi

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Dmitri Medwedew und Wladimir Putin. Aufnahme vom 26. Dezember 2019.
Der ehemalige Präsident von Russland, Dmitri Medwedew, gilt als Vertrauter von Putin. (Archivbild) © Yekaterina Shtukina/imago

Wie so oft meldete sich Russlands Ex-Präsident Medwedew auf Telegram zu Wort und antwortete auf eine Aussage des italienischen Verteidigungsministers.

München – Mehrere westliche Länder wollen Kiew im Ukraine-Krieg mit Panzern versorgen. Auch Deutschland will mit 14 Leopard-2-Panzern zur Verteidigung gegen Kreml-Chef Wladimir Putins Angriff beitragen.

Der italienische Verteidigungsminister Guido Crosetto warnte bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit seinem französischen Amtskollegen Sebastien Lecornu am Freitag (27. Januar), es könne zum Dritten Weltkrieg kommen, „falls russische Panzer in Kiew und an der europäischen Grenze auftauchen.“ Mit den neuen Waffenlieferungen an die Ukraine wolle man genau diese Gefahr abwehren.

Ukraine-Krieg: Medwedew droht nach Aussage von italienischem Minister

Der stellvertretende Chef des russischen Sicherheitsrats, Ex-Präsident und Putin-Vertrauter Dimitri Medwedew hat nun im Kurznachrichtendienst Telegram auf die Aussagen von Crosetto reagiert. „Erstens, die Verteidigung der Ukraine, die niemand in Europa braucht, wird die heruntergekommene alte Welt nicht vor Vergeltung schützen, falls etwas passieren sollte“, drohte Medwedew im Zusammenhang mit den aktuellen Ereignissen rund um den Ukraine-Krieg. Dabei dürfte er mit der „alten Welt“ die von Moskau immer wieder attackierte „westliche Weltordnung“ meinen.

„Zweitens, sollte der Dritte Weltkrieg beginnen, dann wird er nicht von Panzern und nicht einmal Kämpfern ausgetragen, sondern dann wird sicherlich alles in Ruinen stehen“, ergänzte der ehemalige Staatschef Russlands, während in Russland aufgrund des Ukraine-Kriegs das Geschäft mit Friedhöfen und Krematorien boomt. Offenbar will Medwedew damit auf den möglichen Einsatz von Atomwaffen statt der Nutzung von konventionellen Waffen hinweisen. Der Putin-Freund droht immer wieder mit einem Nukleareinsatz.

Dritter Weltkrieg? Russischer Experte beschwichtigt – „begrenzte Natur der Eskalation“

Dem Analysten Dmitri Stefanowitsch vom in Moskau ansässigen russischen Institut für Weltwirtschaft und Internationale Beziehungen (IMEMO) zufolge ist die Gefahr eines möglichen Dritten Weltkriegs, der aus dem Ukraine-Krieg resultieren könnte, allerdings immer noch gering. Es gebe weiterhin den Wunsch, eine größere Eskalation zu verhindern, sagte er dem unabhängigen Sender RTVI. Washington und Brüssel würden das militärische Potenzial der Ukraine mit einer Art „Ventil“ im Griff haben.

Laut Stefanowitsch wäre die Eskalationsgefahr ohne den Einfluss westlicher Verbündeter auf Kiew deutlich höher. In der jetzigen Situation sei die Lage jedoch unter Kontrolle. Zugleich halte auch die russische Seite die Eskalation unter Kontrolle. So würden etwa bestimmte Gebiete der Ukraine nicht unter Angriffen leiden. „Die begrenzte Natur der Eskalation bleibt also erhalten“, so der Analyst.

Ukraine-Krieg: Experte sieht geringe Gefahr eines Atomschlags durch Russland

Die Ukraine gibt im Hintergrund des Ukraine-Krieges immer wieder an, auch die Halbinsel Krim zurückerobern zu wollen. Auf Nachfrage betonte Stefanowitsch, dass eine ukrainische Offensive gegen die Krim sehr wahrscheinlich keinen Atomschlag zur Konsequenz haben werde. „Es wird nicht so sein, dass die Ukraine die Krim angreift und wir sofort Atomwaffen einsetzen. Es muss schon etwas Ernsteres passieren“, sagte er dem Sender.

Zwar könne das Argument zugunsten eines Atomschlags durchaus stärker werden, falls entschieden werde, dass ein Angriff auf die Krim eine existenzielle Bedrohung sei. Allerdings handelt es sich bei dieser Formulierung in der russischen Doktrin laut der Einschätzung von Stefanowitsch eher um „verletzliche Territorien“ wie Kaliningrad im Westen und die Kurilen im Osten.

„Daher denke ich, dass es ziemlich klares Verständnis gibt, dass nicht einmal ein Zusammenstoß auf der Krim ein direkter Grund für den Einsatz von Nuklearwaffen ist“, erklärte der Analyst. Eine parallele Zerstörung eines Großteils der russischen Armee könnte die Gefahr aber erhöhen, warnte Stefanowitsch. Er verwies hier auf eine direkte Beziehung zwischen der Stärke der konventionellen Streitkräfte und der nuklearen Schwelle: Je stärker das reguläre Militär, desto höher die Schwelle. (bb)

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