Ukraine-Krieg: Scholz erteilt Selenskyj Absage zu Flugverbot und Friedenstruppe: „So schwer es fällt...“
Im Ukraine-Krieg kämpft Russland offenbar mit hohen Verlusten. Ein Kreml-Sprecher äußert sich im US-Fernsehen zu Atombomben. Alle News zum Ukraine-Krieg im Ticker.
- Eskalierter Ukraine-Konflikt*: Es sollen bald neue Sanktionen gegen Russland verkündet werden (siehe Update vom 22. März, 19.30 Uhr).
- Bundeskanzler Olaf Scholz erteilte Selenskyj eine Absage zu Flugverbot und Friedenstruppe (Update vom 23. März, 11.20 Uhr).
- Ein Sprecher von Wladimir Putin* warnte vor einer möglichen Nato-Friendsmission (siehe Update vom 23. März, 11.50 Uhr).
- Dieser News-Ticker ist beendet. Weitere Informationen finden Sie in unserem neuen News-Ticker zum Ukraine-Krieg. Die Hintergründe zu Ukraine-Krieg* finden Sie hier.
Update vom 24. März, 10.06 Uhr: Auch im Münchner Stadtrat war der Ukraine-Krieg Thema. Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko wurde live zugeschaltet.
Ukraine-Krieg: Kreml warnt vor Nato-Friendsmission - Kiew verlangt weitere Panzerabwehrraketen
Update vom 23. März, 11.50 Uhr: Russland hat vor einer möglichen Nato-Friedensmission in der Ukraine gewarnt. „Das wäre eine sehr unbedachte und äußerst gefährliche Entscheidung“, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Mittwoch der Agentur Interfax zufolge. In der Ukraine laufe derzeit eine „militärische Spezial-Operation“, sagte Peskow - so wird der Krieg von Moskau offiziell genannt. „Und jedes mögliche Aneinandergeraten unserer Soldaten mit Soldaten der Nato kann durchaus nachvollziehbare, schwer zu behebende Folgen haben.“
Polen will beim Nato-Gipfel am Donnerstag in Brüssel seinen Vorschlag für eine Friedensmission in der Ukraine offiziell einbringen. Der Vorstoß rief im Kreis der Nato-Partner allerdings bislang auf ein geteiltes Echo Kremlsprecher Peskow sagte außerdem, dass ein mögliches Eingreifen von anderen Mitgliedern eines von Russland dominierten Militärbündnisses nicht diskutiert werde. Die Ukraine hat wiederholt die Sorge geäußert, dass sich etwa Belarus mit eigenen Truppen am Krieg beteiligen könnte.
Update vom 23. März, 11.20 Uhr: Die Ukraine hat von Großbritannien mehr Panzerabwehrraketen unter anderem mit einer größeren Reichweite gefordert. Im Ukraine-Krieg liefert London liefert bereits NLAW-Panzerabwehrraketen nach Kiew, um den Kampf gegen russische Truppen zu unterstützen. „Uns gehen die Waffen aus“, sagte Wadym Prystajko, der ukrainische Botschafter in Großbritannien, gegenüber dem Sender Sky News. Dies werde sich in den nächsten Wochen bemerkbar machen. Daher werde sich der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj mit der Nato über eine Auffrischung des ukrainischen Arsenals unterhalten. Dabei werde es jedoch um Waffen gehen, die eine größere Reichweite haben und zudem stärker als bisherige Lieferungen sind, erklärte der Botschafter: „Um unser Land zu säubern brauchen wir aber etwas mit einer viel größeren Reichweite.“
Ukraine-Krieg: Selenskyj droht russischen Piloten - Scholz mit erneuter Absage für heikle Forderungen
Update vom 23. März, 10.30 Uhr: In der Generaldebatte im Deutschen Bundestag äußerte sich Bundeskanzler Olaf Scholz zum Ukraine-Krieg. Die Ukraine könne sich zwar auf die Hilfe von Deutschland verlassen, sagte Scholz und richtete sich mit seinen Worten an den ukrainischen Staatschef Wolodymyr Selenskyj. Dabei verwies er auf bereits beschlossene Sanktionen gegen Russland. Allerdings erteilte der Bundeskanzler den Forderungen nach einer Flugverbotszone sowie dem Eingriff einer Nato-Friedenstruppe eine deutliche Absage: „So schwer es fällt, wir werden dem nicht nachgeben.“ Die Nato werde nicht Kriegspartei, da sei man sich mit den europäischen Partnern einig. „Alles andere wäre unverantwortlich“, unterstrich der Kanzler im Bundestag.
Update vom 23. März, 10.00 Uhr: Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat allen Piloten russischer Kampfflugzeuge für ihre Einsätze gegen Ziele in der Ukraine mit persönlicher Verantwortung gedroht. „Sie werden zur Rechenschaft gezogen, wie auch immer“, sagte er in der Nacht zum Mittwoch. „Heute oder morgen, das ist nicht so wichtig. Wichtig ist, dass es unausweichlich ist.“
Als besonderes Beispiel nannte er den Abschuss eines russischen Kampfbombers über der schwer umkämpften Hafenstadt Mariupol. „Und so wird es jedem gehen, der unsere Menschen tötet, friedliche Menschen in unserem friedlichen Land.“ Den russischen Piloten sei offenbar nicht klar, was für Befehle sie ausführten: „Die Tötung von Zivilisten ist ein Verbrechen.“
Nach ukrainischer Darstellung sind seit Kriegsbeginn vor knapp vier Wochen bereits rund 100 russische Kampfflugzeuge und Bomber abgeschossen worden. Diese Angaben lassen sich nicht unabhängig überprüfen.
Ukraine-Krieg: Ukraine meldet hohe russische Verluste - ukrainische Armee hält Stellung in Charkiw
Update vom 23. März, 9.57 Uhr: Nach jüngsten Angaben des ukrainischen Generalstabs am Mittwoch wurden im Ukraine-Krieg bislang etwa 15.600 russische Soldaten getötet. Damit überschreiten die Verluste Russlands in der Ukraine die Verluste der Sowjetunion in Afghanistan. Nach offiziellen Angaben hat die sowjetische Armee in der fast 10 Jahre langen Invasion Afghanistans etwa 15.000 Mann verloren.
Dem ukrainischen Generalstab zufolge wurde bislang außerdem folgendes militärisches Equipment der russischen Armee zerstört:
- 517 Panzer, 1.578 gepanzerte Wagen, 1.008 Autos, 70 Treibstofflaster
- 267 Artilleriegeschütze, 80 Mehrfachraketenwerfer, 47 Luftverteidigungssysteme
- 101 Flugzeuge, 124 Helikopter, 42 Drohnen
Ukraine-Krieg: „Extrem starke Bomben“ in Mariupol eingeschlagen
Update vom 22. März, 19.47 Uhr: In der von russischen Truppen belagerten ukrainischen Hafenstadt Mariupol sind nach Behördenangaben zwei „extrem starke Bomben“ eingeschlagen, als gerade Zivilisten evakuiert werden sollten. „Es ist klar, dass die Belagerer sich nicht für die Stadt interessieren, sie wollen sie auslöschen, zu Asche reduzieren“, erklärte die Stadtverwaltung. Die beiden besonders starken Bomben seien am Dienstag eingeschlagen.
In Mariupol sind nach Behördenangaben mehr als 200.000 Menschen eingeschlossen. Die Lage ist nach wochenlangem Beschuss und Belagerung dramatisch. Bewohner, denen die Flucht gelang, berichteten nach Angaben der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch von einer „eiskalten Höllenlandschaft voller Leichen und zerstörter Gebäude“. Tausende Menschen harrten in unterirdischen Räumen aus - ohne Wasser, Nahrung, Strom und Kommunikationsmöglichkeiten.
Ukrainische Medien vermelden militärische Erfolge: Russland-Truppen wohl eingekesselt
Update vom 22. März, 19.41 Uhr: Die ukrainische Armee soll wichtige militärische Fortschritte verbucht haben. Das berichten mehrere ukrainische Medien. Demnach soll es der Kiew-Seite gelungen sein, die russische Armee nordwestlich von Kiew einzukesseln.
Auch bei Twitter macht die Meldung die Runde. So schreibt beispielsweise der britische Journalist John Sweeney auf dem Kurznachrichtendienst von fünf Informanten, die ihm die Einkesselung nahe der ukrainischen Hauptstadt bestätigt hätten. Der deutsche Journalist Patrick Diekmann erklärt unter Berufung auf ukrainische Meldungen, dass es Selenskyjs Armee gelungen sei, russische Truppen in Butscha, Hostomel und Irpen einzkesseln und damit von Versorgungslinien abzuschneiden. Inwieweit die Angaben der Wahrheit entsprechen, lässt sich derzeit nicht genauer nachvollziehen.
Update vom 22. März, 16.56 Uhr: In der belagerten ukrainischen Stadt Mariupol sollten am Dienstag nach Regierungsangaben drei Fluchtkorridore geöffnet werden. Das teilte die Vizeregierungschefin Iryna Wereschtschuk in einer auf Telegram veröffentlichten Videobotschaft mit. Die Bürger waren aufgefordert, organisiert zu den Bussen zu gehen.
Doch die Evakuierung über die Fluchtkorridore funktioniert offenbar nicht: Wereschtschuk sagte laut Spiegel im ukrainischen Fernsehen, dass mindestens 100.000 Menschen Mariupol nicht verlassen können. Russische Soldaten hätten Rettungskräfte unter anderem daran gehindert, auf das Gelände des bombardierten Theaters in Mariupol* zu gelangen. „Wir fordern die Öffnung eines humanitären Korridors für Zivilisten“, sagte Wereschtschuk laut Spiegel im TV.
Ukraine-Krieg: „Krieg hat Ende von Putin eingeläutet“ - Klingbeil sieht Machthaber vor dem baldigen Aus
Update vom 22. März, 15.25 Uhr: SPD-Chef Lars Klingbeil geht davon aus, dass sich die Ära von Russlands Präsident Waldimir Putin dem Ende zuneigt. „Ich glaube, dass dieser Krieg das Ende von Putin eingeläutet hat“, sagte Klingbeil im Interview mit dem TV-Kanal Bild Live am Dienstag. Nach vier Wochen Krieg in der Ukraine fange der Rückhalt in Putins eigener Regierung an „zu bröckeln“. „Die politischen Prozesse in Russland werden sehr schnell an Dynamik gewinnen, wenn Putin infrage gestellt wird“, sagte Klingbeil weiter. „Er führt sein Land gerade ins Unglück.“
Der SPD-Vorsitzende schloss eine spätere Normalisierung der Beziehungen zu einem von Putin geführten Russland aus: „Was ich nicht sehe, ist, dass wir irgendwann wieder in einem normalen Verhältnis mit Wladimir Putin an Tischen sitzen werden“, sagte er. „Diese Zeit ist vorbei!“ Er hoffe, dass die politische Zukunft Putins „sehr schnell zu Ende geht“.
Update vom 22. März, 13.19 Uhr: Mindestens fünf russische Top-Generäle sollen im Ukraine-Krieg bereits getötet worden sein. Ein solcher Verlust gilt als „sehr ungewöhnlich“. Medienberichten zufolge ist er zum einen auf eine fehlende Kommunikation, zum anderen auf mangelnde Disziplin der russischen Truppen zurückzuführen. Mehr über den Verlust der russischen Top-Generäle an der Front lesen Sie im kompletten Artikel.
Ukraine-Krieg: Selenskyj-Berater spricht von „relativ einfacher“ Einigung mit Russland
Update vom 22. März, 12.35 Uhr: Kommen die Ukraine-Verhandlungen jetzt womöglich voran? Wie unter anderem das US-Magazin Politico berichtet, könne man sich laut Selenskyj-Berater Alexander Rodnyansky bei einigen Themen „relativ einfach“ einigen - etwa bei der Nato-Mitgliedschaft oder der Verwendung von Russisch als Regionalsprache. Territorium abzugeben schloss er allerdings aus.
Bei einem Treffen mit Putin wäre der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj offenbar bereit, auch über den Status der von Russland annektierten Krim und der Separatisten-Gebiete im Donbass zu sprechen. Das sagte er am Montagabend im Gespräch mit mehreren ukrainischen Medien. Selenskyj erklärte sich dazu bereit, „alles anzusprechen, was Russland verärgert und missfällt“. „Die Frage der Krim und des Donbass ist für alle eine sehr schwierige Geschichte“, sagte Selenskyj über die 2014 annektierte Halbinsel und die international nicht anerkannten „Volksrepubliken“ im Osten des Landes.
Ukraine-Krieg: Zerstörte Stadt Mariupol soll evakuiert werden - Drei Korridore geplant
Update vom 22. März, 11.15 Uhr: In der belagerten und mittlerweile völlig zerstörten ukrainischen Stadt Mariupol sollen am Dienstag nach Regierungsangaben drei Fluchtkorridore geöffnet werden. Das teilte die Vizeregierungschefin Iryna Wereschtschuk in einer auf Telegram veröffentlichten Videobotschaft mit. Die Menschen sollen demnach aus den umliegenden Orten Berdjansk, Jurjiwka und Nikolske in die Großstadt Saporischschja gebracht werden.
Es sei klar, dass es nicht genügend Plätze gebe, sage Wereschtschuk weiter. Deswegen bitte man die Bürgerinnen und Bürger, den Anweisungen der Behördenvertreter vor Ort zu folgen und organisiert zu den Bussen zu gehen. Wereschtschuk versprach, niemand werde zurückgelassen. Man führe weiter täglich Evakuierung durch, bis alle Menschen aus der Stadt gebracht worden seien. Nach Angaben des russischen Verteidigungsministeriums leben noch bis zu 130.000 Bewohner in der Stadt am Asowschen Meer - einst waren es rund 440.000.
Ukraine-Krieg: Botschafter wütet - „Ihr russischen Mistkerle werdet dafür bitter bezahlen“
Update vom 22. März, 10.37 Uhr: „Ihr russische Mistkerle werdet dafür bitter bezahlen“: Mit diesen Worten hat der ukrainische Botschafter in Deutschland, Andrij Melnyk, auf einen der jüngsten Anschläge während des Ukraine-Kriegs auf seine Heimatstadt Kiew reagiert. Zu Bild sagte der 46-Jährige: „Hier wohnen wir. Daher traf dieser mörderische Raketenangriff auch meine Familie mitten ins Herz. Wir sind echt wütend!“
Am späten Sonntagabend hatte ein russischer Angriff das Kiewer Einkaufszentrum „Retroville“ zerstört. Laut Moskau diente das „funktionsunfähige“ Einkaufszentrum als Waffenlager.
Erstmeldung: Ukraine-Krieg: Möglicher Anschlag auf Selenskyj gestoppt – Panik nach Evakuierungsaufruf
Kiew - Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj fürchtet seit Beginn des Ukraine-Kriegs um sein Leben. Für Russlands Präsident Wladimir Putin sei er Staatsfeind Nummer 1, hatte Selensykj gleich nach Kriegsbeginn erklärt. Trotzdem harrt der ukrainische Präsident in Kiew aus, sendet täglich Videobotschaften an sein Volk, Russland und den Westen.
Jetzt hat es offenbar wieder einen Anschlagsversuch auf Selenskyj gegeben. Die ukrainische Spionageabwehr hat ein mögliches Attentat auf ihn nach eigenen Angaben gestoppt. Einige russische Saboteure, angeführt von einem Geheimdienstler, seien in der Stadt Uschgorod im Dreiländereck zwischen der Ukraine, der Slowakei und Ungarn festgenommen worden, berichtete die Agentur Unian in der Nacht zum Dienstag. Zum Auftrag der etwa 25 Männer gehörten neben dem Anschlag auf Selenskyj in Kiew auch die Ausführung einer Reihe von Sabotageakten im Regierungsviertel sowie in anderen Landesteilen der Ukraine.
Selenskyj hat erneut sich in einer Videobotschaft an die Ukrainer gewandt und sie zum Widerstand und zum Durchhalten aufgerufen. Mit Blick auf die aktuellen Verhandlungen mit Russland ließ er durchblicken, dass jede Einigung mit dem Gegner dem ukrainischen Volk zur Abstimmung per Referendum vorgelegt werden müsse. In den USA warnte derweil Präsident Joe Biden vor russischen Cyberangriffen in den USA und dem Einsatz von Bio- und Chemiewaffen in der Ukraine.
Ukraine-Krieg: Panik nach Evakierungsaufruf für Stadt Boryspil
Nach einem Evakuierungsaufruf an Bürger der ukrainischen Stadt Boryspil südöstlich von Kiew versuchen Offizielle, die Bevölkerung wieder zu beruhigen. „In sozialen Medien ist Panik ausgebrochen, dass morgen ein Angriff beginnt und morgen Boryspil vernichtet wird“, zitierte die ukrainische Agentur Unian den Berater des Innenministers, Wadym Denisenko, der am Dienstagmorgen im ukrainischen Fernsehen auftrat.
Bürgermeister Wolodymyr Borissenko, der in der Nacht zum Dienstag zum Verlassen der Stadt aufgerufen hatte, habe gesagt, wenn Frauen und Kinder die Stadt verließen, sei es einfacher für die Männer, die Stadt vor theoretisch möglichen Angriffen zu schützen. Darauf sollten sich die Menschen konzentrieren, so Denisenko.
Denisenko zufolge herrscht nun nicht nur in Boryspil Panik, sondern auch in den umliegenden Dörfern und der ganzen Region um Kiew. Boryspil mit seinen etwa 60.000 Einwohnern liegt rund 30 Kilometer südöstlich von Kiew. Bürgermeister Borissenko hatte in seinem Aufruf an die Zivilbevölkerung gesagt, es gebe keinen Grund, in der Stadt zu bleiben, in der Umgebung werde bereits gekämpft. (dpa/afp) *Merkur.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.