Vielsagende Räuberpistole? Peskow-Sohn kämpfte angeblich im Ukraine-Krieg - für Wagner

Der Sohn des Kremlsprechers Dmitri Peskow berichtet von angeblichen Diensten im Krieg. Er kämpfte offenbar unter falschem Namen für die Wagner-Gruppe.
Moskau – Die Wagner-Söldner gelten als Schatten-Armee des Kremls. Über die Identität der Kämpfer ist wenig bekannt. Einer von ihnen soll der Sohn von Kremlsprecher Dmitri Peskow sein. Dieser ist wie sein Vater wegen des russischen Angriffskrieges in der Ukraine mit westlichen Sanktionen belegt. Nach eigenen Angaben hat er dort unter falschem Namen als Artillerist gedient.
„Ich habe es als meine Pflicht angesehen“, sagte Nikolai Peskow in einem Interview mit der russischen Zeitung Komsomolskaja Prawda. An der Glaubwürdigkeit dieser Aussage gibt es jedoch Zweifel.
Peskow-Sohn rühmt sich einer Militärkarriere im Ukraine-Krieg – Prigoschin lobt Einsatz
Peskow will einen knapp halbjährigen Vertrag bei Wagner unterzeichnet haben. Nach Angaben der Komsomolskaja Prawda erhielt der Peskow-Sohn für seinen Mut auch eine Tapferkeitsmedaille. Auf die Frage, was sein Vater davon halte, sagte Peskow, der auch den Kampfnamen Choles annahm: „Er ist stolz auf mich, glaube ich. Mein Vater hat mir gesagt, dass ich die richtige Entscheidung getroffen habe.“
Um seinen Einsatz zu verifizieren, veröffentlichte die Zeitung auch ein Foto von ihm in Uniform. Kritische Beobachter meinen aber, dass damit der angebliche Einsatz nicht bewiesen sei. Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin bestätigte allerdings den Einsatz von „Choles“ bei den Wagner-Söldnern im Ukraine-Krieg; er lobte ihn als vorbildlich. Die Kinder der meisten Vertreter der russischen Elite drückten sich vor dem Kriegseinsatz. „Die Eltern verstecken sie“, klagte der 61-Jährige. Ein neues Gesetz soll das Einziehen von Rekruten dem russischen Staat bald vereinfachen.
Wagner-Chef Prigoschin bestätigt geheimen Einsatz von Peskow-Sohn im Krieg
Prigoschin zufolge soll sich Dmitri Peskow selbst wegen des Kriegseinsatzes an ihn gewandt haben. Zunächst habe der Pressesprecher der russischen Regierung versucht, seinem Sohn den Kriegseinsatz auszureden. Peskow riet dem Vertrauten von Kremlchef Wladimir Putin, seinen Sohn nicht in die regulären Truppen des Verteidigungsministeriums zu schicken.
Peskows Sohn habe schließlich nach einer Ausbildung von drei Wochen unter falschem Namen als Artillerist im umkämpften Gebiet Luhansk gedient, sagte Prigoschin. Niemand in der Truppe habe von der Aktion oder der Identität von Choles gewusst. „Darüber habe nur ich Bescheid gewusst und der Chef des Kaderdienstes“, sagte Prigoschin. Choles habe „Mut und Heldentum gezeigt – genauso, wie alle.“ Jetzt sei der Sohn von Peskow nach sechs Monaten Dienst im Urlaub.
Prigoschin selbst hat bislang keine Belege für den Einsatz von Choles vorgelegt. Eine Reaktion von Peskow, der sonst schnell kommentiert, gab es zunächst ebenfalls nicht. Staatsmedien griffen die Nachricht dennoch auf.
Zoff zwischen Kreml und Wagner-Gruppe – Putin und Prigoschin auf Annäherungskurs?
Sonderbar erscheint diese Meldung besonders vor dem Hintergrund, dass die Wagner-Gruppe und der Kreml oft schlecht aufeinander zu sprechen waren. Doch seit geraumer Zeit verdichten sich die Anzeichen, dass das russische Verteidigungsministerium eine stärkere Zusammenarbeit Prigoschin anstrebt. Ziel ist offenbar die schnelle Eroberung Bachmut mithilfe der Wagner-Söldner, die ihre Erfolge in Bachmut stets betonen.
Zudem berichten russische Miltärblogger laut der amerikanischen Denkfabrik Institute Study of War (ISW), dass Wagner-Kräfte mit T-90-Panzern in Bachmut operieren. Offenbar scheint die russische Führung Wagner bei ihren Bemühungen, die Stadt einzunehmen, mehr moderne Mittel zur Verfügung zu stellen. (bohy/dpa)