Zweifel in Russland: Chef der Nationalgarde räumt erstmals große Probleme in der Ukraine ein

Erstmals hat ein hoher Beamter des Putin-Apparats Schwierigkeiten im Ukraine-Krieg eingeräumt. Zugleich berichtet auch das Verteidigungsministerium von Widerstand. Eine verbale Wende?
Moskau - Seit Tagen kursiert im von Moskau eskalierten Ukraine-Konflikt* eine für Russland unangenehme These: Der Kreml könnte die Stimmungslage und den militärischen Widerstand in der Ukraine unterschätzt haben. Am Montag hat ein ranghoher Beamter dies erstmals vorsichtig bestätigt. Auch das Verteidigungsministerium in Moskau äußerte sich ähnlich.
Die Äußerungen kommen bemerkenswerterweise in etwa zeitgleich mit einer neuen Verhandlungsbereitschaft des Kreml. Durchsetzt waren sie allerdings weiterhin mit bekannten Vorwürfen - etwa jenem, dass „Nazis“ Zivilisten als Schutzschilde nutzten.
Ukraine-Krieg: Putins Nationalgarden-Chef räumt Probleme ein - „Läuft nicht alles so schnell“
Der Chef der russischen Nationalgarde, Viktor Solotow, erklärte: „Ich möchte sagen, dass ja nicht alles so schnell läuft, wie man sich das wünschen würde.“ Er sprach davon, dass sich „Nazisten“ in der Region hinter friedlichen Bürgern, darunter Frauen und Kindern, in Schulen, Kindergärten und Wohnhäusern verstecken würden.
Im Morgenbriefing des Verteidigungsressorts räumte Sprecher Igor Konaschenkow am Montag zudem ein, die Separatisten träfen in der Region Luhansk auf starken Widerstand. Im Nordosten der Großstadt Sjewjerodonezk liefen Kämpfe gegen „Nationalisten“, sagte er. In der Stadt leben etwa 100.000 Menschen. Die russische Armee drang nach Darstellung von Konaschenkow indes weitere elf Kilometer in der Ostukraine vor.
Mit Solotow räumte erstmals ein ranghoher Beamter aus Putins Sicherheitsapparat ein, dass Russland nicht so vorankomme wie geplant. Der Kremlchef hatte stets behauptet, alles laufe nach Plan - auch zeitlich. Zuletzt hatte es aber sogar im russischen Fernsehen öffentliche Zweifel am Fortgang des Krieges* gegeben. Gleichwohl vermeldete Moskau in der Nacht auf Montag (14. März) auch militärische Erfolge.
Putin im Ukraine-Krieg: Mehr Widerstand als erwartet?
Die Zahl der seit Kriegsbeginn am 24. Februar zerstörten ukrainischen Militärobjekte liegt laut Verteidigungsministerium inzwischen bei rund 4000 - darunter mehr als 1200 Panzer und gepanzerte Fahrzeuge. Der russische Präsident Wladimir Putin* hatte seinen Einmarsch in die Ukraine auch damit begründet, dass er das vom Westen mit Waffen ausgerüstete Land „entmilitarisieren“ wolle.
Zugleich erklärte Solotow aber auch, dass die russische Armee siegen werde. Er äußerte sich nach einem von Patriarch Kirill gehaltenen Gottesdienst in der Erlöserkathedrale, der Hauptkirche der russisch-orthodoxen Kirche, am Sonntagabend in Moskau. Auch Russlands Nationalgarde nimmt an den Kämpfen in der Ukraine teil. (AFP/fn) *Merkur.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.