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„Sehr hohes Sicherheitsrisiko“: Wie gefährlich die geleakten US-Dokumente wirklich sind

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Während sich die USA über die geleakten Dokumente zum Krieg besorgt zeigen, beschwichtigt die Ukraine. Ein Überblick über die Gefahr der Unterlagen.

Washington/Kiew - Am vergangenen Wochenende wurden geheime US-Dokumente über den Ukraine-Krieg geleakt, von wem, ist noch unklar. Die USA sehen darin ein „sehr hohes Sicherheitsrisiko“, die Ukraine beschwichtigt derweil. Wie gefährlich die veröffentlichten Dokumente nun wirklich sind, ist noch schwer abzuschätzen.

Ukraine-Krieg: Wie gefährlich die geleakten US-Dokumente wirklich sind

Wie John Kirby, der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates der USA, am Montag bekannt gab, sei die Regierung besorgt, dass noch weitere Dokumente auftauchen könnten. Insgesamt stelle das Durchsickern der geheimen US-Dokumente zum Ukraine-Krieg im Internet nach Angaben des Verteidigungsministeriums „ein sehr hohes Risiko für die nationale Sicherheit“ dar.

Der Vorgang habe außerdem „das Potenzial, Falschinformationen zu verbreiten“, sagte Pentagon-Sprecher Chris Meagher. „Wir untersuchen immer noch, wie das passiert ist und wie groß das Problem ist.“ Es müsse unter anderem geprüft werden, „wie diese Art von Informationen verteilt werden und an wen“. Diese derzeitige Unwissenheit sei durchaus „Anlass zur Sorge“, so Kirby.

Geleakte US-Dokumente: Echtheit der Informationen strittig

Zur Echtheit der Unterlagen wurden vom Pentagon keine Angaben gemacht. US-Regierungsmitarbeiter sagten der Washington Post allerdings, dass einige der Unterlagen offenbar manipuliert worden seien. Allerdings stünden viele andere Dokumente im Einklang mit den Berichten der CIA, die allerdings nicht für die Außenwelt bestimmt gewesen seien.

Ukraine-Krieg Truppenübung vor Kiew
In den geleakten US-Unterlagen sollen auch Informationen über die sich in der Ukraine befindlichen Waffen und Truppenstationierungen zu finden sein. © IMAGO/Aziz Karimov

Die geheimen US-Regierungsdokumente waren zuvor nach und nach auf Online-Plattformen wie Twitter, Telegram, Discord und weiteren Plattformen aufgetaucht. Nach Angaben der New York Times wurden sie über pro-russische Kanäle verbreitet. Sie enthielten der Zeitung zufolge unter anderem Details über Waffenlieferungen, Bataillonsstärken und andere sensible Informationen. Demnach soll Putin eine Abschussprämie für westliche Panzer vergeben.

Ukraine-Krieg: Geleakte US-Dokumente könnten für Russland von Vorteil sein

Nach Einschätzung der Zeitung könnten sich die Unterlagen als äußerst wertvoll für Moskau erweisen. Sie zeigten, wie weit US-Geheimdienste bereits in Teile des russischen Militärapparats vorgedrungen seien, was wiederum ein erhöhtes Risiko für die US-Spione bedeute. Außerdem würden sie Informationen zu Plänen der USA und der Nato zur Unterstützung einer ukrainischen Militäroffensive im Frühjahr gegen Russland, das bereits hohe Verluste im Krieg zu verzeichnen hat, bieten.

Die Infos zu den geleakten Dokumenten und Sicherheitsbedenken der USA im Überblick:

Südkorea, das laut den Unterlagen Waffen fertigen solle, die anschließend von den USA in der Ukraine verkauft werden würden, bezweifelte indes die Echtheit der Dokumente stark. Demnach dürfe Seoul keine Rüstungsgüter in Kriegsgebiete liefern und halte sich auch strikt daran.

Geleakte US-Dokumente: Ukraine beschwichtigt

Für die Washington Post ist allen voran bedenklich, dass aus den Dokumenten die Arbeitsweise der US-Geheimdienste sowie die Anzahl der in der Ukraine angekommenen westlichen Waffen hervorgingen. Die Ukraine selbst spielt den Vorfall allerdings herunter und behauptete, die Unterlagen seien von Russland gefälscht worden.

So meinte Präsidentenberater Mychajlo Podoljak im ukrainischen Fernsehen, es handle sich um ein „gewöhnliches Geheimdienstspiel.“ Berichte der CNN, wonach die Ukraine ihre militärischen Pläne aufgrund der Veröffentlichungen geändert habe, wies er zurück. An der Gegenoffensive arbeite man demnach ohnehin noch, fixe Aufstellungen gebe es noch gar nicht.

Geheime US-Dokumente veröffentlicht: Ukraine dementiert Planänderungen

Auch der Sekretär des ukrainischen Sicherheits- und Verteidigungsrats, Oleksij Danilow, widersprach im Interview mit der ARD dem CNN-Bericht. Über den Beginn der geplanten Gegenoffensive werde im allerletzten Moment entschieden. „Wenn jemand glaubt, dass wir nur eine Option haben, dann entspricht das nicht der Realität. Sogar drei Optionen wären nicht viel“, sagte Danilow.

„Ich weiß nicht, mit wem CNN gesprochen hat. Ich kann auf jeden Fall sagen, dass die Anzahl der Personen, die unsere Pläne auf unserem Staatsgebiet kennt, äußerst begrenzt ist. Und ich denke nicht, dass der Informant, der mit CNN in Kontakt stand, etwas damit zu tun hat“, schildert Danilow im Interview.

Geleakte US-Dokumente: Wer hat die Informationen zum Ukraine-Krieg veröffentlicht?

Unklar ist weiterhin, wer die geheimen US-Dokumente veröffentlicht hat. Wie Angehörige von Regierungskreisen der CNN bestätigt hätten, richteten sich die Ermittlungen zuallererst nach innen. Die Suche nach dem Maulwurf dürfte allerdings schwer sein. Hunderte, vielleicht Tausende Mitarbeiter hätten Zugang zu den Unterlagen gehabt, sagte ein Mitarbeiter des Verteidigungsministeriums der Washington Post.

Das Weitergeben solcher streng geheimer Informationen gehöre zu den schwersten Verbrechen, die es in Bezug auf die nationale Sicherheit der USA gebe. Das schilderte eine ehemalige Anwältin der US-Luftwaffe der Zeitung. Währenddessen sollen die Russen ihre Strategie im Ukraine-Krieg bereits überdenken. (mef/afp)

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