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ZDF-Auftritt von Pistorius sorgt für heftige Reaktionen in Russland – Medwedew droht mit „Parade in Berlin“

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Von: Stephanie Munk

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Ein Auftritt von Verteidigungsminister Pistorius im ZDF dringt bis nach Russland: Russische Medien berichten prominent – und Ex-Präsident Medwedew warnt Deutschland.

Berlin/Moskau - Ein Auftritt des deutschen Verteidigungsministers Boris Pistorius (SPD) im Polit-Talk von Maybrit Illner sorgt in Russland für Wirbel: Russische Medien berichteten prominent über Pistorius‘ Aussagen. Auf der Homepage der staatlichen Nachrichtenagentur Ria Nowosti erschien ein Bericht über den deutschen Verteidigungsminister zeitweise an oberster Stelle. Und auch Russlands Ex-Präsident und heutiger Vize-Präsident des russischen Sicherheitsrats, Dmitri Medwedew, äußerte sich zu Pistorius - in gewohnter Hardliner-Manier.

Russlands Ex-Präsident Dimitri Medwedew (l.) hat auf Twitter auf eine Aussage von Boris Pistorius bei „Maybrit Illner“ reagiert.
Russlands Ex-Präsident Dimitri Medwedew (l.) hat auf Twitter auf eine Aussage von Boris Pistorius bei „Maybrit Illner“ reagiert. © Imago (Montage)

Pistorius im ZDF: Begrenzte Angriffe auf Russland „völlig normal“

Zum Hintergrund: Pistorius hatte in der ZDF-Sendung Maybrit Illner auf die Frage nach möglichen roten Linien im Ukraine-Krieg gesagt, er halte begrenzte Angriffe der Ukraine auf russisches Territorium im Kampf gegen die Invasion für akzeptabel. Es sei „völlig normal“ in solch einer militärischen Auseinandersetzung, „dass auch der Angegriffene ins gegnerische Territorium vorgeht, um beispielsweise Nachschubwege zu unterbinden“, sagte der SPD-Politiker am Donnerstagabend

„Solange keine Städte, keine Zivilisten, keine zivilen Bereiche attackiert werden, wird man das notgedrungen akzeptieren müssen“, erklärte Pistorius weiter. „Nicht gern, aber es gehört dazu, um Nachschubwege beispielsweise zu unterbinden.“

Medwedew nennt Pistorius „Kraus“ und droht mit Parade in Berlin

Am Freitag (21.- April) reagierte Russlands Ex-Präsident Medwedew darauf auf Twitter. „An Pistorius, den Kraut“, betitelte er seinen Tweet, um dann zu schreiben: „Der deutsche Verteidigungsminister hat, ohne groß darüber nachzudenken, etwas über militärische Operationen auf unserem Territorium hinausposaunt. Er beneidet sicherlich den Ruhm der Warlords des Dritten Reiches.“ Medwedew fuhr drohend fort: „Nun, er muss sich tatsächlich an ein historisches Omen erinnern. Der Deutsche, der Russland angreifen will, muss bereit sein für unsere Parade in Berlin.“

Pistorius bei Maybrit Illner: Auch russische Duma reagiert – Abgeordnete fordert Strafverfahren

Auch die russische Staats-Duma reagiere auf Pistorius, wie der russische Propaganda-Sender Radio Sputnik berichtet: „Pistorius‘ Worte sorgten in der Staats-Duma für Empörung“, heißt es dort Der Vize-Vorsitzende Michail Scheremet habe erklärt, die Aussagen des deutschen Verteidigungsministers über Angriffe auf Russland seien „eine Manifestation des Faschismus“. „Ich bin sicher, dass wir dies nicht unbeantwortet lassen sollten“, so der russische Abgeordnete, der sogar forderte, ein Strafverfahren gegen Pistorius einzuleiten.

Pistorius über Angriffe auf Russland: Auch die Ukraine reagiert - und warnt

Auch aus der Ukraine gab es eine Reaktion auf Pistorius‘ Auftritt: Anton Geraschenko, Berater des ukrainischen Innenministeriums, warnte Deutschland und Polen in einem Twitter-Beitrag und verlinkte einen Ausschnitt aus einer russischen Propaganda-Sendung. Dazu schrieb Geraschenko: „Russische Propagandisten wollen Nato-Länder angreifen, nachdem Boris Pistorius gesagt hat, dass die ukrainische Armee russische Territorien angreifen könnte.“

In dem verlinkten Fernsehbeitrag sagt ein Gast in einer russischen Polit-Talkshow, das, was Pistorius sage, „gelte für beide Seiten“. „Also können wir auch Deutschland treffen? Ramstein, den Flughafen Rzeszów in Polen?“ Pistorius rechtfertige mit seinen Aussagen „russische Sabotageakte auf Territorien in Deutschland und Polen“.

Pistorius lehnt bestimmte Waffen im Ukraine-Krieg ab

Pistorius machte bei Maybrit Illner am Donnerstagabend auch deutlich, dass der Westen bei seinen Entscheidungen über Waffenlieferungen an Kiew im Blick haben müsse, „wie dieser Krieg ausgetragen wird“: „Wenn die Ukraine bestimmte Typen von Bomben fordert, die weltweit geächtet sind, dann muss man nein sagen.“ Die Ukraine hatte Streumunition und Phosphor-Brandwaffen gefordert. (smu mit Material von dpa)

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