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Schneller Ausgleich für Verluste: Ukraine baut Ersatzteile für Drohnen nach – in 3-D-Druckern

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Ein ukrainischer Soldat hält eine Drohne über den Kopf
„Smart repair“ für Kriegsgerät : Die Ukraine benutzt jetzt amerikanische 3-D-Drucker zur Reparatur ihrer Drohnen. (Symbolbild) © IMAGO / ZUMA Wire

Die Ukraine hat 3-D-Drucker aus den USA erhalten, um damit beschädigte Drohnen-Teile zu ersetzen. Experten sehen darin einen kriegsentscheidenden Vorteil.

Washington DC – Sie sind klein und spielen eine mächtige Rolle: Drohnen. Teilweise lediglich so groß wie ein Handteller, setzen sie Wladimir Putins Invasions-Armee im Ukraine-Krieg mächtig zu: zu Lande, zu Wasser und in der Luft. Jetzt wird die Ukraine sogar noch schlagkräftiger. Die USA haben 3-D-Drucker geliefert, um die Drohnen autonom reparieren zu können. Das berichtet der ukrainische Dienst des Online-Magazins Voice of America unter Berufung auf das amerikanische Verteidigungsministerium.

Pentagon-Unterstaatssekretär William LaPlante hatte in einem virtuellen Kamingespräch des Thinktanks Center for a New American Security gesagt, die Ukraine besäße seit August amerikanische 3-D-Drucker – nach seinen Worten, „in der Größe eines Möbelwagens“ –, um ihre Drohnen zu reparieren. Die Lieferung kann angesehen werden als ein Nebenprodukt der Transformation in der US-amerikanischen Nachrüstung – vor allem der Luftwaffe; und als einen möglichen Wendepunkt im Ukraine-Krieg. Von der entscheidenden Bedeutung der Drohnen in einem Territorialkonflikt sind ohnehin alle Militärs überrascht worden, wie Oberstleutnant Rüdiger Rauch im Bundeswehr-Podcast Nachgefragt zugegeben hat.

Militärexperten überrascht: Drohnen effektiv gegen Putins Armee

„Drohnen spielen im Ukraine-Krieg eine nicht zu unterschätzende, große Rolle – sie haben gezeigt, dass die ursprüngliche Annahme, dass Drohnen in kleinen, asymetrischen Kriegen eine große Rolle spielen können, falsch ist; sondern dass sie auch tatsächlich in großen Konflikten eine große Rolle spielen“, sagt der Berater im Verteidigungsministerium.

Das Center for a New American Security forscht schon länger zum Thema, inwieweit sich der technologische Fortschritt der westlichen Rüstungsindustrien auf unbemannte Flugobjekte konzentrieren sollte und wie unabdingbar innovative Technologien dafür seien. Der Ukraine-Konflikt und die Gegenoffensive der Ukraine entpuppt sich offenbar als Labor-Situation. Im Kamingespräch äußerte sich LaPlante dahingehend, dass die Ukraine prinzipiell seit Beginn der russischen Invasion Anfang 2022 Teile ihrer Drohnen selbst drucke – mit wachsender Unterstützung der westlichen Alliierten.

Gegenoffensive der Ukraine: Finanzierung über Crowfunding

Anfangs hatte die Ukraine Daten für die Prozesse additiver Druckverfahren inoffiziell genutzt, inzwischen geben die Amerikaner Druckdaten offiziell heraus. In einem additiven Verfahren wird das Material Schicht für Schicht aufgetragen, anstatt dass das benötigte Teil aus einem Rohling herausgearbeitet wird. Gedruckt wird überwiegend in Kunststoff und mittlerweile auch mit Metallen.

Neben ihrer Effektivität und Unsichtbarkeit gegenüber der gegnerischen Luftabwehr sind Drohnen vor allem eines: vergleichsweise günstig. Und so innovativ die Ukraine handelsübliche Technologie für militärische Zwecke umwidmet, so innovativ sind auch ihre Finanzierungsbemühungen: via Crowfunding beispielsweise. Seit der Annexion der Krim durch die Russen 2014 bemühen sich die Ukrainer um die Finanzierung ihrer Gegenoffensive durch Spenden. People‘s Project ist so eine nichtkommerzielle und gemeinnützige Organisation, die offenbar auch durch den Freiwilligendienst des Europäischen Parlaments unterstützt wird. Und: People‘s Project sammelt nicht nur für Bekleidung oder medizinische Ausrüstung, sondern inzwischen auch speziell für Drohnen.

Mehr als 30.000 US-Dollar hat das Projekt schon zusammen für den Kauf von sieben Quadrocoptern ukrainischer Produktion für Aufklärungs- und Überwachungseinsätze gegen den Feind. Ein paar Hundert Dollar fehlen ihnen noch zu den 50.000 US-Dollar für den Kauf von Drohnen zur Aufklärung und Bombardierung speziell in der Region Cherson. Rund 100.000 Dollar an Spenden fehlen noch zum Ankauf von Kampf-Drohnen unter der Projektbezeichnung „Vogel der Hoffnung“.

Ausgleich für hohe Verluste: 3-D-Druck bringt Tempo in den Nachschub der Ukraine

Die US-amerikanischen 3-D-Drucker sind also ein weiterer Baustein in der puzzle-artigen Versorgung der ukrainischen Streitkräfte. Sie ermöglichen der Ukraine künftig „smart repair“: LaPlante zufolge werden ihre mehrere Meter hohen Drucker den Nachschub an Teilen enorm beschleunigen und der ukrainischen Gegenoffensive neuen Schub verleihen – und teilweise die hohen Verluste ausgleichen.

Gegenüber dem Militär-Magazin DefenseScoop wurde LaPlante mit Blick auf die eigene Rüstungsindustrie deutlicher: „3-D-Druck wurde vor zehn Jahren noch als Ausnahme angesehen, heute können wir damit nicht nur reparieren, sondern auch Teile produzieren, die wir auf andere Weise nicht produzieren könnten. Das wird auch den Krieg in der Ukraine entscheiden.“

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