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Umfrage: CSU in Bayern nur noch bei 41 Prozent

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Horst Seehofer
Schlechte Umfragewerte für die CSU um Parteichef Horst Seehofer. © dpa

München - Die CSU muss einer Umfrage zufolge in Bayern den Verlust ihrer Regierungsmacht befürchten. Nach den Angaben des Forsa-Instituts liegt die CSU in der Wählergunst nur noch bei 41 Prozent. Die FDP wäre nicht mehr im Landtag vertreten.

CSU und FDP droht nach einer neuen Umfrage ein Landtagswahldebakel mit dem Verlust der Regierungsmehrheit in Bayern. Die CSU würde demnach bei einer Landtagswahl derzeit nur noch auf 41 Prozent kommen, ermittelte das Forsa-Institut im Auftrag der Zeitschrift “Stern“. Die FDP würde mit drei Prozent den Wiedereinzug in den Landtag klar verpassen. Die drei Oppositionsfraktionen SPD, Grüne und Freie Wähler bekämen demnach mit 47 Prozent eine klare Mehrheit.

Erstmals kann die SPD mit ihrem voraussichtlichen Spitzenmann Christian Ude einen Kandidaten ins Rennen schicken, der deutlich beliebter ist als der amtierende CSU-Ministerpräsident Horst Seehofer: Ude könnte mit 42 Prozent Zustimmung rechnen - Seehofer liegt nur bei 39 Prozent und damit schlechter als die CSU insgesamt.

Die SPD würde sich laut der Umfrage auf 21 Prozent verbessern - erstmals seit langem wieder über 20 Prozent. 2008 waren die Sozialdemokraten auf 18,6 Prozent abgerutscht. Größter Gewinner wären die Grünen, die auf 16 Prozent zulegen könnten - aber dennoch weit von dem erhofften zweiten Platz hinter der CSU entfernt. 2008 hatten die Grünen 9,4 Prozent geholt. Die Freien Wähler könnten wie 2008 mit rund 10 Prozent der Stimmen rechnen.

Das Kabinett Seehofer

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Die Koalitionspartner CSU und FDP wollen sich nicht aus der Ruhe bringen lassen: “Wir nehmen jede Umfrage sehr gelassen, einen zweijährigen Dauerwahlkampf wird es nicht geben“, erklärte CSU-Generalsekretär Alexander Dobrindt. FDP-Fraktionsvize Karsten Klein sagte, es sei “grundsätzlich problematisch“, wenn bundes- und landespolitische Umfragen verknüpft würden. Bei Bundes- und Landtagswahlen weichen die Wahlergebnisse meist stark voneinander ab. “Man muss Umfragen zur Kenntnis nehmen, aber es gibt keinen Grund zur Panik“, sagte Klein.

Die Opposition dagegen reagierte naturgemäß erfreut: “Die aktuellen Zahlen sind ein weiteres Indiz dafür, dass der Verlust der absoluten Mehrheit für die CSU kein Betriebsunfall der Geschichte war - die CSU-Dämmerung hat begonnen“, erklärte der Grünen-Landesvorsitzende Dieter Janecek. SPD-Landeschef Florian Pronold sagte: “Bayern ist in Bewegung und Schwarz-Gelb hat ausgedient.“ Und die Freien Wähler fühlen sich jetzt schon als Königsmacher: “Wir werden entscheiden, wer in Bayern regiert“, erklärte FW-Chef Hubert Aiwanger.

Chancen der Opposition so gut wie seit Jahrzehnten nicht

Der Politologe Heinrich Oberreuter sieht die CSU angesichts des drohenden Machtverlusts in einer problematischen Lage. “Die Umfragen signalisieren, dass die Situation der CSU prekär ist - und zwar prekärer, als sie es selber zu sehen oder zuzugeben bereit ist“, sagte Oberreuter.

Zum einem hätten sich viele Wähler schon bei der Wahl 2008 von der CSU distanziert und dann gemerkt, dass die Welt nicht untergehe. Zum anderen gleiche sich die bayerische Gesellschaft der Bundes-Gesellschaft immer mehr an. “Die CSU muss sich mit dem Gedanken vertraut machen, dass Wählerschaften, die ihr früher zugefallen sind, eigentlich nicht mehr existieren.“ Die Gesellschaft modernisiere sich, sie säkularisiere sich. “Nicht einmal mehr das katholische Bayern ist noch ein Wählerstimmengarant für die CSU.“ Mit einer Personaldebatte über Seehofer rechnet er aber nicht.

Die Chancen der Opposition aus SPD, Grünen und Freien Wählern, die CSU bei der Landtagswahl 2013 vom Regierungsthron zu stoßen, sind nach Ansicht Oberreuters jedenfalls so gut wie seit Jahrzehnten nicht. “Das Schreckgespenst, das spätestens seit der Kandidatur Ude deutlich an die Wand gemalt wird, dass es eine Koalition dieser drei geben könnte, die die CSU in die Opposition schickt, dieses Schreckgespenst wird durchaus sichtbar.“ Oberreuter betonte aber auch: “Ob es real wird, das müssen die Wähler entscheiden.“ Denn bis zum Wahltag könne noch viel passieren.

Die Meinungsforscher befragten vom 15. bis 26. August 1007 bayerische Bürger.

dpa

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