USA bauen Raketenabwehr in Südkorea auf

Seoul/Washington - Die USA haben im Nordkorea-Konflikt mit dem Aufbau eines umstrittenen Raketenabwehrsystems begonnen. Ein atomgetriebenes Raketen-U-Boot legte bereits in Südkorea an.
Inmitten wachsender Spannungen im Konflikt mit Nordkorea haben die US-Streitkräfte früher als erwartet mit dem Aufbau eines umstrittenen Raketenabwehrsystems in Südkorea begonnen. Die ersten Container mit Bauteilen des Systems THAAD (Terminal High Altitude Area Defense) seien am Mittwochmorgen auf ein Gelände in der östlichen Provinz Nord-Gyeongsang gebracht worden, teilte das Verteidigungsministerium in Seoul mit.
Ein Sprecher des US-Verteidigungsministeriums in Washington sagte, die USA arbeiteten mit Südkorea zusammen, um die Aufstellung des „defensiven“ THAAD-Systems so schnell wie möglich abzuschließen. Dessen Einsatz diene dazu, Südkorea vor Bedrohungen durch nordkoreanische Raketen zu verteidigen. Das System solle wie ursprünglich geplant bis Ende des Jahres einsatzbereit sein, sagte ein Sprecher des südkoreanischen Verteidigungsministeriums. Nach Berichten der Nachrichtenagentur Yonhap wurden ein Radar, mobile Raketenwerfer und andere Elemente in eine abgeschirmte Zone gebracht.
Angespannte Lage
Nordkoreas Volksarmee nahm den Gründungstag zum Anlass, Stärke zu zeigen und den Ton zu verschärfen. Das südkoreanische Verteidigungsministerium bestätigte Medienberichte, wonach Nordkorea an der Ostküste nahe Wonsan umfangreiche Schießübungen mit Artilleriegeschützen abhielt. Bei einem „nationalen Treffen“ am Vorabend des Armee-Jubiläums warnte der nordkoreanische Streitkräfteminister Pak Yong Sik nach Berichten der Staatsmedien, dass Nordkorea auf militärische Aktionen der USA vorbereitet sei.
Nach zwei Atomversuchen und zahlreichen Raketentests durch Nordkorea seit dem vergangenen Jahr ist die Lage in der Region sehr angespannt. US-Präsident Donald Trump hatte bereits mehrfach mit Alleingängen im Atomstreit mit der Führung in Pjöngjang gedroht, setzt aber auf eine Zusammenarbeit mit China.
Die US-Regierung wollte am Mittwoch in Washington den gesamten Senat über den Konflikt mit Nordkorea informieren. Am Mittag (Ortszeit) war in Washington nach Angaben des Weißen Hauses und des Außenministeriums zunächst ein Treffen zwischen Trump und Außenminister Rex Tillerson geplant. Anschließend soll dann Tillerson unter anderem mit Verteidigungsminister James Mattis die Senatoren unterrichten.
Nach Angaben der US-Marine hielten amerikanische Kriegsschiffe am Mittwoch zur gleichen Zeit Seeübungen mit den südkoreanischen und japanischen Seestreitkräften in Gewässern westlich der koreanischen Halbinsel sowie westlich von Japan den zweiten Tag in Folge ab.
Die zuständige US-Flotte berichtete außerdem von Luftübungen japanischer und amerikanischer Kräfte über dem Philippinischen Meer. Daran nahmen demnach von US-Seite Flugzeuge teil, die auf dem Flugzeugträger „USS Carl Vinson“ stationiert sind. Dem TV-Sender Fox hatte Trump mit Blick auf Nordkorea gesagt: „Wir schicken eine Armada, sehr schlagkräftig.“ Am Dienstag war das atomgetriebene Raketen-U-Boot „USS Michigan“ im südkoreanischen Busan eingetroffen.
Südkorea und China protestieren gegen THAAD-Stationierung
Die USA und Südkorea hatten sich angesichts der verstärkten nordkoreanischen Raketentests darauf geeinigt, das THAAD-System in Südkorea aufzubauen. Sie setzten sich damit über Einwände Chinas und Russlands hinweg. Peking betrachtet den Raketenschild als Gefahr für die regionale Sicherheit.
Die Installation des Raketenschildes ist in Südkorea nicht unumstritten. Mehrere hundert Demonstranten versammelten sich am Mittwoch am Zufahrtsweg zu dem Golfplatz in Seongju. In Südkorea steht im Mai die Präsidentschaftswahl an. Der derzeit chancenreichste Bewerber, Moon Jae In, hat Bedenken gegen die Stationierung. Er empfahl den Südkoreanern kürzlich, im Umgang mit den USA das "Nein-Sagen" zu erlernen.
Die Spannungen auf der koreanischen Halbinsel schlagen auf die Beziehungen zwischen Südkorea und China durch. China kritisierte die Stationierung des Raketenabwehrsystems als "Untergrabung" seiner "strategischen Sicherheitsinteressen". Die Volksrepublik untersagte Gruppenreisen von Chinesen nach Südkorea. Die Verkaufszahlen des südkoreanischen Autobauers Hyundai in China gingen im vergangenen Monat um mehr als 40 Prozent zurück.
In Südkorea lief am Mittwoch ein gemeinsames Manöver der USA und Südkoreas mit 2000 Soldaten. Einbezogen waren nach Angaben des Verteidigungsministeriums in Seoul rund 100 Artillerie-Geschütze, 90 gepanzerte Fahrzeuge und 50 Flugzeuge. Nordkorea hatte am Dienstag nach eigenen Angaben die größte jemals vorgenommene Militärübung abgehalten.
China stellte derweil seinen ersten selbst gebauten Flugzeugträger vor, der allerdings nach Einschätzung von Experten erst in zwei Jahren voll ausgerüstet sein wird.
dpa/afp