Vergewaltigungs-Vorwurf: Schweden lässt Anklage gegen Assange fallen

Stockholm - Wegen eines Vergewaltigungs-Vorwurfs flüchtete Wikileaks-Gründer Assange vor fünf Jahren in die ecuadorianische Botschaft in London. Die Ermittlungen werden nun eingestellt - gefahrlos verlassen kann Assange sein Exil aber nicht.
Die schwedische Staatsanwaltschaft stellt die Ermittlungen wegen Vergewaltigungsvorwürfen gegen Wikileaks-Gründer Julian Assange ein. Das teilte Anklägerin Marianne Ny am Freitag in Stockholm mit. „Wir haben die Entscheidung, die Ermittlungen nicht weiterzuführen, nicht getroffen, weil wir alle Beweise in diesem Fall ausgewertet haben, sondern weil wir keine Möglichkeiten sehen, die Ermittlungen weiter voranbringen“, sagte Anklägerin Marianne Ny bei einer Pressekonferenz in Stockholm. „Wir treffen keine Aussagen zur Schuld.“ Der Australier hält sich seit 2012 in Ecuadors Botschaft in London auf, um einer Auslieferung zu entgehen.
Assange droht trotzdem die Verhaftung
Wikileaks-Gründer Julian Assange würde jedoch verhaftet, sollte er die Botschaft von Ecuador in London verlassen. Das geht aus einer Mitteilung der Londoner Polizei vom Freitag hervor. Die Behörde sieht sich demnach auch nach der jüngsten Entwicklung verpflichtet, den Haftbefehl auszuführen. Assange werde immer noch wegen eines „viel weniger schweren“ Verbrechens gesucht. Um was es sich dabei handelt, erläuterte Scotland Yard zunächst nicht.
Assanges Anwalt: „Er ist froh und erleichtert“
Der schwedische Anwalt von Julian Assange hat die Einstellung der schwedischen Ermittlungen gegen den Wikileaks-Gründer wegen Vergewaltigung am Freitag als Sieg gefeiert. „Wir haben den Fall gewonnen“, sagte der Jurist dem schwedischen Rundfunk. „Das ist ein totaler Sieg für Julian Assange. Er ist natürlich froh und erleichtert.“ Zuvor hatte die schwedische Staatsanwaltschaft erklärt, den Vorwürfen nicht weiter nachzugehen. Assange lebt seit 2012 in der ecuadorianischen Botschaft in London, um einer Auslieferung nach Schweden zu entgehen.
Verlässt Assange nun sein Exil?
Assange hält sich seit 2012 in der ecuadorianischen Botschaft in London auf, um dem Haftbefehl wegen Vergewaltigung aus dem Jahr 2010 zu entgehen. Der Australier fürchtete, von Schweden aus in die USA ausgeliefert zu werden, wo ihm eine Verurteilung für die Enthüllungen seiner Plattform Wikileaks droht.Wann und ob Assange sein Exil nach der Nachricht vom Freitag verlassen würde, war zunächst unklar.
Assanges Anwälte hatten immer wieder eine Aufhebung des Haftbefehls beantragt. Nach langem Tauziehen um eine Befragung des Australiers zu den Vorwürfen hatten die schwedischen Staatsanwälte ihn vor einem halben Jahr in der Botschaft Ecuadors verhört.
Der Journalist Julian Assange gilt als maßgeblicher Mitgründer der Enthüllungsplattform Wikileaks, die Einblick in unethisches Verhalten von Regierungen und Unternehmen verspricht.
Seinen Kritikern gilt der 45-jährige gebürtige Australier jedoch nicht nur als schillernde Persönlichkeit, sondern vielfach auch als selbstgefälliger Akteur, der mit der Veröffentlichung heikler Informationen sogar das Leben anderer Menschen aufs Spiel setzt.
Wikileaks veröffentlichte brisante Kriegsdokumente
Bekannt wurde die Enthüllungsplattform unter anderem durch die Veröffentlichung von brisanten US-Dokumenten aus den Kriegen in Afghanistan und im Irak. Eine der wichtigsten Quellen war dabei die US-Whistleblowerin Chelsea Manning.
Assange erklärte in der Vergangenheit stets, er befürchte, von Schweden an die USA ausgeliefert zu werden. Er blieb deswegen in der Londoner Botschaft Ecuadors.
dpa