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Wikileaks: Al-Kaida plante weitere Anschläge

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Al Kaida plante neue Anschläge nach dem Vorbild der Attacke auf das World Trade Center © dpa

Washington - Die Terrororganisation Al-Kaida plante für die Zeit nach dem 11. September 2001 weitere Anschläge auf den Londoner Großflughafen Heathrow und die Westküste der USA.

Ein Selbstmordkommando sollte ein Verkehrsflugzeug nach dem Start in seine Gewalt bringen und auf den Terminal des Flughafens Heathrow in der englischen Hauptstadt stürzen lassen. Das gehe aus Dossiers des US-Verteidigungsministeriums hervor, die die Enthüllungsplattform Wikileaks veröffentlichen wolle, berichtet das Magazin “Der Spiegel“.

Einem Bericht der “New York Times“ zufolge waren auch Attacken auf die USA geplant. Die Zeitung beruft sich dabei auf geheime Unterlagen der US-Streitkräfte, die die Enthüllungsplattform Wikileaks bereits im vergangenen Jahr erhalten hat. Zur Verfügung gestellt habe ihr die Unterlagen aber eine andere Quelle, teilte die “New York Times“ am Montag mit.

Eines der von der “Times“ beschriebenen Dossiers betrifft etwa den langjährigen New Yorker Reisebürokaufmann Saifullah P., der mit Mohammed an Anschlagsszenarien nach dem 11. September gearbeitet haben soll. Dabei soll P. vorgeschlagen haben, Plastiksprengstoff in für die USA bestimmten Schiffslieferungen mit Kleidung zu schmuggeln.

Andere Pläne sollen vorgesehen haben, “ein Apartment mit ausströmendem Erdgas zu füllen und explodieren zu lassen, Tankstellen in die Luft zu sprengen oder jene Drahtseile zu zerschneiden, die die Brooklyn Bridge halten“, heißt es in der “New York Times“.

Beschrieben sind die Pläne, von denen keiner ausgeführt wurde, in schriftlichen Beurteilungen von Terrorverdächtigen im US-Gefangenenlager Guantanamo auf Kuba. Darunter ist auch das Führungsmitglied Chalid Scheich Mohammed, der mutmaßliche Drahtzieher der Anschläge auf das World Trade Center sowie das Pentagon.

Zuvor hatte Wikileaks Menschenrechtsverletzungen im Gefangenenlager Guantanamo aufgedeckt.

Das US-Verteidigungsministerium verurteilte die Veröffentlichung der Geheiminformationen am Montag und sagte, diese seien zwischen 2002 und 2009 gesammelt worden und basierten auf einer breiten Spanne von damals verfügbaren Informationen.

Wikileaks-Enthüllungen: Potenzhemmende Spritzen, Osamas Pleite

Auch Intimes ist unter den Enthüllungen. So habe sich Al-Nashri, der derzeit in Guantanamo einsitzt und mit der Todesstrafe rechnen muss, potenzhemmende Spritzen geben lassen. Seinen Mitkämpfern habe er geraten, ebenfalls per Injektion gegen ihre Manneskraft vorzugehen - damit sie sich ganz auf den Kampf gegen den Feind konzentrieren könnten.

Wikileaks: So denken die Amis WIRKLICH über Merkel & Co.

Die neuen Wikileaks-Enthüllungen zeichnen ein erstaunlich genaues Bild über die mittlerweile fast zehnjährige Odyssee der Al-Kaida-Spitze. Manches Bizarre ist darunter: So enthüllte die “Washington Post“, dass der “Boss der Bosse“, Osama bin Laden, nachdem er den amerikanischen Bombardierungen um Tora Bora im Dezember 2001 entkam, derart pleite war, dass er sich von einem seiner Bodyguards 7000 Dollar leihen musste. “Eine Summe, die er ein Jahr später zurückzahlte“, wie das Blatt vermerkt.

Später sei dann umso mehr Bares geflossen. Im November 2002 etwa habe der mutmaßliche Chefplaner der September-Anschläge, Chalid Scheich Mohammed, einem pakistanischen Geschäftsmann eine halbe Million Dollar zur Verwahrung gegeben - verpackt in einer Plastiktüte. Ein mutmaßlicher Attentäter von Bali habe 100 000 Dollar bekommen, schreibt die “Washington Post“ weiter.

Details über Osamas Flucht

Geradezu detailliert beschreibt Wilileaks den Fluchtweg Bin Ladens. Glaubt man den Enthüllungen, gönnte sich der Mann keine Ruhe. Bereits vier Tagen nach dem 11. September habe er vor arabischen Kämpfern in einem Gästehaus im afghanischen Kandahar eingebläut, “Afghanistan vor der Invasion der Ungläubigen zu verteidigen“ und “im Namen Allahs zu kämpfen“, schreibt die “Post“ weiter.

Mutig sei Bin Laden gewesen. So habe er gemeinsam mit seiner “Nummer zwei“, Eiman al-Sawahiri, in einem Gästehaus in oder bei Kabul übernachtet. Bin Laden habe dort Besucher empfangen und seine Kämpfer auf weitere Anschläge gegen den Westen eingeschworen. Anfang Dezember 2001 habe es sogar eine Art “Gipfeltreffen“ des Netzwerks in der Stadt Zormat gegeben. Die Frage drängt sich auf: Wenn die Amerikaner so gut über die Wege Bin Ladens Bescheid wussten - warum haben sie ihn dann nicht gefasst?

Mitte Dezember gelang es Bin Laden erneut, den Kopf aus der Schlinge zu ziehen. Es war die Schlacht um Tora Bora im afghanisch-pakistanischen Grenzgebiet. Laut “Washington Post“ hatten sich Bin Laden, Al-Sawahiri und eine Handvoll Vertrauter in das Höhlensystem im Gebirge zurückgezogen. Doch während die Amerikaner massiv bombardierten und voller Hoffnung waren, hielt Bin Laden vor seinen Anhängern feurige Reden. Kern der Botschaft: “Es ist ein schwerer Fehler und ein Tabu, wegzulaufen, bevor der Kampf beendet ist.“

Wo sich Bin Laden und Al-Sawahiri derzeit befinden, ist nach wie vor unklar. Angeblich habe sich Al-Sawahiri zeitweise “an einem guten Ort niedergelassen, der einem einfachen alten Mann gehört“. 

dapd/dpa

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