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Wolfgang Tiefensee: Familie, Karriere, Politik, der SPD-Spitzenkandidaten in Thüringen - erste Wahl-Ergebnisse liegen vor

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Von: Florian Schimak

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Wolfgang Tiefensee, SPD-Spitzenkandidat bei der Landtagswahl in Thüringen 2019.
Wolfgang Tiefensee, SPD-Spitzenkandidat bei der Landtagswahl in Thüringen 2019. © dpa / Sebastian Willnow

Wolfgang Tiefensee ist SPD-Spitzenkandidat bei der Landtagswahl in Thüringen. Doch wer ist die Frau an seiner Seite und hat er Kinder? Hier gibt‘s alle Infos.

Update vom 27. Oktober, 18.32 Uhr: Die Lindenstraße ist eine feste Institution am Sonntagabend im ARD-Programm. 

Aufgrund des extremen Wahlergebnisses in Thüringen, mit unerwarteten Erfolgen für „Die Linke“ und AfD und einer ungewissen Regierungsbildung im Bundesland, greift nun aber die ARD-Programmdirektion zu einer außergewöhnlichen Maßnahme: Die Lindenstraße entfällt.

Update vom 27. Oktober, 18 Uhr: Die ersten Ergebnisse zur Landtagswahl in Thüringen liegen vor. Dort sieht es gerade so aus, als würde die SPD die nächste Wahl-Schlappe erleben. 

So kommen die Sozialdemokraten mit Spitzenkandidat Wolfgang Tiefensee laut den ersten Hochrechnungen auf gerade einmal 8,5 Prozent.

Wolfgang Tiefensee privat: Freundin, Ex-Frau, Kinder - SPD-Spitzenkandidat in Thüringen

Erfurt - „‚Man müsste‘ zu sagen ist leicht. Verantwortung übernehmen ist besser.“ Das schreibt Wolfgang Tiefensee auf der Website der SPD Thüringen. Genau diese Verantwortung übernimmt der Politiker nun, indem er am 27. Oktober 2019 als Spitzenkandidat für seine Partei bei der Landtagswahl in Thüringen antritt. Keine kleine Aufgabe bei einer Partei, die den Umfragen zufolge um ein zweistelliges Wahlergebnis kämpfen muss - und für die die Koalitionsoptionen schmerzhaft sein dürften.

Doch was ist Wolfgang Tiefensee eigentlich für ein Mensch? Wie lebt er? Wie kam er zur Politik? Hat er Frau und Kinder? Wir haben für Sie die wichtigsten Fakten zum Thüringer SPD-Landeschef zusammengefasst.

Wolfgang Tiefensee: Kindheit und Jugend

Wolfgang Tiefensee wurde 1955 im thüringischen Gera geboren. Aufgewachsen ist er in Leipzig, zusammen mit seinem Vater, der Kapellmeister in Gera und Leipzig war, seiner Mutter und seinen drei Geschwistern. Geprägt habe ihn das soziale Miteinander und sein musikalisches Engagement, verrät der Politiker auf den Seiten der Thüringer SPD. Viel habe er in seiner Jugend ausprobiert - Hochsprung, Cello, Gitarre. Tiefensee feierte Erfolge als Teilnehmer der Kinder- und Jugendspartakiade in der DDR, als Gewinner des Bachwettbewerbs, in einer Band spielte er auch.

Wolfgang Tiefensee wurde katholisch erzogen und daher weder Mitglied bei den Jungen Pionieren noch bei der Freien Deutschen Jugend (FDJ). Auch an der Jugendweihe nahm er nicht teil. Nach dem Abitur folgte dann der Tiefschlag: Wolfgang Tiefensee wird nicht zum Studium zugelassen.

Wolfgang Tiefensee: Ausbildung und Studium

Wolfgang Tiefensee musste also andere Wege finden. Er machte eine Ausbildung zum Fernmeldemechaniker und verweigerte als Bausoldat den Dienst an der Waffe in der NVA. Nach seiner Militärzeit sollte es dann doch noch klappen mit dem Studium der Industriellen Elektronik. 1979 wurde Wolfgang Tiefensee schließlich Ingenieur, drei Jahre später setzte er (berufsbegleitend) noch einen Fachingenieur für Informatik im Bauwesen obendrauf, 1988 folgte das Diplom in Elektrotechnik.

Wolfgang Tiefensee: Wer ist die Frau an seiner Seite? Hat er Kinder?

1976 heiratete Wolfgang Tiefensee. Aus dieser Ehe, die nach 35 Jahren geschieden wurde, hat er zwei Töchter und zwei Söhne. Mittlerweile ist er auch mehrfacher Opa. 2016 heiratete Wolfgang Tiefensee dann seine langjährige Freundin Christiane Krüger, Anfang 2018 trennte sich das Paar. Der 64-Jährige kehrte 2014 zu seinen Wurzeln nach Gera zurück.

Wolfgang Tiefensee und Christiane Krüger heirateten 2016. Zwei Jahre später dann die Trennung.
Wolfgang Tiefensee und Christiane Krüger heirateten 2016. Zwei Jahre später dann die Trennung. © dpa / Candy Welz

Ende 2018 verriet der Politiker der Bild, dass er mit seiner 29 Jahre jüngeren Freundin Sibylle Müller, der Geschäftsführerin der Kulturfabrik Apolda, sehr glücklich sei.

Wolfgang Tiefensee und die Wende

Mit dem Fall der Mauer 1989 änderte sich alles. Aus dem Ingenieur Wolfgang Tiefensee wurde von heute auf morgen der Politiker Wolfgang Tiefensee. Seine ersten politischen Schritte machte er bei Demokratie Jetzt (DJ), einer Bürgerbewegung der DDR, und am Runden Tisch in Leipzig. Schon im Frühjahr 1990 wurde Tiefensee in Leipzig Dezernent für Bildung.

Wolfgang Tiefensee als Oberbürgermeister von Leipzig

Von 1998 bis 2005 war Wolfgang Tiefensee Oberbürgermeister von Leipzig. In seine Amtszeit fiel unter anderem die Olympiabewerbung Leipzigs. Diese war - neben seiner tiefen Verbundenheit mit der Stadt - ein Grund, warum er 2002 das Angebot Gerhard Schröders ablehnte, einen Posten als Bundesminister für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen anzutreten. Nach dem Ende der Olympiabewerbung geriet Wolfgang Tiefensee in die Kritik, weil rechtswidrige Provisionszahlungen gegenüber den Gesellschaftern der Bewerbungs-GmbH geleistet worden waren.

Bei den Landtagswahlen in Sachsen 2004 ließ er sich nicht als Spitzenkandidat aufstellen, war aber als Mitglied der SPD-Delegation bei den Koalitionsverhandlungen zur neuen sächsischen Landesregierung dabei. Wolfgang Tiefensee war 2003 Mitglied der Kommission, die das Hartz-Konzept für die Agenda 2010 ausarbeitete. Als Vizepräsident des Sächsischen Städte- und Gemeindetags war Tiefensee von 2001 bis 2005 tätig, darüber hinaus hatte er von 2002 bis 2004 den Posten als Präsident des europäischen Städtenetzwerks „Eurocities“ inne.

2005 bekam Wolfgang Tiefensee im ersten Wahlgang der Leipziger Oberbürgermeisterwahl 67,1 Prozent der Stimmen und behielt das Amt offiziell bis Ende März 2006.

Wolfgang Tiefensee (SPD): Bundesverkehrsminister von 2005 bis 2009

In der Großen Koalition trat Wolfgang Tiefensee am 22. November 2005 das Amt des Bundesministers für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung an. Darüber hinaus war er Beauftragter der Bundesregierung für die neuen Bundesländer. Als Bundesverkehrsminister initiierte er unter anderem ein Projekt zur Maut auf deutschen Autobahnen mit. Schon damals wurde er gewarnt, dass das Mautsystem nicht tragbar sein werde.

Auch andere Vorschläge und Maßnahmen Wolfgang Tiefensees lösten teilweise kontroverse Diskussionen aus. Auf recht starke Ablehnung stieß beispielsweise sein Vorschlag, Hartz-IV-Empfänger als Patrouillen im öffentlichen Nahverkehr einzusetzen.

Das Modellprojekt „Aktiv-Office“ in Leipzig, bei dem ALG II-Empfänger in Bussen und Bahnen als eine Art Sicherheitskräfte mitfuhren, wurde hingegen weniger stark abgelehnt. Die Vorgehensweise Tiefensees bei der geplanten Privatisierung der Bahn war ebenfalls umstritten. Inzwischen hat sich die enge Verknüpfung von Deutscher Bahn und Infrastruktur, die 2006 vom Bundeskabinett beschlossen worden war, als nicht Grundgesetz-konform erwiesen. Außerdem soll Wolfgang Tiefensee von Bonuszahlungen an Vorstände der Deutschen Bahn im Rahmen des geplanten Börsengangs der Deutschen Bahn gewusst haben, was er anfangs bestritten hatte.

Auch in Sachen Tempolimit erntete Tiefensee Kritik, weil sein Ministerium veraltete Zahlen vorlegte, um ein solches zu vermeiden. Nachdem Russland im Herbst 2007 ein Überflugverbot für Lufthansa Cargo ausgesprochen hatte, ließ sich Tiefensee darauf ein, das Frachtdrehkreuz auf Verlangen der russischen Behörden zu verlegen, obwohl er sich nicht hätte erpressen lassen sollen.

Viele Mitarbeiter seines Ministeriums zweifelten außerdem die Führungsqualitäten Tiefensees an, wie aus einer internen Umfrage des Bundesverkehrsministeriums hervorging. So hagelte es Kritik, weil er Martina Doehler-Behzadi, die er schon aus seiner Zeit als Leipziger Oberbürgermeister kannte, als Referatsleiterin einsetzte. Diese bekam direkt nach ihrer Einstellung Dienstbezüge, die weit über dem lagen, was eigentlich üblich ist.

Im Herbst 2009 endete Wolfgang Tiefensees Zeit als Bundesverkehrsminister. Bis 2014 gehörte er aber noch als Abgeordneter dem Deutschen Bundestag an, 2014 rückte Detlef Müller für ihn nach.

Wolfgang Tiefensee in Thüringen

Seit 2014 ist Wolfgang Tiefensee Minister für Wirtschaft, Wissenschaft und Digitale Gesellschaft im Kabinett des Thüringer Landtags. 2018 wurde er zum Landesvorsitzenden der SPD gewählt. Sein Ziel ist es, „gemeinsam mit meinen Mitstreiterinnen und Mitstreitern, das Beste für Thüringen zu erreichen“.

Am 27. Oktober 2019 tritt Wolfgang Tiefensee als SPD-Spitzenkandidat bei der Landtagswahl in Thüringen an. Ob der ehemalige Bundesverkehrsminister seiner Partei zu einem guten Wahlergebnis verhelfen kann, wird sich dann am Wahlsonntag zeigen.

Wofür steht die SPD in Thüringen? Hier finden Sie die Wahlprogramme der Sozialdemokraten sowie der anderen Parteien. Alle weiteren Infos zum Wahlkampf-Endspurt gibt es in unserem News-Ticker - hier finden Sie zusätzlich alle wichtigen Stimmen zum Ergebnis der Thüringen-Wahl 2019.

Video: Wahl in Thüringen: Ramelow kämpft um Rot-Rot-Grün

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