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Zeitung: Nato will Angriffe auf Libyen intensivieren

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Tripolis - Die Nato will nach einem Bericht der “New York Times“ ihre Luftangriffe auf Ziele in Libyen intensivieren. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon hat das Regime in Tripolis unterdessen erneut scharf kritisiert.

Wie die “New York Times“ unter Berufung auf Mitarbeiter der Regierung von US-Präsident Barack Obama und Nato-Beamte am Dienstag online schrieb, sollen bei dieser intensiveren Bombardierung vor allem Paläste, Hauptquartiere und Kommandozentralen ins Visier genommen werden, die der libysche Diktator Muammar al-Gaddafi benutze, um sich weiter an die Macht klammern zu können. Es gelte, die Möglichkeiten der Regierung zu vermindern, Zivilisten Schaden zuzufügen. Auch sollten Kommandozentralen und die Logistikkette für Militäroperationen zerstört werden.

Libyen: Koalition bombardiert Gaddafi-Truppen

Beamte des Weißen Hauses sagten demnach, Obama sei über die energischere Bombardierung informiert worden. Dazu habe bereits der Angriff auf den Komplex in der Hauptstadt Tripolis gehört, in dem Gaddafi residiert. Dieser Luftschlag habe aber nicht zum Ziel gehabt, Gaddafi zu töten, erklärten US-Beamte.

Ban sagte am Dienstag in New York, die Gaddafi-Regierung habe ihre Legitimität und ihre Glaubwürdigkeit verloren. Sie schütze ihr Volk nicht mehr und missachte das Streben des Volkes nach politischer Veränderung. Die humanitäre Lage nannte Ban zunehmend besorgniserregend. Das Gebot für die internationale Gemeinschaft sei weiter der Schutz der Zivilbevölkerung, betonte Ban. Die Entscheidung des Weltsicherheitsrates für ein Eingreifen habe viele Menschenleben gerettet.

Die Vereinten Nationen würden weiter mit Hochdruck am Zustandekommen einer Waffenruhe und an einer diplomatischen Lösung arbeiten. Am Freitag werde sein Sondergesandter erneut in die Rebellenhochburg Bengasi reisen.

Um die seit zwei Monaten von Truppen Gaddafis belagerte Stadt Misrata wird weiter gekämpft. Auch der zur Versorgung der Küstenstadt dringend benötigte Hafen wurde am Dienstag von dessen Soldaten mit Raketen und Granaten unter Beschuss genommen. Nach Angaben der Aufständischen wurden die Regierungstruppen kurz darauf von Nato-Flugzeugen attackiert. In den Außenbezirken Misratas lieferten sich Rebellen und Gaddafi-Getreue vereinzelt Gefechte. Auch in weiteren westlibyschen Städten gingen Regierungstruppen gegen Aufständische vor.

Nach wie vor komme es zu Übergriffen auf die Zivilbevölkerung, sagte der Kommandeur des Nato-Einsatzes, General Charles Bouchard, am Dienstag in Neapel. “Es vergeht kein Tag, an dem ich nicht sehe, wie Gaddafis Truppen mit Gewalt gegen Männer, Frauen und Kinder vorgehen.“ Es gebe aber zunehmend Erfolge. “Die Zahl der zivilen Opfer wäre weitaus höher, wenn die Nato nicht in Libyen wäre“, sagte Bouchard.

Der britische Verteidigungsminister Liam Fox äußerte sich optimistisch über die Entwicklung der Kämpfe um Misrata. Die Gaddafi-Truppen befänden sich in der Defensive, es gebe Fortschritte für die Rebellen. “Je schneller Oberst Gaddafi begreift, dass das Spiel aus ist (...), umso besser“, sagte Fox bei einem Treffen mit seinem US-Kollegen Robert Gates am Dienstag in Washington.

Wie die staatliche libyische Nachrichtenagentur Jana berichtete, zerstörten Nato-Kriegsschiffe ein wichtiges Telefonkabel, das mehrere Küstenstädte verbindet. Anschließend seien die Telefonverbindungen zwischen Sirte, Ras Lanuf und Al-Brega unterbrochen gewesen.

Auch in der libyschen Hauptstadt Tripolis verschlechtert sich die Versorgungslage zusehends. Ein Bewohner erklärte am Dienstag, Benzin und bestimmte Nahrungsmittel würden knapp. Die Lebensmittelpreise seien in den vergangenen Tagen stark gestiegen.

Gaddafi entsandte eine Delegation nach Venezuela, um zusammen mit der Regierung des linkspopulistischen Präsidenten Hugo Chávez Chancen für eine diplomatische Lösung des Konflikts auszuloten. Chávez, ein Verbündeter Gaddafis, sagte im Radio und Fernsehen des Landes, die Delegation sei in Venezuela, um internationale Unterstützung für einen friedlichen Ausweg zu finden. Chávez nannte die Nato-Angriffe auf Libyen einen “Irrsinn“.

dpa

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