Bezirksausschuss-Chef über Grünwalder Stadion: „30.000 sind utopisch“

Die Diskussionen über einen Ausbau des Grünwalder Stadions werden bereits seit längerem geführt. Nun gibt es neue Entwicklungen.
Update vom 5. Januar 2018: Der Chef des Bezirksausschusses Untergiesing-Harlaching, Clemens Baumgärtner (42, CSU), hält wenig von den Ausbauplänen des Grünwalder Stadions. Gegenüber der Bild sagte er: „30.000 Zuschauer sind derzeit unter dem Aspekt des Anwohnerschutzes utopisch. Wir haben 15.000 ja schon lärm- und verkehrsmäßig kaum unter Kontrolle.“ Er glaube nicht, dass die Machbarkeitsstudie eine realistische Lösung präsentieren wird.
Baumgärtner lebt seit 42 Jahren im Viertel, seit sechs Jahren ist er Bezirksausschuss-Chef und ab März neuer Wirtschaftsreferent der Stadt München. Für so viele Zuschauer bräuchte man hunderte Busse. Die hätten aber gar keinen Platz. „Jetzt parken sie vogelwild an der Tegernseer Landstraße“. Auch Parkplätze sind rar gesät: „Die am Candidplatz sind weg, seit ein Kindergarten dort gebaut wird. Und die waren ursprünglich für das Stadion vorgesehen.“ Die U-Bahn-Stationen in der Nähe seien auch nicht für einen solchen Ansturm geplant worden. Baumgärtner zufolge sind 4000 bis 5000 Anwohner von der neuen Nutzung des Stadions betroffen. „Keiner der Anwohner will das Stadion verhindern“, sagt der Politiker, „Aber sie sagen auch: Mit uns spricht keiner. Ihr Gefühl ist: Der Stadt ist es egal, wie wir uns fühlen.“
OB Reiter reagiert in Stadionfrage - bald 30.000 Zuschauer im Grünwalder?
Ursprungsmeldung:
München - Elf Spiele, elf mal ausverkauft, insgesamt 165.000 Zuschauer - die Zuschauerstatistik des TSV 1860 München in der Vorrunde kann sich mehr als sehen lassen. Dabei mussten wohl bei jedem Heimspiel auch Fans draußen bleiben, die sich die Partie gerne im altehrwürdigen Stadion angesehen hätten.
Vielleicht gibt es für die Löwen und diejenigen, die es mit ihnen halten, bald einen etwas größeren Funken Hoffnung darauf, dass in Zukunft mehr Fans den Spielen des TSV 1860 München beiwohnen können. Grund dafür ist eine Ausschreibung von Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter.
Dabei möchte der SPD-Politiker eine Machbarkeitsstudie in Auftrag geben, „damit die Frage nach der möglichen Zuschauerzahl im Städtischen Stadion an der Grünwalder Straße endlich endgültig beantwortet werden kann“. Die Ausschreibung läuft noch bis zum 31. Januar. Drei Monate später soll dann das Gutachten des Architekten- oder Planungsbüros, das den Auftrag bekommt, vorliegen. Wichtig sei dem Münchner OB, dass dieser Auftrag ergebnisoffen ist und das anschließende Gutachten dem Stadtrat eine optimale Basis für eine Entscheidung über die Zukunft des Grünwalder Stadions liefern soll.
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Grünwalder Stadion: Prüfung des bundesligatauglichen Ausbaus
Im Wesentlichen werden drei mögliche Kapazitäten auf deren Machbarkeit und Kosten geprüft: 18.600, 25.000 und 30.000 Zuschauer. Die Studie soll bei allen Szenarien zeigen, wie ein Umbau in Bezug auf Sicherheit, Verkehr und Lärmschutz funktionieren kann und die Möglichkeit der Erfüllung von DFL-Vorgaben für die zweite und die erste Bundesliga prüfen. Den Anlass für die Studie lieferte die Stadtratsfraktion der SPD, die im Juli anfragte, wie hoch der Aufwand sei, das Stadion zweitligatauglich zu machen.

Für das Sportamt seien die Fragen allerdings zu vielschichtig, so dass beschlossen wurde, eine externe Studie in Auftrag zu geben. Auch eine Einschätzung, wie lange ein möglicher Umbau dauern würde, sowie über die mögliche Schließung des Grünwalder Stadions während dieser Zeit sollen Teil des Gutachtens sein.
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Grünwalder Stadion: Viele Probleme zu beachten
Schon jetzt sind einige Probleme, die bei einem Umbau berücksichtigt werden müssten, bekannt. Von der Flutlichtanlage, die ausgebaut werden müsste, über die fehlenden Logen und VIP-Bereiche, bis zur Fantrennung im Inneren des Stadions ist alles dabei. Letztere war zum Beispiel beim Heimspiel gegen Halle im November schwer zu realisieren, da die Gäste ihr Ticketkontingent voll ausschöpften und die Ostkurve nicht mehr ausreichte, um die Fans der Hallenser aufzunehmen. Auf der Haupttribüne saßen deshalb HFC-Fans neben Löwen-Anhängern, was am Ende ein Eingreifen der Polizei notwendig machte. Dieses Problem könnte ein Stadionausbau noch verschärfen. Auch Parkmöglichkeiten für TV-Übertragungswägen fehlen aktuell.
Eine ganz zentrale Frage der Studie ist die nach der Anwohnerverträglichkeit eines möglichen Ausbaus. In den Punkten Sicherheit, Verkehr und Lärmschutz müssten hier Lösungen gefunden werden. Am einfachsten wäre wohl die komplette Überdachung aller Tribünen, wenngleich eine solche sicher extrem teuer wäre.
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„In Giasing samma dahoam“ - werden Fan-Träume wahr?
„Die Machbarkeitsstudie wird zeigen, was möglich ist in unserem städtischen Stadion", sagt die Referentin für Bildung und Sport, Beatrix Zurek. Dabei gehe es nicht nur um die Zuschauerzahl, sondern vor allem „um eine gute Balance zwischen den Anforderungen der Vereine und den berechtigten Schutzinteressen der Anwohner“ (O-Ton Dieter Reiter). „Wichtig sei, wie ein Umbau „im Einklang mit dem Stadtviertel und mit der Anwohnerschaft des Stadions passieren kann“, meint Zurek.
Die Fans der Löwen dürften darauf hoffen, dass die Machbarkeitsstudie ein Ergebnis liefert, das dem TSV 1860 München einen langen Verbleib in ihrer Heimat ermöglicht. 30.000 Fans im Grünwalder Stadion sind eine Vorstellung, die wohl jedes Löwenherz höherschlagen lässt. Nicht umsonst wird das altehrwürdige Stadion in Liedern der Löwen-Fans besungen und als wahre Heimat des TSV 1860 München bezeichnet (“In Giasing samma dahoam“, „an der Grünwalder Straße daheim“)
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