Ex-1860-Trainer Vítor Pereira verspielt mit dem besten Verein Südamerikas vier Titel in nicht mal zwei Monaten
Mit 1860 München stieg Trainer Vítor Pereira 2017 ab. In Brasilien führt er aktuell den besten Verein Südamerikas von Niederlage zu Niederlage.
Rio de Janeiro – Die Fans von 1860 München haben den portugiesischen Trainer Vítor Pereira sicherlich nicht in guter Erinnerung. Der Übungsleiter konnte die „Löwen“ 2017 nicht vor dem Abstieg bewahren, verlor die Relegation gegen den damaligen Drittligisten Jahn Regensburg und musste schließlich gehen. Im Nachgang rechnete Pereira sogar noch mit seinem Ex-Verein ab.
Während 1860 aufgrund des zahlungsunwilligen Investors Hasan Ismaik den Gang in die Regionalliga Bayern antreten musste, ging es für Pereira über China und die Türkei vor einem Jahr erstmals nach Brasilien zu Topklub Corinthians aus São Paulo, mit denen er keinen schönen, aber erfolgreichen Fußball spielte. Zur neuen Saison, die in Südamerika im Januar beginnt, wurde er überraschend bei Topklub Flamengo aus Rio de Janeiro vorgestellt. Der Verein hatte gerade mit der Copa Libertadores den wichtigsten Vereinswettbewerb des Kontinents gewonnen. Neben dem stärksten Kader des Kontinents mit den brasilianischen Nationalspielern Gabriel Barbosa, Pedro und Everton Ribeiro hat der Verein auch die größte Finanzkraft aller Klubs. Der Gewinn von Trophäen gehört zum Selbstverständnis der Brasilianer. Doch Pereira verspielte bereits den vierten Titel mit Flamengo und das in weniger als zwei Monaten. Nun steht er vor dem Aus.

Ex-1860-Coach Pereira verliert Titel und Derbys mit Flamengo aus Rio de Janeiro
In Brasilien beginnt der Ligabetrieb für den ehemaligen Cheftrainer von 1860 München erst im April. Doch bereits seit Mitte Januar werden die brasilianischen Staatsmeisterschaften ausgetragen, die einen hohen Stellenwert in dem Land haben. Für Flamengo geht es im Bundesstaat Rio de Janeiro gegen zahlreiche unterklassige Klubs sowie die großen Ligakonkurrenten Botafogo, Vasco da Gama und Fluminense zunächst um die „Taça Guanabara“. Nachdem „Mengão“ in diesem Turnier lange eine makellose Bilanz vorweisen konnte und die Tabellenführung innehatte, folgten zwei folgenschwere Niederlagen.
Nach dem Misserfolg gegen Vasco am vergangenen Wochenende gab es in der Nacht von Mittwoch (8. März) auf Donnerstag (9. März) eine 1:2-Niederlage gegen den großen Konkurrenten Fluminense, die aktuell wohl den schönsten und interessantesten Fußball in ganz Südamerika spielen. Das sogenannte „FlaFlu“-Derby wurde bereits über 440-mal ausgetragen und ist von großer Bedeutung für die beiden Klubs. Noch immer hält dieser „Clássico“ den Zuschauerrekord für ein Vereins-Fußballspiel. 1963 sahen 194.603 Menschen das Finale um die Staatsmeisterschaft von Rio zwischen Flamengo und Fluminense. Die jüngste Niederlage im historischen Duell bedeutete jedoch nicht nur den obligatorischen Prestigeverlust, sondern sorgte gleichzeitig am letzten Spieltag der „Taça Guanabara“ für einen Wechsel an der Tabellenspitze. Erzfeind Fluminense gewann den Titel, Pereiras Truppe ging erneut leer aus.
Fans wenden sich gegen ehemaligen 1860-München-Trainer Pereira
Zuvor verspielte der frühere 1860-Coach Vítor Pereria schon den brasilianischen Supercup, in dem es als brasilianischer Pokalsieger gegen den nationalen Meister Palmeiras ging. Anschließend schied Flamengo bei der in Südamerika hoch angesehenen Klub-WM in Marokko bereits im Halbfinale gegen al-Hilal aus Saudi-Arabien aus. Dann folgte die Schmach in der Recopa Sudamericana, dem internationalen Supercup. Dort verlor man gegen den ecuadorianischen Vereine Independiente del Valle, deren Etat nur ein Bruchteil von dem beträgt, was Flamengo an Geldern zur Verfügung steht.
Wie auch schon im Spiel gegen die Ecuadorianer wandten sich die Anhängerinnen und Anhänger von Flamengo nach dem verlorenen „FlaFlu“ gegen Pereiras Team. Der Portugiese sagte auf der Pressekonferenz nach dem Spiel: „Ich verstehe die Fans. Denn sie sind wie ich frustriert, da sie an die Spieler, die ihre Arbeit gemacht haben, geglaubt haben. Und dann verlieren wir dieses Finale. Das ist schwer zu erklären.“ Nachdem der mittlerweile 54-Jährige 1860 München zum Abstieg führte, ist sein Scheitern bei Flamengo, der zahlenmäßig der beliebteste Verein Südamerikas ist, ein noch größerer Misserfolg. Vor nicht mal einem halben Jahr war Flamengo der beste Verein des Kontinents. Aktuell gehört der Verein vom Zuckerhut rein spielerisch nicht mal zur Elite Brasiliens. Vítor Pereiras Anteil daran ist nicht von der Hand zu weisen. Eine baldige Trennung vom Coach ist wahrscheinlich. (jsk)