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"Bis zum Aalen-Spiel passiert nichts"

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Gerhard Poschner
Gerhard Poschner. © sampics / Stefan Matzke

München - Bernd Schuster wird bei den Löwen als heißer Kandidat auf die Trainer-Nachfolge von Ricardo Moniz gehandelt. Sportdirektor Gerhard Poschner hält sich aber noch bedeckt.

Sie verbreitete sich gestern wie ein Lauffeuer, die Meldung wonach der TSV 1860 an einer Verpflichtung von Bernd Schuster als Nachfolger von Trainer Ricardo Moniz interessiert sei. Nach Informationen des Kicker sollen bereits erste Gespräche zwischen dem Verein und dem derzeit arbeitslosen Coach stattgefunden haben.

Sportdirektor Gerhard Poschner hielt sich gestern jedoch bedeckt, wollte sich an den Spekulationen nicht beteiligen: „Ich kommentiere prinzipiell keine Gerüchte“, erklärte der 45-Jährige, angesprochen auf eine mögliche Verpflichtung von Schuster. Nach einem klaren Dementi hörte sich dies nicht an. „Wir müssen diese öffentliche Diskussion jetzt akzeptieren“, meinte Poschner, „wir wollen sie aber nicht noch füttern.“

Im Mai dieses Jahres hatte Poschner noch deutlich abweisender in Bezug auf ein mögliches Trainerengagement des Europameisters von 1980 reagiert. Gegenüber unserer Zeitung wies er ein Interesse an Schuster damals weit von sich. Während sich Poschner und Schuster privat recht nahe stehen, sich ihre beiden Häuser in Marbella in entfernter Nachbarschaft befinden, schien eine berufliche Zusammenarbeit damals illusorisch. Stattdessen sprach der Sportdirektor der Münchner Löwen jovial nur von „meinem Freund Don Bernardo“. Ob bei Poschner seit Mai ein Umdenken stattgefunden hat und er Schuster bald als „meinen Trainer“ bezeichnen wird, steht derzeit noch in den Sternen. „Ich kenne ihn schon lange“, erklärte Poschner. Als eine Andeutung auf ein mögliches Engagement wollte er dies jedoch nicht verstanden wissen: „Denn ich bin nicht der einzige, der ihn lange kennt“, so die kryptische Vollendung seiner Ausführung.

Eines haben die beiden jedenfalls gemeinsam: ein Faible für den spanischen Fußball. Poschner verpflichtete im Sommer bekanntlich etliche Spieler, die zuvor ihr Geld auf der iberischen Halbinsel verdient haben. Neben den drei Spaniern Ilie Sanchez, Edu Bedia und Rodri auch den Albaner Valdet Rama. Stets war Poschner darauf erpicht, dass diese Akteure regelmäßig zum Einsatz kommen – was gelegentlich auch zu Kontroversen mit Ex-Trainer Ricardo Moniz geführt haben soll.

Bei Schuster müsste er sich in dieser Hinsicht wohl weniger Sorgen machen, gilt er doch ebenfalls als Liebhaber des spanischen Fußballs. 13 Jahre lang war der „Blonde Engel“ in der Primera Division aktiv, spielte unter anderem acht Saisons beim FC Barcelona und später auch bei den beiden Madrider Vereinen Real und Atletico. Als Trainer kann Schuster getrost in die Kategorie Wandervogel eingeordnet werden. Bereits für neun Vereine arbeitete er bisher. In der vergangenen Saison stand der 54-Jährige beim FC Malaga unter Vertrag. Nach einem enttäuschenden elften Platz trennten sich der Verein trotz eines bestehenden Fünfjahresvertrags jedoch von Schuster.

Der größte Erfolg seiner Trainerkarriere liegt bereits sechs Jahre zurück – damals gewann er mit Real Madrid die spanische Meisterschaft. Schon in der folgenden Hinrunde wurde Schuster bei den Königlichen jedoch beurlaubt. Genauso erging es ihm bei seiner nächsten Station Besiktas Istanbul, sowie beim FC Malaga. Fraglich, ob Schuster jetzt der richtige Mann ist, um den TSV 1860 zu einem Aufstiegsaspiranten zu formen. Derzeit agiert noch Markus von Ahlen als Löwen-Coach; gestern äußerte er sich im BR zu Schuster. „Ich schätze ihn als Mensch und Fußballer. Es könnte eine interessante Personalie sein”, erklärte der 43-Jährige, der bei einer Verpflichtung Schusters wohl wieder zum Co-Trainer werden würde.

„Bis zum Aalen-Spiel passiert nichts“, stellte Poschner klar. Zumindestens am Freitag sitzt also wieder von Ahlen auf der Trainerbank. „Das letzte Spiel hat nur dann einen Wert, wenn wir die Leistung in Aalen bestätigen“, so Poschner weiter, „sonst war das nur ein Schuss in den heißen Ofen.“ Die nächsten Tage werden auch zeigen, ob es ernst wird mit Bernd Schuster – oder ob auch dieses Gerücht nur ein Schuss in den heißen Ofen ist.

Nino Duit

Alle Löwen-Trainer seit Werner Lorant

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