Legendäres Besäufnis mit Lorant - Michi Hofmann plaudert aus dem Nähkästchen

18 Jahre sind ein langer Zeitraum, in dem viel passieren kann. Beim TSV 1860 ist in den letzten 18 Jahren allerdings so viel passiert, dass diese Zeit wie eine Ewigkeit erscheint.
VON CHRISTIAN STÜWE
18 Jahre sind ein langer Zeitraum, in dem viel passieren kann. Beim TSV 1860 ist in den letzten 18 Jahren allerdings so viel passiert, dass diese Zeit wie eine Ewigkeit erscheint. Am 20. Mai 2000 spielten die Löwen am letzten Spieltag 1:1 beim 1. FC Kaiserslautern und sicherten sich dadurch den vierten Platz in der Bundesliga, der zur Teilnahme an der Qualifikation für die Champions League berechtigte.
Die Rückfahrt im Bus sei „legendär“ gewesen, berichtete der damalige Löwen-Torwart Michael Hofmann nun. Schon eine halbe Stunde nach der Abfahrt waren die Spieler inklusive Trainer Werner Lorant ziemlich betrunken, an einer Autobahnraststätte wurde Nachschub an alkoholischen Getränken besorgt. Da das Starkbier aus der Literdose dann aber doch nicht so gut schmeckte, wurde es kurzerhand über Lorant entleert. Gegen 4.30 Uhr traf der Partybus schließlich in München ein, allerdings stoppte er nicht am Vereinsgelände, sondern direkt vor der Nobeldiskothek P1, wo die Spieler in ihren Trainingsklamotten weiterfeierten.
Profis, die dermaßen über die Stränge schlagen, erscheinen heute unvorstellbar. Genauso wie 1860 in der Champions League. Hofmann, der von 1996 bis 2010 für die Löwen spielte, gab am Donnerstag Anekdoten zum Besten und hatte sichtlich Spaß dabei. Er tat dies im Rahmen der Fußball-Comedy-Show „Rabona“, die zum zweiten Mal in der Fußballkneipe „Stadion an der Schleißheimer Straße“ stattfand. Ins Leben gerufen wurde „Rabona“ von den Sportjournalisten Tobi Schimon und Adrian Geiler, die durch die Show führten und mit Stargast Hofmann plauderten. Zwischen den Gesprächen traten die drei Comedians Mel Kelly, Nico Kosian und Calippo Schmutz auf und sorgten mit ihrem Blick auf das Fußballgeschehen für Lacher bei den 80 Zuschauern.
Im Mittelpunkt stand aber Michi Hofmann. In 249 Pflichtspielen hütete er für die Löwen das Tor, aufgrund seines Einsatzes und seiner Vereinstreue ist er bis heute bei den Fans sehr beliebt. „Ich habe viele Spiele machen dürfen, viele auch auf der Bank erleben müssen“, erzählte er. Mit Konkurrenten wie Simon Jentzsch („ein supergeiler Torwart“), Rainer Berg, Daniel Hoffmann, Timo Ochs oder dem bereits 2012 verstorbenen Bernd Meier kämpfte er um den Platz im Tor und musste sich immer wieder auch mit der Rolle des zweiten Torwarts begnügen. So wie am 13. Oktober 2001, beim Derby gegen den FC Bayern. „Wir führen 1:0 durch das geile Tor von Daniel Bierofka und verlieren dann noch 1:5“, erinnerte sich Hofmann. Am nächsten Tag ließ Lorant die Mannschaft 65 Minuten im Kreis laufen, woraufhin sich einige Spieler krank meldeten und nur noch acht Spieler zum Training erschienen. Daraufhin wurde Lorant entlassen, eine Ära endete. Bereits im Jahr zuvor war 1860 in zwei Spielen knapp in der Champions-League-Qualifikation an Leeds United gescheitert. In beiden Partien stand Hofmann im Tor, die Spiele waren der Höhepunkt seiner Karriere und wohl auch der Höhepunkt in der jüngeren Geschichte des Vereins.
„Rückblickend gesehen ging danach die Misere der Löwen so schleppend los“, sagte Hofmann. Das Herz des langjährigen Torwarts schlägt immer noch für die Giesinger, er selbst betreibt mittlerweile eine Torwartschule, arbeitet als Torwarttrainer für Bayernliga-Tabellenführer Türkgücü-Ataspor und als Experte für ein Streamingportal. Außerdem ist er Botschafter für das „Team Bananenflanke“, das sich für Kinder mit geistiger Beeinträchtigung einsetzt. Aus dem Erlös der Rabona-Show nahm er mehr als 200 Euro für die Kinder mit. An einem unterhaltsamen Abend wurde somit sogar noch etwas für den guten Zweck getan.
Das „Stadion an der Schleißheimer Straße“ ist die „Fußballkneipe des Jahres“ - dafür gibt es auch einen Preis.