„Extrem bedient“: Nach großem Kampf steht 1860 erneut ohne Punkte da – Vrenezi im Pech

Der TSV 1860 München kassiert gegen Jahn Regensburg eine Niederlage. Für Spieler und Trainer eine vermeidbare Niederlage in der 3. Liga.
München – Als das Unheil seinen Lauf nahm, hatte Maurizio Jacobacci den besten Blick aufs Geschehen, den man im Grünwalder Stadion haben kann. In einer der früheren Reporterkabinen über der Haupttribüne sah der 1860-Coach ein ähnliches Drama wie sieben Tage zuvor beim Spiel in Köln, das im Nachgang zu seiner Rotsperre geführt hatte. Ein weiter Schlag segelte in den Strafraum, die Löwen – am Samstag bis zum Schluss zu elft – bekamen den Ball nicht geklärt, vor allem Rechtsverteidiger Kaan Kurt wirkte desorientiert.
TSV 1860 München: Letzte Niederlage gegen Jahn Regensburg in der Allianz Arena
Tobias Eisenhuth, zwei Minuten zuvor eingewechselt, nahm das Geschenk an: Innenpfosten, von dort sprang die Kugel ins Netz. 0:1 – kurz darauf war Feierabend. Der nächste Löwen-K.o. in der Nachspielzeit, von Jahn Regensburg ähnlich überschwänglich bejubelt wie am 30. Mai 2017.
Damals, beim bis Samstag letzten Aufeinandertreffen, war der Jahn durch einen Sieg in der Allianz Arena in die 2. Liga aufgestiegen. In den Relegationsduellen 2017 waren die Löwen ein dankbares Opfer, ein totes Team, das sich aufgegeben hatte. Am Samstag dagegen waren die Löwen ein ebenbürtiger Gegner, ein wehrhaftes Team, das auch ohne sechs Stammspieler und den emotionalen Cheftrainer an der Seitenlinie nahe am Sieg war. Chancen dazu boten sich vor allem dem Ex-Regensburger Albion Vrenezi, der das Lattenkreuz traf (42.) und mit einem weiteren Fernschuss an Jahn-Keeper Gebhardt scheiterte (74.).
„Extrem bedient“: 1860-Kapitän Verlaat enttäuscht nach Pleite
Sehr viel hat nicht gefehlt, und die Jacobacci-Elf hätte der formstärksten Mannschaft dieser 3. Liga (sieben Siege in Folge) erstmals wieder Punkte abgenommen. „Extrem bedient“, fühlte sich Kapitän Jesper Verlaat nach dem Schlusspfiff. Der Spielverlauf sei typisch gewesen – „für die und auch für uns“. Wer seine Chancen nicht nutze, dürfe sich eben nicht wundern, „wenn dann in der letzten Minute noch so ein Ding hinten reinfliegt“.
Für den wie drei seiner Profis (Lang, Kwadwo, Schröter) gesperrten Jacobacci stand am Ende fest, „dass nicht die bessere, sondern die glücklichere Mannschaft gewonnen hat“. Nur vor der Pause hatte er mit seiner neuen Perspektive gefremdelt („Von oben sah alles aus wie Zeitlupentempo“).
Michael Glück feiert Startelf-Debüt für die Löwen
Hinterher, als er seine Loge gegen das vertraute Pressepodium getauscht hatte, lobte er sein ersatzgeschwächtes Team (kurzfristig fielen auch Guttau und Tarnat aus), in der Michael Glück ein starkes Startelf-Debüt feierte: „Schade, dass wir uns für den Aufwand nicht belohnt haben“, haderte Jacobacci: „Wir bekommen in der 92. Minute ein Tor, das so nicht fallen darf. Wir haben genügend Zeit, um diesen Ball zu kalkulieren.“ Köln lässt grüßen. Sein bitteres Fazit: „Am Ende stehen wir wieder mit leeren Händen da.”
Nur mit Pech und Naivität, das weiß auch Jacobacci, lässt sich der momentane Negativlauf aber nicht erklären. Dass Regensburg pro Spiel einen Punkt mehr als die Löwen holt (31 gegenüber 17), muss also Gründe haben. Joe Enochs, sein Trainerkollege, zählte drei Faktoren auf, die ausschlaggebend für den Lauf des Jahn seien. Erstens: „Meine Spieler sind fit und können bis zur letzten Minute Gas geben.“ Zweitens: „Jeder Einwechselspieler, egal wer, kann bei uns den Unterschied machen.“ Drittens: „Die Jungs glauben an sich.“
Zumindest die Punkte zwei und drei sind bei 1860 ausbaufähig. Dass es als Nächstes zu den Bayern-Besiegern nach Saarbrücken geht, muss dabei kein Nachteil sein. Vrenezi, der sich eine Gelbsperre einhandelte (diesmal wirklich), gab eine selbstbewusste Losung für Samstag aus: „Bayern ist eine ganz andere Mannschaft. So einfach geht das nicht gegen uns. Am besten spielen wir wie heute, machen ein oder zwei Tore – und dann gewinnen wir!“ (Uli Kellner)