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TSV 1860: Keine Trainer-Ideallösung in Sicht – Muss Gorenzel länger aushelfen als geplant?

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Von: Uli Kellner

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Neustart: Beim ersten Training seit der Freistellung von Michael Köllner gab Sportchef Günther Gorenzel gestenreiche Kommandos
Neustart: Beim ersten Training seit der Freistellung von Michael Köllner gab Sportchef Günther Gorenzel gestenreiche Kommandos © Stefan Matzke

Der TSV 1860 startet unter Interimstrainer Gorenzel in die post-Köllner-Ära. Eine Dauerlösung auf der Position des Cheftrainers ist derweil nicht in Sicht.

München – Präsident Robert Reisinger war beruflich verhindert, dafür legte Vize Hans Sitzberger eine Arbeitspause ein, um der ersten vom Übergangsduo Günther Gorenzel/Stefan Reisinger geleiteten Trainingseinheit beizuwohnen. Sitzberger (69) Inhaber einer Firma für Straßenreinigung, trug die passende Kleidung für den geplanten Neuanfang bei seinen Löwen:

Arbeits-Overall, gelbe Leuchtweste, Sicherheitsschuhe . . . Weil sich auch das Team nach fünf Niederlagen aus den letzten sieben Spielen aus der Krise malochen muss.

TSV 1860: Willsch und Moll zurück im Mannschaftstraining

Wie üblich, wenn ein Trainer gehen musste, schauten die Kiebitze – also Sitzberger und 20 andere Fans – genau hin: Blüht die Mannschaft auf? Kehrt das Feuer zurück? Es würde dem freigestellten Michael Köllner nicht gerecht, jedes gelöste Lachen und jeden kernigen Zweikampf als Zeichen für Aufbruchstimmung zu werten. Sicher sagen lässt sich nur: Der Wind pfiff eisig über den Einserplatz, bis auf Daniel Wein mischten alle Profis mit, auch Quirin Moll und Marius Willsch, die Köllner für das Belek-Trainingslager ausgemustert hatte. Die Einstellung dürfte also stimmen am Sonntag in Oldenburg – doch wie sieht es mit der Aufstellung aus?

Prominenter Zaungast: Vizepräsident Hans Sitzberger
bei einem Plausch mit Sportchef-Trainer Gorenzel.
Prominenter Zaungast: Vizepräsident Hans Sitzberger bei einem Plausch mit Sportchef-Trainer Gorenzel. © Stefan Matzke

Gorenzel ist bekannt für seine Geheimniskrämerei. Klar, dass er es vermied, den Oldenburgern seine spieltaktischen Ideen auf dem Silbertablett zu präsentieren. Das beliebte Spielchen A- gegen B-Löwen fand also nicht statt. Dennoch weiß unsere Zeitung: Das von Köllner bevorzugte 4-1-4-1 hat ausgedient. Gorenzel plant, eine Sicherung ins Mittelfeld einzubauen, wird künftig tendenziell mit zwei Sechsern spielen lassen (4-2-3-1) – hinter nur noch einem Zehner, der ziemlich sicher Raphael Holzhauser heißen wird. Holzhauser ist der Hoffnungsträger, um den Gorenzel im Winter lange gekämpft hat. Taktisches Opfer wird Martin Kobylanski sein, Köllners Wunschzehner, der bislang nicht so recht gezündet hat im Löwen-Trikot.

TSV 1860: Vize-Präsident Sitzberger schreibt Meisterschaft ab

Und wie schaut’s mit dem Köllner-Nachfolger aus, um den sich der geschäftsführende Sportchef-Trainer auch noch zu kümmern hat? Sitzberger sagte grinsend: „Ich will gar nichts wissen, dann kann ich mich auch nicht verplappern.“ Kein Geheimnis: Es gibt Kandidaten, die konsensfähig wären (Uwe Neuhaus, Torsten Fröhling), aber keinen, der alle restlos überzeugt – wie im November 2019 ein gewisser Michael Köllner. Es steckt viel Anerkennung, aber auch eine gute Portion Kritik in dem Satz, mit dem der Präsident das Wirken des freigestellten Cheftrainers würdigte: „Den Michael Köllner der Saison 2020/21“, sagte Reisinger am Telefon, „den würden wir alle sofort wieder nehmen.“

Ansonsten sieht man es bei 1860 so, dass angesichts der nächsten Gegner (Oldenburg, Meppen, Verl, Halle) keine übertriebene Eile geboten ist. Es dürfte sich kaum ein Löwe finden, der dem Übergangs-Duo Gorenzel/Reisinger keine Siegesserie zutraut. Langfristig gesehen gibt es jedoch Zweifel, ob die Löwen noch mal ganz vorne rankommen können. „Es wird schwer werden, unsere Saisonziele noch zu erreichen“, sagt Reisinger. Selbst Sitzberger, der 1860 grundsätzlich alles zutraut, kündigte an, Allesfahrer Roman Wöll vorzeitig die 100 Euro für eine im sommerlichen Leichtsinn abgeschlossenen Wette auszuzahlen.

Sitzbergers Prognose vor der Saison hatte gelautet: 1860 wird mit Minimum fünf Punkten Vorsprung Meister. „Roman hat gewonnen“, räumte er gestern ein und scherzte: „Vielleicht krieg’ ich ja einen Abschlag, wenn wir jetzt schon abrechnen.“ (ulk)

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