Löwe Jesper Verlaat über das neue 1860-Team: „Ich habe vollstes Vetrauen auf die Jungs“

Es gibt viel Gesprächsstoff bei den Löwen: Kaderumbruch, Saisonziel, Trainer und so weiter. Verlaat hat zu den Thematiken seine eigenen Meinungen.
Windischgarsten – Wer Jesper Verlaat (27) in diesen Tagen beobachtet, sieht einen in sich ruhenden Menschen, der viel lacht – und einen 1860-Profi, der bereit ist, Verantwortung zu übernehmen. Auf dem Feld, neben dem Platz. Verlaat geht auf neue Mitspieler genauso offen zu wie auf Fans mit Selfiewünschen. Der Urlaub habe gutgetan, sagt er, die Akkus seien wieder voll.
Verlaat würde sich auch nicht scheuen, das Kapitänsamt zu übernehmen. All das verriet der Niederländer in einer Presserunde, in der er positiv voraus- aber auch noch mal ein bisschen zurückblickte.
Verlaat über . . .
. . . den Kader-Umbruch bei 1860: „Die Transferphase hat gefühlt erst begonnen. Wenn man eine Stunde offline geht, sieht man danach wieder drei Transfer aus dem Nichts. Ich mache mir da keine Sorgen, vertraue voll den Verantwortlichen. Aber ich habe auch vollstes Vertrauen ins Team, auf die Jungs, die da sind. Ich bin entspannt. Wir werden mit unserer Gruppe, die jetzt da ist, so schnell wie möglich als Team zusammenfinden.“
. . . das vakante Kapitänsamt: „Wir werden sehen, welche Entscheidung der Trainer trifft. Wenn es sich irgendwie ergibt, dann wäre ich sehr glücklich, das Vertrauen zu bekommen. Ich würde die Rolle mit mehr als 100 Prozent annehmen. Noch ist es nicht so weit, aber ich bin auf jeden Fall bereit, noch mehr Verantwortung zu übernehmen.
Es geht ja nicht darum, auf dem Platz irgendwas rumzuschreien, sondern ich werde mehr auf mich schauen, ob ich mehr Einfluss nehmen kann auf Einzelne und vielleicht auch mal jemand zur Seite nehme. Ich will mehr schauen und reinhorchen, was bei jedem Spieler so abgeht.“
. . . Lehren aus der zurückliegenden Saison: „Wir haben die Extreme kennengelernt, ich bin jetzt sehr gut gewappnet. In so kurzer Zeit haben wir alles erlebt: gute Phasen, schlechte Phasen. Und jetzt geht es darum, dass wir eine konstant solide Phase haben. Maurizio Jacobacci hat uns wieder auf einen guten Pfad gebracht. Ich glaube und hoffe, dass wir in dieser Saison besser und ruhiger reagieren, wenn es mal nicht so läuft.“
. . . die Schnaps-Affäre in der Rückrunde: „So was kommt nicht raus, wenn es läuft. Ich will nicht nachtreten. Das, was wir beeinflussen können, zum Beispiel so eine Aktion, das wird in dieser Saison nicht mehr passieren. Nicht nur ich, sondern auch andere Spieler haben das wahrgenommen. Diese Saison wird reagiert – fertig! Ich will hier was erreichen.
Auch Marco Hiller oder Tim Rieder – jeder, der hier ist, will was erreichen. Wenn solche negativen Sachen wieder aufkommen, dann muss scheißegal sein, wie das jetzt beim anderen ankommt – dann muss einfach gesagt werden: Hey, was machst du da? Wir arbeiten alle für ein Ziel. Das ist Mannschaftssport.“
. . . das Saisonziel, das noch keiner definiert hat: „Ich bin mit einem Ziel hierhergekommen – und das Ziel hat sich für mich persönlich nicht geändert. Man muss aber vorsichtiger sein, wie man das kommuniziert. Im Vergleich zur letzten Saison ist es ein krasser Unterschied, allein was den Zeitpunkt der Kaderzusammenstellung betrifft.
Ich sehe das aber nicht negativ. Das ist wieder eine Herausforderung, auf die ich mich freue. Wir sind aber immer noch 1860. Man sollte uns nicht kleinreden. Es ist nicht so, dass wir hier gegen den Abstieg spielen. Wir sind trotzdem ein großer Verein mit Ambitionen.“
. . . den Langstreckenlauf in der 3. Liga: „Wir müssen die Saison auf jeden Fall anders angehen, auch was die Ausrichtung angeht. Lasst die anderen Vereine Ziele aussprechen! Wir konzentrieren uns auf uns. Wir werden da nicht offensiv rangehen. Wir müssen geduldig bleiben, nicht überhastet. Wir hätten selbst in der vergangenen Saison mit Jacobacci noch um den Aufstieg spielen können. Das geht so lange in dieser Liga.“
. . . die negative Energie im Umfeld des Vereins: „Ich habe in meiner ersten Saison gemerkt: Egal wie gut oder wie schlecht es fußballerisch läuft – es gibt immer Themen bei 1860, die besprochen werden. Das können wir als Spieler und als Mannschaft nicht beeinflussen.“
. . . Cheftrainer Maurizio Jacobacci: „Er ist sehr akribisch – er geht in die Richtung Perfektionist. Man hat bei ihm schnell Ansätze gesehen, was er haben will. Er hat seine Spielphilosophie, aber das braucht Zeit. Der Trainer will, dass jeder läuft. Die Stürmer müssen viel ackern, sie sind ja die ersten Verteidiger.
Wenn die Leute vor uns viel richtig machen, wird es für uns hinten einfacher. Deswegen war in den letzten Spielen zu sehen, dass es gemeinschaftlich einfach wieder besser gepasst hat.“
. . . die Favoritenrolle in der 3. Liga: „Wenn man sieht, welche Transfers Sandhausen oder Bielefeld tätigen, dann weiß man, was deren Ziele sind. Das haben die auch klar ausgesprochen, deswegen sind die auch schon selbst ernannter Favorit. Dann gehe ich davon aus, dass die anderen das auch so sehen.“ (Aufgezeichnet von Uli Kellner)