Kommentar zur Jacobacci-Verlängerung beim TSV 1860: Alleine wird er es nicht richten können

Der TSV 1860 hält an Maurizio Jacobacci fest. Ohne Einigkeit der Gesellschafter wird er es schwer haben. Ein Kommentar von Löwen-Reporter Uli Kellner.
Drei Siege, zwei Unentschieden, drei Niederlagen. Die Bilanz von Maurizio Jacobacci liest sich wie das, was die Löwen nie sein wollen: Durchschnitt. Egal in welcher Liga: Mit Mittelmaß gibt sich keiner im Umfeld des Altmeisters von 1966 zufrieden, aber man würde dem Italiener auch nicht gerecht, würde man seine Trainerleistung nur an nüchternen Zahlen messen.
Seine Verdienste, die ihm einen neuen Vertrag eintrugen, sind mehr wert als das Papier, auf dem sie stehen. Weil es der erfahrene Fußballlehrer verstanden hat, sich in kürzester Zeit Zugang zu diesem komplizierten Verein zu verschaffen.
Trainer Maurizio Jacobacci hat den TSV 1860 München wieder zum Leben erweckt
Ein kurzer Blick zurück. Als Jacobacci Ende Februar in Giesing anheuerte, war die Saison bereits verkorkst (neun Punkte auf einen Direktaufstiegsplatz), das Chaos nach einer Trainerbesetzungsposse groß (mal wieder), das Geld knapp (wie immer) und der Blick in die Zukunft wenig rosig. Einer mit dem Ehrgeiz des Italo-Schweizers kam da gerade recht. Einer, der sich von ganz unten hochdiente, keine übertriebenen Ansprüche stellte – und der genau diese Mentalität auf die Mannschaft übertrug.
Auf Spieler, die tief in einer Sinnkrise steckten, die mit dem alles überstrahlenden Köllner irgendwie nicht mehr gewollt hatten und mit dem Technokraten Gorenzel an der Seitenlinie nicht warm wurden. Kurzum: Jacobacci erweckte ein Team zu neuem Leben, das sich im Zustand der Auflösung befand. Seine Leistung ist, dass er den Fußball bei 1860 wieder versachlicht hat. Stammelf, feste Strukturen, schlüssige Spielzüge – kein Hexenwerk, aber mühsame Aufbauarbeit. Wer Verlaat oder Boyamba im Februar spielen sah und jetzt, der ahnt, wie es in manchen Spielerköpfen ausgesehen haben muss.
TSV 1860 München: Alleine kann es Jacobacci nicht richten - die Gesellschafter sind gefordert
Jacobacci ist kein Wundertrainer, der ein Feld von hinten aufrollt, doch er hat gezeigt, dass es sich lohnen könnte, ihm die Verantwortung für die nächste Saison zu übertragen. Die wird schwer genug: Schrumpfetat bei gleichbleibenden Erwartungen.
Es spricht für seinen Ehrgeiz, dass er sich trotzdem den Aufstieg zutraut – eine entsprechende Verlängerungsoption ließ er in seinen bescheiden dotierten Einjahresvertrag einbauen. Klar ist aber auch: Alleine wird er es nicht richten können. Auch die Gesellschafter sind ab sofort gefordert. Sie müssen die Zutaten liefern, die unerlässlich sind, damit Erfolg gedeihen kann: Neben einer vernünftigen Kaderplanung sind das vor allem: Ruhe und Harmonie.