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Köllner und die Löwen: Das verflixte dritte Jahr

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Von: Uli Kellner

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Michael Köllner hat wohl geahnt, dass es im dritten Jahr bei den Löwen schwierig werden könnte, sagt unser Redakteur Uli Kellner.
Michael Köllner hat wohl geahnt, dass es im dritten Jahr bei den Löwen schwierig werden könnte, sagt unser Redakteur Uli Kellner. © Imago/MiS/mm

Die Löwen verlieren zwar selten, doch die Leichtigkeit der Vorsaison ist weg. Woran das liegen könnte, beleuchtet Sportredakteur Uli Kellner in einem Kommentar.

München - Austria Wien ist bescheiden in die neue Saison der österreichischen Admiral-Bundesliga gestartet: Sechs Spiele, vier magere Pünktchen – ergibt den 12. und letzten Tabellenplatz, noch hinter dem Dorfverein TSV Egger Glas Hartberg. Ob Michael Köllner noch hin und wieder an die Austria denkt, mit der er ja einen heißen Frühjahrsflirt hatte? Sein Gedanke könnte sein: Mit mir würde es besser laufen. Es ist ja Köllners Spezialität, kriselnde Traditionsclubs in die Spur zu bringen. Womit wir bei seinem aktuellen Verein wären, dem TSV 1860.

Wie einst den 1. FC Nürnberg hat Köllner den Löwen einen ordentlichen Schub verpasst, als er im November 2019 den schwer frustrierten Daniel Bierofka ablöste. Stabilisierung mit Rekordserie im ersten Jahr, Angriff auf die vorderen Plätze im zweiten Jahr. Nur ein Sieg fehlte, und Köllner hätte auch mit 1860 (wie mit dem FCN) den Aufstieg in die nächsthöhere Liga geschafft. Viele haben im Frühjahr nicht verstanden, dass der Erfolgstrainer die Exit-Lösung Austria prüfte, doch inzwischen zeigt sich: Er scheint eine Vorahnung gehabt zu haben, dass es bei Sechzig schwierig werden könnte, im dritten Jahr noch einen draufzusetzen.

Aus gutem Grund prüfte Köllner die Exit-Lösung Austria Wien

Eine Ausstiegsklausel, von Sportchef Gorenzel weitsichtig in den Vertrag reinverhandelt, verhinderte Köllners Abschied. Gorenzel organisierte auf dem kurzen Dienstweg auch noch drei Wunschspieler des Trainers. Und trotzdem: Es läuft nicht, wie es laufen sollte. Die Löwen verlieren zwar kaum, wirken aber, als müssten sie sich jeden Punkt und jedes Tor unter Höllenqualen erkämpfen. Kapitän Sascha Mölders, im Vorjahr noch als ältester Torschützenkönig gefeiert, tut sich schwer, Angst und Schrecken zu verbreiten – und mit ihm die ganze Mannschaft, der jede Leichtigkeit abhandengekommen ist. Aufstiegsdruck kann lähmen – erst recht bei einer Mannschaft, die ein Jahr lang am Limit gespielt hat.

Damals in Nürnberg wurde es Köllner zum Verhängnis, dass er nicht lauter auf Verstärkungen gepocht hatte. Es wurmt ihn noch heute, dass ihn der Club vor die Tür gesetzt hat - wiederholen soll sich das auf keinen Fall, schon gar nicht in München, wo er sich auch privat wohlfühlt. Sein Flirt mit der Austria lässt sich so interpretieren, dass Köllner den Standort Giesing für limitiert hält. Sportlich, finanziell, auch bezüglich der Stadionfrage. 

Doch Köllner wäre nicht Köllner, wenn er nicht an ein gutes Ende glauben würde. Der Schlüssel zum Aufschwung sitzt in den Köpfen der Spieler – und im Vertrauen des Trainers in seine eigenen Fähigkeiten. Er wirkt nicht nervös, nicht resignativ, sondern beseelt vom Gedanken, erneut mit 1860 für Furore zu sorgen. Der Aufstieg mit den Löwen bleibt sein Traum, ein anderes großes Ziel hat er dank seiner guten Aufbauarbeit erreicht: Köllner ist ab sofort einer, den die Vereine auf dem Zettel haben. Austria Wien lässt grüßen.

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