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Nach Medien-Eklat: Wer die Löwen attackiert und wer 1860 verteidigt

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Geschäftsstelle des TSV 1860 München: Bei den Löwen ist Bild-Reporterin Kristina Ellwanger in Ungnade gefallen.
Geschäftsstelle des TSV 1860 München: Bei den Löwen ist Bild-Reporterin Kristina Ellwanger in Ungnade gefallen. © dpa

München - Keine Ruhe nach dem Eklat bei der Löwen-Presskonferenz. In den Medien wird der TSV 1860 für sein Verhalten attackiert. Es gibt aber auch Unterstützung.

Der Medien-Eklat bei der Löwen-Pressekonferenz schlägt weiter hohe Wellen. Bei der Pressekonferenz vor dem Heimspiel gegen den St. Pauli blockte 1860-Pressesprecherin Lil Zercher Bild-Reporterin Kristina Ellwanger ab: „Es werden hier keine Fragen von Dir beantwortet.“

Der Grund für Zerchers harsches Auftreten: Die Bild-Reporterin hatte über die Degradierung von Karim Matmour und Mobbing-Maßnahmen des TSV 1860 München berichtet. Als bei der Pressekonferenz dann auch noch Trainer Vitor Pereira stumm blieb, verließen Ellwanger und Frank Schneider (Vize-Sportchef Bild Süd) den Mediencontainer.  Damit nicht genug: Die Löwen verweigerten der Bild-Reporterin auch die Akkreditierung für das Samstags-Spiel.

Die drakonischen Maßnahmen der Löwen sorgen seither für Wirbel. Rückendeckung bekamen die beiden Bild-Journalisten nicht nur vom Bayerischen Journalisten-Verband (“mit dem Grundrecht auf freie Berichterstattung unvereinbar“), sondern vor allem von ihrem obersten Boss. Julian Reichelt, Vorsitzender der Bild-Chefredaktionen, der auf Twitter gerne mal scharf schießt, verglich den TSV 1860 München wegen der restriktiven Medienpolitik mit US-Präsident Donald Trump. Reichelt warf den Löwen „Angst vor freier, kritischer Presse“ vor und bezeichnete das Verhalten von 1860 als „armselig“. 

Die Bild macht Front gegen den TSV 1860 München

Während des Spiels des TSV 1860 München gegen den FC St. Pauli legte Reichelt via Twitter nach: Er schlug den Löwen hämisch vor, auch noch den Radiokommentator aus der Allianz Arena zu werfen. Immerhin habe dieser gleich zwei Tore von St. Pauli vermeldet.

Auch Bild-Print-Chefredakteurin Tanit Koch meldete sich via Twitter zu Wort. Sie kommentierte die Aufforderung des Löwen Accounts „"Alle in die Arena!" mit dem Tweet „"Alle in die Arena"? Ihr meint: Alle, bis auf kritische Reporter - die habt Ihr doch nicht gern.“

Sieht also so aus, als ob die Bild nun massiv Front gegen den TSV 1860 München macht. Übrigens: Die ausgesperrte Löwen-Reporterin Kristina Ellwanger blieb bislang via Twitter stumm. Sie retweete lediglich die Statements ihrer Chefs Reichelt und Koch.

Unterstützung für Ellwanger kam aber nicht nur aus dem Hause Springer. Unter anderem stellte sich auch Holger Schmidt, Sportbüroleiter West bei der Nachrichtenagentur dpa, hinter seine Kollegin. Er meinte auf Twitter zu Ellwangers Matmour-Bericht, der die Löwen verstimmt hatte. „Wenn Medien für solche Berichte Maulkörbe kriegen, dann gute Nacht.“

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Das Fußball-Fachblatt Kicker meinte zum Verhalten der Löwen bei der Pressekonferenz: „Wieder schrieben die Giesinger eine skurrile Randgeschichte.“  

Im Münchner Merkur schrieb Sport-Redakteur Armin Gibis über das Vorgehen des TSV 1860 München gegen kritische Journalisten: „Bei seiner Medienarbeit hat der TSV 1860 in der jüngeren Vergangenheit nicht davor zurückgeschreckt, sich hierzulande eher unüblicher Mittel zu bedienen.“ Die Episode am Freitag bei der Pressekonferenz nannte er einen „in München bislang einzigartigen Vorgang“.

Nachwuchs-Journalist solidarisiert sich mit dem TSV 1860 München

Solidarität mit dem TSV 1860 zeigt hingegen Nachwuchs-Journalist Alex Augustin. Er positioniert sich auf der Seite „dieblaue24“ klar pro Löwen. In einem Gastbeitrag mit dem Titel „Konstruierter Skandal“ hielt Augustin der Bild im Falle Matmour Stimmungsmache vor vor. „Die Löwen und Matmour haben sich (nach zugegeben ziemlich kurzer Zeit) einfach auseinander gelebt - ein ganz normaler Vorgang, nicht nur im Fußball.“ Es sei nur professionell, wenn der Verein Anfragen zum Thema Matmour mit dem Verweis auf „eine interne Angelegenheit“ abblocke.  „So wird einem Thema, das nur aufgebauscht wird, um Unruhe in den Verein zu bringen, schnell der Ofen ausgemacht.“

Er hält den Bild-Journalisten vor, am Eklat bei der Pressekonferenz nicht ganz unschuldig zu sein. Der „Löwe seit frühester Kindheit“ (Zitat blaue24) will das Verhalten seiner Kollegen nicht gutheißen. „Als Journalist sollte man sich in solchen Angelegenheiten eigentlich solidarisch mit seinen Kollegen zeigen. Wenn aber laufend Themen, die wie die Causa Matmour nicht einmal zum Skandälchen taugen, unnötig aufgebauscht werden, nur um ganz offensichtlich dem Verein eins auszuwischen, dann fällt das doch eher schwer.“

Mit solchen Kommentaren dürfte man sich beim TSV 1860 München durchaus Freunde machen.

fro

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