Das Problem beim angebahnten Trainercoup: Beierlorzer steht noch bis Sommer bei RB Leipzig unter Vertrag, wo er auch seine letzten Einsätze an der Seitenlinie hatte. Zunächst als Assistent von Jesse March, danach als Interimscoach – bis sich die Leipziger mit Domenico Tedesco einig waren. Ehe Beierlorzers Vertrag mit RB aufgelöst ist, geht gar nichts – und dann steht ja noch das finale Okay der Löwen-Gremien aus.
Gorenzel sprach sicher nicht ohne Grund vom Wunschkandidaten der Geschäftsführung. Ob die beiden Gesellschafter ebenso begeistert von der Lösung sind, sagte er nicht. Aber irgendeinen Grund muss es ja haben, dass sich die Sitzung in der Nacht zum Freitag so quälend lange hinzog.
Genau das ist Beierlorzer aber wichtig, wie unsere Redaktion weiß. Dass alle ihn wirklich wollen. Dass ein Arbeitsverhältnis harmonisch startet – und nicht vorbelastet durch interne Scharmützel.
Um Kompromisse zu machen, hat der gebürtige Erlanger in seinen letzten Trainerjahren zu viel erlebt, Positives wie Negatives. Bei RB galt er als Zögling von Ralf Rangnick. Zwischen seinen Leipziger Jahren (2014 bis 2017 und ab 2021) stand er auch für Köln, Mainz und Regensburg an der Seitenlinie – mal mehr und mal weniger erfolgreich. Beim Jahn hatte er seine beste Zeit, wurde einmal Fünfter und einmal Achter.
Bei den Löwen, die derzeit Tabellenachter in der 3. Liga sind, käme eine Herkulesaufgabe auf Beierlorzer zu. Nach missglücktem Start ins neue Jahr (drei Niederlagen in fünf Spielen), Köllner-Entlassung und Notbetreuung durch Gorenzel wirkt die Mannschaft verunsichert, teilweise fast desolat. Vom Aufstieg, der das Saisonziel war, redet kaum einer mehr. Präsident Robert Reisinger sprach zuletzt vom Erreichen des DFB-Pokal-Platzes als neuem Ziel.
Ob Beierlorzer die Löwen wieder in die Spur kriegen würde? Er steht für aktiven Fußball, seine Teams zeichnen sich durch hohe Lauf- und Zweikampfintensität aus – all das, was bei 1860 zuletzt auf der Strecke geblieben ist. Fun fact am Rande: Einst bei Fürths U 17 wurde Beierslorzer von Michael Köllner abgelöst – nun könnte es umgekehrt laufen. Voraussetzung ist, dass alle Parteien ihre Hausaufgaben erledigen, was sich bis Anfang nächster Woche hinziehen könnte.
Angesprochen auf Verl, den Heimspielgegner am Sonntag (13 Uhr, MagentaSport), sagte Gorenzel, der zum dritten Mal als Trainer aushelfen muss: „Momentan ist es so, dass wir selbst unser größter Gegner sind.“