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Staudes Blitztreffer stoppt das Kopfkino - und am Montag sind alle Löwen Türkgücü-Fans...

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Keanu Staude läuft gebückt und lächelt.
Blitzstarter Staude: Bereits nach 42 Sekunden schoss der Winterzugang 1860 in Halle in Führung. © Stefan Matzke / Sampics

Wenn du denkst, es geht nichts mehr... kommt der Lieblingsgegner aus Halle daher. Wie beim 6:1 im Hinspiel schießen sich die Löwen gegen den HFC ihren Frust von der Seele: 4:0-Gala als Reaktion auf die 0:1-Pleite von Duisburg, die einen Köllnerschen Grantelanfall nach sich zog. Geht jetzt doch noch was im Aufstiegskampf? Es hängt auch davon ab, wie Türkgücü am Montag gegen Rostock spielt.

Kurz vor dem Halbzeitpfiff legte auch Dennis Dressel seine Zurückhaltung ab. In der fünften Minute hatte der Aushilfssechser noch den Pfosten getroffen, diesmal machte er es wie im Hinspiel und jagte die Kugel aus dem Rückraum ins Tor des HFC. 3:0 für 1860 hieß es zur Pause, 4:0 am Ende, was die Kräfteverhältnisse immer noch unzureichend widerspiegelte.

 Auch sieben, acht Löwen-Tore wären möglich gewesen, nachdem Keanu Staude bereits nach 42 Sekunden seinen Einstandstreffer markiert hatte. Wie beim 6:1 im November war Halle der ideale Aufbaugegner nach einer Woche voller Selbstzweifel. Nicht nur Startelf-Debütant Staude und Dressel (erstes Tor seit seinem Viererpack im Hinspiel) stärkten ihr Selbstvertrauen. Auch Winterzugang Nummer eins, Merv Biankadi, erzielte ein Traumtor. Kapitän Sascha Mölders war es beim Verwaltungsakt nach der Pause vorbehalten, mit seinem 16. Saisontreffer den höchsten Auswärtssieg des TSV 1860 in der 3. Liga zu besiegeln.

Dennis Dressel nimmt im Training des TSV 1860 Maß.
Lieblingsgegner Halle: Fünf seiner sieben Saisontore erzielte Dennis Dressel gegen den HFC. © Stefan Matzke / Sampics

 Nicht mal das doppelte Scheitern von Phillipp Steinhart am Elfmeterpunkt nach einer halben Stunde fiel ins Gewicht (den nach einem Klammerfoul an Mölders fälligen Strafstoß parierte HFC-Keeper Sven Müller, den Nachschuss schob Steinhart am Tor vorbei). „Ich glaube, man hat heute von der ersten Minute an gesehen, dass wir das Spiel unbedingt gewinnen wollten“, kommentierte Mölders, der trotzig anmerkte: „Vor dem Spiel waren wir noch die Deppen.“ Diesmal hätte man gut gespielt und gewonnen. Im Gegensatz zu den letzten Wochen, fügte der Kapitän noch hinzu.

 Zwei Fragen blieben am Ende eines unterhaltsamen Nachmittags offen. Erstens: Wie ist es möglich, dass Halle einen soliden 12. Platz in dieser Liga belegt? Ein Gegner, der am Samstag bestenfalls Regionalliganiveau hatte und in zwei Duellen zehn Tore von 1860 eingeschenkt bekam (1:10 Tore). Zweitens, die aus Giesinger Sicht drängendere Frage: Warum laufen die Löwen erst wieder zur Hochform auf, nachdem der Aufstiegszug fast ohne sie abgefahren ist? Den Leistungsabfall in den letzten Spielen hatte Michael Köllner unter der Woche mit einem selten erlebten Grantelanfall quittiert. Am Samstag wirkte er zufrieden mit der Reaktion, beließ es aber bei einem knappen Kommentar. Ein „stabiler 4:0-Auswärtssieg“ sei das gewesen, merkte der 1860-Coach an und überließ die Detailanalyse dem Sportchef.

 „Es ist im Fußball manchmal so, dass es paar Spiele nicht so läuft“, dozierte Günther Gorenzel bei MagentaSport: „Wenn du einige Runden nicht die erwarteten Ergebnisse gebracht hast, dann beginnt das Kopfkino. Das ist ganz normal. Du hast junge Spieler, teilweise sensible Charaktere im Team. Deswegen war es extrem wichtig, dass Keanu, der ein unbekümmerter Spieler ist, das frühe Tor gemacht hat.“

Du hast junge Spieler, teilweise sensible Charaktere im Team. Deswegen war es extrem wichtig, dass Keanu, der ein unbekümmerter Spieler ist, das frühe Tor gemacht hat.

1860-Sportchef Günther Gorenzel über den Blitztreffer von Winterzugang Staude.

 Ob der Befreiungsschlag von Halle zu mehr als einem Lebenszeichen taugt, wird sich im Laufe dieser Woche erweisen. Zunächst werden am Montag alle Löwen-Fans dem Stadtrivalen Türkgücü die Daumen drücken (19 Uhr, live bei MagentaSport). Ein Sieg des Aufsteigers über den Tabellendritten Rostock käme einer Steilvorlage fürs Nachholspiel zwei Tage später gleich. „Jetzt spielen wir Mittwoch in Lübeck“, blickte Mölders voraus: „Das wird ein schweres Spiel. Dort wollen wir auch drei Punkte holen.“

 Ganz im Sinne von Gorenzel, der am Samstag wenig Ansatzpunkte für Verbesserungen sah: „Das Einzige, was es zu bekritteln gibt: Wir können in der ersten Hälfte mehr Tore machen. Wir haben noch mehrere Großchancen gehabt. Das ist der nächste Schritt, den die Mannschaft gehen muss.“ Sollte Halle ein Charaktertest gewesen sein, war Gorenzel hochzufrieden: „Heute haben die Jungs ihr Herz auf den Platz geworfen.“

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