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Gorenzel zur Löwen-Krise: „Der Schlüssel liegt im mentalen Bereich“

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Von: Uli Kellner

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1860-Sportchef Günther Gorenzel trägt bunte Stangen
„Es gibt einen ganz klaren Plan“: 1860-Sportgeschäftsführer Günther Gorenzel. © Imago

Auf der Pressekonferenz vor der Partie in Zwickau gab sich Trainer Michael Köllner betont kämpferisch. Derweil setzt Gorenzel in den Köpfen der Spieler an...

München - Nachdem Sportchef Günther Gorenzel in Teil eins unseres Interviews über die Löwen-Krise an sich, finanzielle Zwänge und Trainer Michael Köllner gesprochen hat, äußert er sich im zweiten Teil zu Fitness-, Etat- und Zukunftsfragen.

Herr Gorenzel, es gibt Beobachter, die Fitness- und Konditionsmängel beim Team vermuten. Stichwort späte Gegentore. Sehen Sie die auch als ausgebildeter Fußballlehrer?

Gorenzel: Ich glaube, dass bei einigen Spielern ihre Corona-Infektionen nachwirken. Einige sind daher nicht 100 Prozent bei Kräften, dazu kommt der mentale Rucksack.

In den vergangenen fünf Heimspielen gab es jeweils mindestens zwei Gegentore. Deutlich zu viele, wenn man Ambitionen in der Liga hat.

Gorenzel: Fakt ist, dass zu viele Fehler passieren. Wenn du vorne mitspielen willst, brauchst du Konstanz in allen Details und Abläufen – offensiv wie defensiv.

„Ich bin im intensiven Austausch mit den Spielern. Mir liegt kein endgültiger Betrag vor, aber ich bin es gewohnt, stufenweise zu planen.“

1860-Sportchef Günther Gorenzel.

Hilfreich ist auch ein fußballerischer Plan. Momentan ist weder ein durchdachtes Angriffsspiel zu erkennen, noch ein kompaktes Defensivkonzept. Alles wirkt zufällig, hilflos, konfus.

Gorenzel: Ich bin ja sehr nah dran am Team und bekomme mit, was der Trainer den Jungs mit auf den Weg gibt. Da gibt es einen ganz klaren Plan, ein ganz klares Konzept. Die Frage ist, wie es ausgeführt wird – und da sind wir dann wieder bei der Blockade im Kopf. Im DFB-Pokal waren wir auf Augenhöhe mit Zweitligisten – das kann ja nicht alles verloren gegangen sein.

Wo kann man da auf die Schnelle den Hebel ansetzen? Die nächste Englische Woche steht ja schon bevor – mit Spielen am Samstag in Zwickau, am Dienstag gegen Lautern und am Freitag gegen Verl.

Gorenzel: Der Schlüssel liegt ganz klar im mentalen Bereich. Ich habe den Eindruck, dass Michael Köllner gerade im psychologischen Bereich viel mit der Mannschaft arbeitet.

Müssen sich die Fans mittelfristig auf Abstiegskampf einstellen? Für die neue Saison ist ja ja auch eine Etatkürzung angekündigt, laut Ihrem Geschäftsführerkollegen um 30 Prozent.

Gorenzel: Marc Pfeifer bezieht sich auf den Etat Stand jetzt. Fakt ist: Bei 1860 führen wir zum vergleichbaren Zeitpunkt immer die gleichen Diskussionen – und am Ende haben wir noch immer vernünftige Lösungen hinbekommen, finanziell und darauf aufbauend sportlich.

Wenigstens scheint der Weg jetzt frei zu sein, die Pokal/Sponsoring-Zusatzeinnahmen in Höhe von 800 000 Euro in den Kader fließen zu lassen. Wann verlängert Hiller, wann folgen Lang, Greilinger, Neudecker?

Gorenzel: Ich bin im intensiven Austausch mit den Spielern. Mir liegt kein endgültiger Betrag vor, aber ich bin es gewohnt, stufenweise zu planen.

„Beide Gesellschafter haben mir ganz klar signalisiert, dass ich die nächste Saison planen soll.“

1860-Sportchef Günther Gorenzel.

Welche Perspektive sehen Sie überhaupt bei 1860? Nicht nur im Hinblick auf den Aufstieg, auch hinsichtlich des Stadions scheint ja wenig voranzugehen.

Gorenzel: Das zu bewerten, ist nicht meine Aufgabe. Mein Augenmerk gilt der Herausforderung, aus den zur Verfügung stehenden Mitteln das Beste rauszuholen.

Nicht nur der Trainer, auch Sie selbst sind ja im Herbst in die Kritik geraten. Gehen Sie davon aus, dass Sie auch im Sommer noch mit von der Partie sind?

Gorenzel: Beide Gesellschafter haben mir ganz klar signalisiert, dass ich die nächste Saison planen soll – und das mache ich, Tag für Tag.

Und Köllner? Beendet 1860 auf jeden Fall mit ihm die Saison?

Gorenzel: Von Fangfragen lasse ich mich nicht locken. Wir sprechen von unserem Trainer, der vor wenigen Tagen noch als Rekordtrainer bezeichnet wurde. Fakt ist: Michael Köllner hat noch ein Jahr Vertrag und es geht jetzt darum, sich auf die aktuelle Situation zu konzentrieren, sie zu stabilisieren. Alles andere sind Spekulationen, an denen ich mich generell nicht beteilige.

Angenommen Sie wären bei einem Verein ohne die Zwänge, die es bei 1860 gibt – und mit mehr Handlungskompetenzen. Was würden Sie machen, um die verworrene Lage zu lösen?

Gorenzel: In dieser Frage stecken mir zu viele Konjunktive, ich lebe im „hier und jetzt“ und arbeite an Lösungen mit den aktuellen Voraussetzungen.

Interview: Uli Kellner

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