Unter dem Strich haben wir einen Punkt mitgenommen. Der ist in Meppen immer viel wert.
Besonders viel ist er wert, wenn man bedenkt, dass die Löwen die inoffizielle Aluminiumwertung mit 1:3 verloren hatten. Meppen hatte vor der Pause ans rechte Gestänge geholzt (Al-Hazaimeh, 27.) und später noch zweimal die Latte getroffen (Fedl, Fassbender). 1860 benötigte ein Schienbein der Hausherren, um wenigstens einen Pfostentreffer zu verbuchen (Fast-Eigentor von Fedl, 48.), musste sich aber vorhalten lassen, den Sieg bei zwei „Riesen-Konterchancen“ (Köllner) nicht eingetütet zu haben. Ein Flugkopfball von Lex wurde auf der Linie geklärt (79.), und nachdem Biankadi einen beherzten Goden-Vorstoß nicht veredeln konnte, nahm das Schicksal seinen Lauf: Tankulic, Feigenspan – selbst der zuvor überragende Marco Hiller war bei Meppens Last-Minute-Ausgleich machtlos.
„Am Ende haben wir wie gegen Braunschweig zu wenig gemacht, haben es nicht konsequent verteidigt – das war der Knackpunkt“, kommentierte Realist Richard Neudecker, der die Löwen per Traumtor zur Führung gelupft hatte (24.): „Am Ende ist das 1:1 leider verdient, muss man schon sagen. Wir hatten heute auch echt viel Glück.“
Festzuhalten bleibt, dass die Löwen ab sofort weniger Geschenke verteilen sollten, wenn das noch was werden soll mit einer ernsthaften Verwicklung in den Aufstiegskampf. Dem Stadtduell bei Türkgücü am Mittwoch (19 Uhr, MagentaSport) kommt nun erhöhte Bedeutung zu, was Köllner allerdings nicht in dieser Endgültigkeit stehen lassen wollte. „Ich glaube schon, dass wir für die Englische Woche gerüstet sind“, sagte er zum Thema mentale und körperliche Frische: „Meppen ist jedes Mal ein gewaltiger Ritt, aber die 20 Minuten Fahrt ins Olympiastadion werden wir hinkriegen. Und warum sollten die Spieler nicht in der Lage sein, alle vier Tage 90 Minuten Fußball zu spielen?“
An was sich Köllner beim Solo-Heimflug wegen seines Rückens klammern durfte: 1860 bleibt ungeschlagen (zum sechsten Mal), auswärts eine Macht (zuletzt 13 von 15 Punkten) – und bei der Wahl zum „Tor des Monats“ dürfte nach langer Zeit mal wieder ein Löwe vertreten sein: Zauberfuß Neudecker. „Das ist einfach überragende Qualität – die hat Richie im Moment“, schwärmte der Coach: „Schon deshalb bin ich froh, dass ich heute dabei war.“